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Vier haben ein Auto, Hochzeit ist im Mai

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Die folgenden Zahlen iiber Karnten sind kein Beitrag zum Thema „Liigen mit Statistik“, sondern nur eine Vorstufe dazu. Aus dem Statisti-schen Handbuch des Landes Karnten fiir das Jahr 1977 wird eine kleine Auswahl gegeben. Es wird zum Bei-spiel nicht versucht, die Sonnen-scheihdauer in Klagenfurt im Janner (35,5 Stunden) mit der Geburtenzahl im ganzen Jahr (901) in eine Beziehung zu setzen und das Ganze mit den politischen Mehrheitsverhaltnis-sen im Karntner Landtag (20 SP, 12 VP, 4 FP) ideologisch zu erklaren. Es bleibt bei den Zahlen.

In Karnten lebten mit Stichtag 10.10.1976 535.127 Menschen, rund 10.000 mehr als im Jahre 1971. Der GeburteniiberschuB betrug 1976 1106 Menschen. Vom Bevolkerungs-wachstum entfielen auf die Landes-hauptstadt Klagenfurt rund 3000 Leute (1971: 82.512,1976: 85.478), Vil-lach holte sich etwas iiber 1000 der Neukarntner.

Das Gesamtbild der Statistik be-weist nur den heute iiblichen Trend: der Zug der Menschen geht in die Ballungszentren, die Geburtemiber-schiisse der landlichen Gebiete wan-dern ab. Da niitzt auch der beste Son-nenschein nichts: Karntens Sonnen-ort Diex verlor 62 Einwohner.

Nach Altersgruppen teilen sich die Karntner so auf: 46.229 sind Kinder unter fiinf Jahren, 100.237 sind Schii-ler zwischen 5 und 15, jugendlich im engeren Sinn diirfen sich 44.007 nen-nen (15-20 Jahre). Die Gruppe der jiingeren und mittleren Erwachsenen von 20 bis 50 Jahre betragt 196.059 Personen, von 50-65 werden 79.053 gezahlt und zu den Menschen, die mit dem Slogan vom Lebensabend aus-kommen mussen, zahlen immerhin noch 60.143 (von 65 bis rund 100).

Die heiBe politische Zahl der Be-rufstatigen betrug 1971 202.656 Personen.

Was die Statistiker natiirliche Be-volkerungsbewegung nennen, ge-hort auf der Gefuhlsseite zu den groBen Fragen des Lebens: Heirat, Ge-burt, Scheidung. 1977 wurden 3068 standesamtliche Ehen geschlossen und kamen 6519 Kinder auf die Welt. In Karnten haben nur Klagenfurt und Villach, die zweitgroBte Stadt, Ge-burtendefizite.

Geheiratet wird traditionsgemaB am liebsten im Wonnemonat Mai (12,7 Prozent), knapp gefolgt vom Ok-tober (12,2 Prozent).

Gesellschaftspolitisch wichtige Zahlen sind folgende: Ersteheschlie-Bungen in Karnten 2597, das sind je 1000 Einwohner 4,9 Prozent und damit guter osterreichischer Durch-schnitt (4,7 fiir den Bundesstaat). Wiederverheiratungen gab es in Karnten 635. Das mittlere Heiratsal-ter betrug fiir die Manner 25,6 und fiir die Frauen 22,2 Jahre. Die Eheschel-dungen auf je tausend Einwohner be-trugen in Karnten 1,1. Zum Ver-gleich: in Wien 2,8, in Niederoster-reich 1,1, in Tirol 1,0, im Burgenland 0,6.

Auch die gerne kabarettistisch be-handelte, menschlich aber schwer-wiegende Frage nach den uneheli-chen Lebendgeburten wird beant-wortet. In Karnten kamen 1976 1374 Kinder unehelich zur Welt, das sind 20,7 Prozent aller Geburten. Im osterreichischen Schnitt liegt Karnten damit nach Salzburg (22,4) an zweiter Stelle.

Die Sauglingssterblichkeit betrug in Karnten im ersten Lebensjahr 129, das sind 2,0 Prozent. Hier liegt Karnten hinter der Steiermark (2,1 Prozent) am traurigen zweiten Platz. Uber die wirkliche „Sterblichkeitsra-te“ der Abtreibungen spricht das amtliche Jahrbuch natiirlich nicht.

Das leicht makabre Interesse an Todesursachen wird aber vom Jahrbuch ausfuhrlich befriedigt: An Krebs in alien Formen sterben 1137 Opfer, an Herzkrankheiten 1394, an Leberzirrhose immerhin 145, an Grippe 21 Opfer, bei Unfallen 389, davon auf dem Schlachtfeld StraBe 186. Selbstmord veriibten 124 Personen. Bei Schwangerschaft und Ge-burt starben drei Karntnerinnen.

Des Osterreichers liebste ..Kinder“, die Autos, sind in Karnten ebenfalls zahlreich vertreten. Pkw und Kombi gab es 1977 129.725, Motorrader 6961, Mopeds 32.374. Je vier Karntner haben ein Auto. Die Zunahme ist fiir den Autohandel vermutlich beruhi-gend. Fiir ganz Karnten wurden 1977 auch 12.630 Fuhrerscheine neu aus-gegeben (und 1105 eingezogen).

Wenn die Karntner nicht mit dem Auto ins Griine fahren, leben sie in insgesamt 147.535 Wohnungen. Die Wohnungsgrofien betragen fur 27.750 Wohnungen unter 45 Quadratmeter, fur 46.649 45-70, 70-90 Quadratmeter haben 34.874, 90-130 der begehr-ten Flache 35.794 und 19.864 Wohnungen haben iiber 130 Quadratmeter. Die Ausstattung mit Bad und Wasser, WC nimmt mit Wohnungs-grofle zu. Die Kleinwohnungen sind meist auch Substandard wohnungen.

Vereine existierten in Karnten Ende 1977 4747, wobei die Sparver-eine mit 1627 der Zahl nach vor den

Gesangsvereinen mit 636 einsam an der Spitze liegen, in Klagenfurt gibt es vier logenartige Vereine.

Die Presselandschaft schaut so aus: drei Tageszeitungen, fiinf Wo-chenzeitungen, 27 amtliche Blatter.

Politisch sind die Karntner zur Freude der Herrschenden und zur weniger groBen Freude der Opposition sehr konservativ in ihrem Wahl-verhalten. Im Landtag hatten die Sozialisten seit 1945 stets die Nase vom, seit 1970 sogar iiber fiinfzig Prozent (53,1), die Volkspartei wanderte von 39,7 im Jahre 1945 nach einem Tief 1953 (28,5) zu ihrem bisherigen Stand von 32-33 Prozent. Die in Karnten verhaltnismaBig starken Freiheitli-chen sanken von 20,6 im Jahre 1949 auf 11,8 im Jahre 1975. Ihteressant im Wahlverhalten ist, daB SPO und OVP bei den Parlamentswahlen stets iiber ihren Landesergebnissen liegen, wahrend die FPO die Zeche zahlt.

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