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Immer mehr Beschäftigte „pendeln“

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Drei Jahre nach der Großzählung 1991 wird noch immer an der Aufarbeitung des umfangreichen Datenmaterials gearbeitet.

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Drei Jahre nach der Großzählung 1991 wird noch immer an der Aufarbeitung des umfangreichen Datenmaterials gearbeitet.

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Daß den Mitarbeitern des Statistisches Zentralamtes bei der Bearbeitung der trockenen Zahlen ihr Humor nicht vergangen ist, wurde vor kurzem bei der Präsentation des nächsten Teiles der Er-gebnisse der Großzählung unter Beweis gestellt: so errechneten die Beamten ein statistisches Eigenschaftsprofil des „typischen Österreichers“ (der natürlich bloß zu 48,2 Prozent ein Östeireicher und zu 51,8 Prozent eine Österreicherin ist). Demnach ist der „Durchschnitts- , Bürger“ zu 47 Prozent berufstätig, zu 20 Prozent Pensionist, zu 23 Prozent Angestellter oder Beamter, lebt nur noch zu fünf Prozent von der Land- und Forstwirtschaft, fährt zu 22 Prozent mit dem Auto zum Arbeitsplatz, hat zu 12 Prozent Matura und ist zu 21 Prozent in den letzten fünf Jahren übersiedelt.

Darüber hinaus lieferte die Großzählüng freilich auch Daten, die für Bundes-, Landes- und Gemeindepolitiker eine wichtige Grundlage für gesellschaftspolitisch relevante Entscheidung sein könnten. So gaben etwa 1991 1,466.000 Personen an, daß sie zu ihrem Arbeitsplatz in eine andere Gemeinde „pendeln“ müssen, also rund 42 Prozent der 3,469.000 Beschäftigten. Zum Vergleich: 1981 deklarierten sich bloß 1,174.000 Befragte als „Pendler“.

In absoluten Zahlen gesehen ist natürlich Wien die „Pendlerhauptstadt“ (von den rund 842.000 Arbeitsplätzen in der Bundeshauptstadt waren zum Zeitpunkt der Volkszählung 188.000 mit „Einpendlem“ besetzt; umgekehrt waren 48.000 Wiener sogenannte „Auspendler“). In relativen Zahlen gemessen weisen freilich die Landeshauptstädte einen wesentlich größeren „Pendlerüberschuß“ auf: während in Wien bloß um 20 Prozent mehr Beschäftigte gezählt als hier „wohnhaft“ und dortselbst „beschäftigt“ registriert wurden, waren dies in Linz 69,6 Prozent, in Klagenfurt 53,4 Prozent, in Graz 53,1 Prozent, in Innsbruck 49,3 Prozent und in Salzburg 44,2 Pro-zent.

Anders formuliert: in Oberösterreichs Landeshauptstadt wurden 160.461 Arbeitsplätze gezählt, demgegenüber stehen 80.448 „Einpendler“ sowie 94.600 in Linz wohnhafte Beschäftigte, von denen wiederum 14.587 „auspendeln“. Jeder zweite in Linz seiner Arbeit nachgehende Berufstätige ist also ein „Einpendler“.

OHNE AUTO GEHT NICHTS

Vor allem die Verkehrsplaner und die für den öffentlichen Verkehr ressortzuständigen Politiker sollten über die Zahlen des Statistischen

Zentralamtes ins Grübeln kommen: denn gerade für die Pendler hat das Auto im Zehn-Jahres-Vergleich an Attraktivität dramatisch zugenommen. Während 1981 bloß 40,2 Prozent der „Tagespendler“ (damit sind auch die „Binnenpendler“ gemeint, die innerhalb einer Gemeinde „pendeln“) per Auto oder Motorrad zu seinem Arbeitsplatz gelangten, waren es 1991 bereits 50,2 Prozent der gezählten 3,2 Millionen „Tagespendler“. Der Siegeszug des Autos ging anscheinend auf Kosten der Fußgänger: 1981 gaben 32,3 Prozent an, den Arbeitsplatz per pedes zu erreichen oder daß sich die Arbeitsstätte überhaupt im Wohnhaus befindet — 1991 waren es nur mehr 25,5 Prozent. Die Eisenbahn konnte wenigstens minimal von 4,9 auf 5,2 Prozent zulegen, während etwa der Autobus nur mehr von acht Prozent der Pendler benützt wird (1981 waren es 10,8 Prozent). Überraschend ist hingegen das schlechte Abschneiden der städtischen öffentlichen Verkehrs-mittel, trotz neuer Linien in der Bundeshauptstadt: 1981 fuhren noch 7,1 Prozent der Tagespendler mit U- Bahn oder Straßenbahn zu ihrem Arbeitsplatz, 1991 nur mehr 6,3 Prozent.

Unter die Lupe genommen haben sich die Volkszähler des Statistischen Zentralamtes auch die Bevölkerungsstruktur nach der Berufstätigkeit: vor drei Jahren gaben 3,684.000 Personen, das sind 47 Prozent der Gesamtbevölkerung, an, berufstätig zu sein, um 273.000 mehr als 1981 (45 Prozent). Die Erwerbsquote stieg bei den Frauen um drei Prozent- Eunkte, bei den Männern um einen alben Prozentpunkt. Ein Blick auf die Alterspyramide zeigt jedoch, daß die Beschäftigung bei den Unter-25- jährigen — um rund 11 Prozent gegenüber 1981 - ebenso abnimmt, wie bei den Über-50-jährigen (Minus 7,4 Prozent).

Nur mehr 5,8 Prozent der Beschäftigten sind in der Land- und Forstwirtschaft tätig, 35,6 Prozent im Produktionssektor, 58,6 Prozent im Dienstleistungssektor.

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