6856471-1977_17_21.jpg
Digital In Arbeit

Intaktes Wohnbauförderungssystem

Werbung
Werbung
Werbung

Für die Wohnbauförderungsmaßnahmen können naturgemäß nur so- viele Mittel vergeben und verteilt werden, als Einnahmen durch Wohnbauförderungsbeiträge, vor allem nach dem Wohnbauforderungsgesetz 1968 aus dem Anteil an der Lohnsteuer, Einkommenssteuer, Kapitalertragssteuer und Körperschaftssteuer ein- gehen. Von den zweckgebundenen Mitteln des WFG 68 werden dann 10 Prozent dem Wasserwirtschaftsfonds und 1 Prozent der Wohnbauforschung zugewiesen. 89 Prozent werden nach einem im Gesetz festgelegten Prozentsatz auf die Länder aufgeteilt und ihnen vierteljährlich überwiesen.

„Die Länder haben“, heißt es im Gesetz, „nach Maßgabe der Bedingungen dieses Bundesgesetzes“ ihre Landesforderung auszurichten, wobei es ein Vorteil ist, daß hier die länderweise sehr verschiedenen Probleme in gewisser Weise bei den einzelnen Förderungsmaßnahmen Berücksichtigung finden können. ‘

Vorarlberg kann als klassisches Land einer zeitgemäßen Wohnbauförderung angesehen werden, und es wurden tatsächlich auch Wohnbauleistungen erreicht, die weit über dem österreichischen Durchschnitt liegen. Wurden in Österreich im Jahre 1975 9,2 Neubauwohnungen auf 1000 Einwohner erstellt, so waren es im öster- reichdurchschnitt nur 6,5 Wohnungen. Vorarlberg wurde nur von Salzburg übertroffen und hat Wien (4,5 Wohnungen pro 1000 Einwohner) um 100 Prozent überflügelt. Ähnlich sah es 1974 aus: Vorarlberg baute 10,8 Wohnungen und Österreich gesamt nur 6,7 Wohnungen auf 1000 Einwohner. Dabei ist aber zu berücksichtigen, daß Vorarlberg auch bei der Wohnungsgröße und bei der sonstigen Wohnungsqualität schon seit Jahren in Österreich mit Abstand an der Spitze liegt.

Diese großartigen Erfolge haben mehrere Ursachen, von denen die Bereitschaft der Bevölkerung, auch der sogenannten „kleinen Leute“, ihren Familien ein schönes, modernes Heim auch unter Opfern zu schaffen, besonders erwähnt werden muß. Darüber hinaus ist aber das Zusammenspiel zwischen finanziellen Möglichkeiten und den Förderungssjjtzen immer beachtet worden. Der Eigentumsgedanke wurde bis hinein in den Bereich der Sozialwohnungen gefordert. So können vor allem auch bei der großen Wohnbaugesellschaft des Landes und der Gemeinden, VOGEWOSI, unter günstigen Bedingungen Mietwohnungen in das Eigentum übertragen werden. Die dadurch gewonnenen Mittel fließen wieder dem verstärkten Wohnbau zu.

Soziale Komponente im Vordergrund

Die soziale Komponente spielt in der Wohnbauförderung in Vorarlberg eine große Rolle. So sind etwa die Förderungssätze für Mietwohnungen besonders günstig. Vor allem aber wird bei hohen Wohnkostenbelastungen die Wohnbeihilfe wirksam. Schon 1960, also acht Jahre vor einer bundesweiten Regelung nach Vorarlberger Vorbild, wurde die Wohnbeihilfe als soziale Subjektförderung für einkommensschwache Wohnungswerber und kinderreiche Familien eingeführt, wozu die Mittel dem Landeswohnbaufonds entnommen wurden, mit dem Vorarlberg ebenfalls anderen Bundesländern ein Beispiel gab.

Für die Summe aller Förderungsmaßnahmen, die auch Eigenmittelersatzdarlehen, Zivilschutzräume, Kinderspielplätze, Tiefgaragen, Wohnbeihilfen für Mieter und Eigentümer und die Förderung von Wohnungsverbes- serungen beinhalten, hat Vorarlberg nach dem Wohnbauförderungsgesetz 1968 durch Zuschüsse des Landes und der Gemeinden zum Landeswohnbaufonds sowie durch Darlehensrückflüsse 1977 etwa 488 Millionen Schilling zur Verfügung. Damit werden, wie Landesrat Dipl.-Vw. Gasser als Wohnbaureferent der Landesregierung feststellte, nach dem Wohnbauprogramm 1977 rund 2450 Wohnungen gefördert. Ein Drittel davon entfällt auf Altbauwohnungen, da auch in Vorarlberg die wichtige Erhaltung von oft wertvollen Altbauten und Altbauwohnungen immer mehr Beachtung findet und somit auch Mittel beansprucht.

Im Jahre 1976 sind 1979 neue Wohnungen oder Eigenheime mit Hilfe der Wohnbauförderung entstanden, wovon 174 mit Hilfe des Landeswohnbaufonds finanziert wurden. Dazu kom men noch 107 Althauswohnungen, bei deren Sanierung der Landeswohnbaufonds beansprucht wurde, und 1558 Altwohnungen, die nach Maßgabe des Wohnungsverbesserungsgesetzes gefördert worden sind.

Bei all diesen Leistungen ist zu berücksichtigen, daß Vorarlberg das Bundesland mit dem stärksten Bevölkerungszuwachs ist und Vorarlberg in den zurückliegenden zehn Jahren zwischen den Volkszählungen einen Zuwachs von 2 Prozent jährlich aufzuweisen hatte, das heißt, daß die Zuwachsrate durch Geburten und Zuzug meist junger Menschen viermal so hoch war wie im österreichischen Durchschnitt, ohne daß dieser Umstand bei der Verteilung der Wohnbauförderungsmittel zum Tragen gekommen wäre. Der Verteilungsschlüssel benachteiligt nämlich „wachsende“ Bundesländer wie Vorarlberg im beträchtlichen Ausmaß.

Wohnbedarfs-Analyse

Neben dem Wohnbauprogramm für die Regionen des Landes wurde in Vorarlberg noch vor der Studie, die Mit Grünzonenplänen sollen die noch vorhandenen Grünlandschaften im Univ.-Prof. Dr. Bruckmann im Auf- Walgau und im Rheintal geschützt, genutzt und gestaltet werden trag des Bautenministeriums erstellt Vorarlberg-Bericht hatte, eine genaue Wohnbedarfs-Analyse aus gearbeitet, die den objektiven Wohnungsbedarf in den einzelnen Gemeinden und damit im ganzen Bundesland ermittelte. (Sie deckt sich im wesentlichen mit der Bruckmann-Aussage.) Demnach wurde bei insgesamt rund 75.000 Wohnungen ein Wohnungsbedarf von 4600 Wohnungen ermittelt, eine Zahl, die angesichts der jährlichen Errichtung von rund 2000 geförderten Neubauwohnungen und Eigenheimen nicht allzu hoch ist, zumal auch nichtgeförderte Objekte in großer Zahl gebaut werden. So wurden etwa im vergangenen Jahr 2600 Neubauwohnungen bezogen.

Rein rechnerisch beträgt demnach für Wohnungssuchende die Wartezeit auf eine Neubauwohnung eineinhalb Jahre. Zweitwohnungen und Minderstandardwohnungen sind bei dieser Analyse übrigens nicht berücksichtigt «worden. Der - etwa durch Eheschließungen - auftretende Neubedarf ist somit relativ leicht zu decken, da der Fehlbestand im Vergleich zur Wohnbauleistung und der Zahl der sanierten Altwohnungen sehr gering ist.

Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung