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Im Dreieck Linz-Wels-Steyr

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Innerhalb dieser fast gleichgebliebenen Bevölkerungszahl erfolgte eine leider keineswegs harmonische Entwicklung, vor allem erfolgte eine weitere Bevölkerungskonzentration im oberösterreichischen Zentralraum, im Dreieck Linz-Wels-Steyr. Hier leben heute 40 Prozent der oberösterreichischen Gesamtbevölkerung (gegenüber 37,7 Prozent im Jahre 1951). Die in den letzten 25 Jahren zu beobachtende Tendenz ist wohl etwas schwächer geworden, im wesentlichen aber unverändert geblieben. Während das Wachstum der Landeshauptstadt Linz sichtbar nachgelassen hat (in den letzten Jahren betrug die Bevölkerungszunahme 11.521 Personen oder sechs Prozent), war das Wachsen der Stadtrandgemeinden weiterhin enorm: die größte relative Bevölkerungszunahme (von 179 Prozent!) hat Pasching bei Linz. Absolut wie relativ in der Spitzengruppe steht die Linzer. Randgemeinde Traun (Bevölkerungszunahme von 63 82 Personen oder 66 Prozent), die bei der letzten Bevölkerungszahl die neuntgrößte Gemeinde Oberösterreichs war, heute aber an vierter Stelle gleich hinter Linz, Wels und Steyr steht. In dem rund 40 Quadratkilometer umfassenden Ergänzungsgebiet von Linz wohnen heute bereits 25.000 Menschen; neben den genannten hat Leonding eine Zunahme von 25 Prozent aufzuweisen, Asten hat seine Einwohnerzahl rund verdoppelt.

Die Hälfte der Gemeinden aber hat Bevölkerungsverluste

Diese gemilderte Fortsetzung der seit Kriegsende zu beobachtenden Ballungserscheinungen wäre nun nicht allzu bedenklich, würden die anderen Viertel Oberösterreichs eine halbwegs normale Weiterentwicklung zeigen. Aber gerade das Gegenteil davon ist der Fall. Neben 135 Gemeinden, die eine Bevölkerungszunahme aufzuweisen haben (38 Gemeinden allein mit einer Bevölkerungszunahme von mehr als zehn Prozent!), finden wir in Oberösterreich fast doppelt soviel Gemeinden, insgesamt 234, die Bevölkerungsverluste aufzuweisen haben, die also kleiner sind als vor zehn Jahren. Während bei 135 Gemeinden die Bevölkerungsverluste geringfügig sind und unter zehn Prozent liegen, liegt der Bevölkerungsverlust bei 88 Gemeinden zwischen 10 und 20 Prozent, bei weiteren elf Gemeinden sogar über 20 Prozent. 174 Gemeinden haben allein eine kleinere Einwohnerzahl als 1934!

Die kleinen Gemeinden werden kleiner...

Bei den Gemeinden in der Größenordnung zwischen 2000 und 5000 Einwohnern ist die Zahl der zu- und abnehmenden Gemeinden wohl noch gleich groß, immerhin ist hier die Bevölkerungszunahme erstmals deutlich sichtbar — ähnlich wie bei den kleineren Gemeinden die Bevölkerungsabnahme überwiegt und unübersehbar ist. So haben die Gemeinden mit weniger als 500 Einwohnern fast ausnahmslos eine Bevölkerungsabnahme zu verzeichnen; sie verloren insgesamt rund sieben Prozent ihrer Einwohner. Nicht viel günstiger ist die Lage der Gemeinden, deren Einwohnerzahl zwi-

schen 500 und 1000 liegt: 71 verzeichnen Verluste, und nur 22 Zunahmen; selbst in der Größenordnung zwischen 1000 und 2000 Einwohnern überwiegen die Verluste: 110 hatten Verluste aufzuweisen, und. nur 76 konnten die Bevölkerungszahl vergrößern.

Trotz allem: nur geringer Rückgang der landwirtschaftlichen Bevölkerung

Diese Entwicklung wäre schließlich noch sichtbarer, wäre in Oberösterreich der Rückgang der landwirtschaftlichen Bevölkerung noch in verhältnis-

mäßig engen Grenzen gehalten worden. Der Anteil der landwirtschaftlichen Bevölkerung macht im einstigen „Bauernland“ Oberösterreich wohl nur noch ein Fünftel aus. Man kann anderseits aber auch sagen: immerhin noch 20,3 Prozent, und darauf verweisen, daß der Rückgang der landwirtschaftlichen Bevölkerung Oberösterreichs von 5,5 Prozent nach Salzburg der geringste aller österreichischen Bundesländer ist. Der Anteil der landwirtschaftlichen Bevölkerung in Oberösterreich ist übrigens auch der viertgrößte nach dem Burgenland (mit 33,6 Prozent landwirtschaftlicher Bevölkerung), der Steiermark (mit 22,9 Prozent) und Niederösterreich (mit 21,7 Prozent).

Werden Schritt für Schritt Leerräume entstehen?

Immerhin ist die Bevölkerungsabnahme in weiten Teilen des Landes kein erfreuliches Zeichen, dies um so weniger, als davon ganze Räume erfaßt wurden. Gewiß ist die Bevölkerungsabnahme der Gemeinden des Salzkammergutes um rund 2500 Einwohner nicht bedrohlich, diese Bevölkerungsabnahme betrifft aber — von Oberhaun abgesehen — gleichmäßig alle Gemeinden, und im Salzkammergut sogar auch die Städte. Bad Ischl rückte in Oberösterreich von der vierten an die sechste Stelle aller oberösterreichischen Städte, Gmunden fiel vom 5. auf den 7. Platz zurück, Ebensee vom 7. auf den 9., Altmünster vom 13. auf den 16., Goisern vom 17. auf den 19.

Ähnlich ist die Situation des Innviertels, wo nur 12 Gemeinden eine Bevölkerungszunahme aufzuweisen haben, während 14 Gemeinden eine im wesentlichen unveränderte Bevölkerungszahl und 86 Gemeinden einen zum Teil sogar erheblichen Bevölke-

rungsverlust aufzuweisen haben. Auch die Metropole des Innviertels hat eine Bevölkerungsabnahme aufzuweisen, sank* wieder unter die 10.000-Grenze, und vom 8. auf den 10. Platz innerhalb der oberösterreichischen Gemeinden.

Bei dieser Entwicklung ist es vorerst noch ein Lichtblick, daß das nördliche Grenzgebiet Oberösterreichs seine Positionen im wesentlichen gehalten hat. Luftlöcher und Hohlräume, die normalerweise unerfreulich sind, könnten hier lebensgefährlich werden. Wenn natürlich auch die allgemeine Tendenz im Mühlviertel spürbar ist, so sind es doch vor allem zwei Umstände, die die etwas günstigere Situation hervorrufen bzw. die auch hiei spürbare Tendenz verschleiern: die höhere Geburtenquote des Mühlviertels und der kurze Anmarschweg für Pendler in den oberösterreichischen Zentralraum, vor allem Linz.

Die Mühlviertier Bezirke von Urfahr und Freistadt gehören heute praktisch zum Vorfeld von Linz: hier finden wir kaum Bevölkerungsabnahmen, Freistadt selbst konnte eine leichte Bevölkerungszunahme verzeichnen und hielt seinen Platz an 23. Stelle der oberösterreichischen Städte. Diese Bezirke überdecken allerdings auch die weniger erfreuliche Entwicklung des übrigen Mühlviertels, vor allem entlang der bayrischen, tschechischen, aber auch niederösterreichischen Grenze, wo die verkehrsferne Lage und die ungünstigen landwirtschaftlichen Verhältnisse zur heutigen Situation führen. Auch wenn die Bevölkerungsabnahme in den Gemeinden noch nicht erschreckend ist und nur selten die Zafanprozentgrenze erreicht oder überschreitet, so ist doch eine ortschaftsweise Untersuchung erschrek-kend, wo eine zunehmende Entvölkerung nur allzu deutlich ist. Eine sorgfältige Beobachtung und wache Hilfe für diese Gebiete wird gerade hier in Hinkunft das Gebot der Stunde sein.

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