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Wir bitten Dich, o Herr, gib, da ! der Gang der Welt unter Deinem Walten eine friedliche Entwicklung fiir1 uns nehme und Deine Kirche Dir ifi Ruhe und Frieden dienen kbnne.

fKtrchengebet vom 4. Sonntag naclt Pftngsten

Bedarf dieses Gebet ijberhaupt eines Kommentars, einer exegetischen Unter- suchung? Wurde es nicht genijgen, seinen Text ganz einfach Wort fiir Wort nachzusprechen, ihn tdglich zu wieder- holen in dieser ganzen Woche, an deren Ende der Johannistag, das ur- alte Besinnungsfest der Sonnenwende, (eht? Das Kirchengebet — die Col- iecta — fafjt im geweihten Priester- wort das zusammen, was die vielen einzelnen auf dem Herzen haben. Es form! aus dem oft nur stammelnden, ..privaten" Worf das Gemeinschafts- anliegen. Es gab gewifj Zeiten, die das Gebet dieses Sonntags als eine formale Sache ansahen, die so viel Privates auf dem Herzen hatfen, dot; ihnen der Gang der Weif, von dem hier die Rede ist, nicht eben vordring- lich erschien, Das alles war ja ge- sichert und gefesfigt. Der Rahmen stand fest. Heute fallt privates und offentliches Gebet an diesem Sonntag in eins. Das Friedensgebet der Liturgie, das der (Cardinal von Wien fur die Tage der Gipfelbegegnung in seiner Diozese anordnete und das wahrend jeder Messe verrichtet wurde, unter-

scheidet sich im Wortlauf und vor allem im Sinn nur wenig von dem Text dieses Sonntags. Und niemand wird bestreiten, dafj es aktuell ge- blieben ist und auf die nachst abseh- bare Zeit brennend aktuell bleiben wird. Auf den ersten Blick nimmt sich diese Orafio vielleicht etwas spiefj- bijrgerlich aus, wenn man n u r ihren zweifen Teil ins Auge fafjt, wo von .,Ruhe und Frieden" die Rede ist und nicht von den grofjen Linien einer Ordnung, die diesen Frieden sichern soil. Aber man muh dies im Zusam- menhang mit der Anrufung des Ge- betbeginns sehen, an Gott, der nicht nur Baumeister und Schopfer der Wel- ten ist, sondern dessen Walten den Gang der Welt in jeder Minute be- stimmt. Ruhe und Frieden sind heute Absonderungsparolen dessen, der im Windschatfen der Geschichte sitzen und unbelastigt bleiben mdchte. Sie sind die Friichte gottlicher Lenkung der Geschichte, deren unmittelbare Kraft eine zur Einheit werdende Welt von Jahr zu Jahr mehr verspurt. Wir sind eben zum Gegenteil des „Pri- vaten" aufgefordert: zur vertrauens- vollen und demufigen Hingabe an diesen Walter auch der offentlichen Dinge, dessen Enfscheidungskraft wir als ein furchterregendes, aber zugleich auch als ein starkendes Geheimnis naher denn je zuvor erleben.

Anastasio (der General der Karmeliter), wird zur Einweihung erwartet. In der Nahe der Baustatte befindet sich das alte Gebaude der Karmeliter, das sie den ,,Briidern der Christlichen Schu- len“ abgetreten haben: diese werden ihr altes Haus in Haifa verlassen. Um ihre Bautatigkeit zum Teil zu finan- zieren, haben die katholischen Insti- tutionen von Haifa das Gelande des alten Friedhofs der Stadt verkauft, die dort ihrerseits bauen wird.

Die Kathedrale von Nazareth

In Nazareth entsteht die groBte katholische Kathedrale des Nahen Ostens, die neue Kirche Maria Ver- kiindigung. Der Entwurf stammt vom Architekten des Mutterhauses der Franziskaner in Rom, Prof. Giovanni Muzio aus Mailand. ,,Wir Israelis", be- richtete die Tageszeitung „Jedioth Ha- jom“ am 12. Oktober 1960, „sehen in der Tatsache des Kirchenbaues ein Po- litikum ersten Ranges: die Behorden erhoffen sich weitere Verbesserungen der Beziehungen zum Vatikan und zur katholischen Welt. Als kiirzlich Professor Muzio, auf wenige Tage herbei- geflogen, sich im kuhlen Terra Santa Kloster der Franziskaner von Nazareth der Presse stellte, war er bester Laune. Er konnte das aufierordentliche Ent- gegenkommen der isrealischen Behdr- den bestatigen. Sie haben der Kirche einen Umrechnungskurs bewilligt, der den offiziellen um die 20 Prozent Tou- iistenpramie iibersteigt: sie haben weitgehende Erleichterung der Zoll- vorschriften fiir die benotigten Roh- materialien zugesagt. Sie haben das ganze Projekt dem Direktor der Ab- teilung fiir christliche Kirchen im Re- ligionsministerium. Dr. Saul Colbi, be- sonders ans Herz gelegt. Die Kirche ihrerseits 1-at sich in bezug auf Tole- ranz in der Zusammenarbeit gleichfalls nicht .lumpen' lassen. Mit dem Bau wurde die jiidische Gewerkschafts-Bau- firma Solei Boneh beauftragt, die In- und Auslandserfahrung im Bau von alien erdenklichen Dingen, vom Flug- platz bis zum Luxushotel. besitzt: aller- dings ist dies die erste katholische

Kirche, die das jiidische Genossen- schaftsunternehmen mit seinen eigenen Vorarbeitern und Ingenieuren, vorwie- gend mit katholischen Arbeitern aus Nazareth, errichten wird. Neben dem Franziskanerpater Bugatti und Pater Benedetto Antonucci, der fiir die mit- telalterlichen Reste und die Konstruk- tion mitverantwortlich ist, wird im

Auftrag der Kirche der jiidische Archi- tekt I. M. Lefkowicz den Bau iiber- wachen. Der hochaufgeschossene, grau- melierte Pole war iibrigens 1934 bis 1939 Schuler von Prof. Muzio in Mailand." Man hofft, daB zu Weihnachten 1961 die Unterkirche wenigstens als Provisiorium soweit fertig sein wird, daB die Mitternachtsmesse dort gefeiert werden kann. In Nazareth bauen ferner noch die Franziskaner-Missionarin- nen neu, die bisher nur ein primitives Haus mit einem Kindergarten unter- halten. In Jaffa haben die St.-Josephs- Schwestern einen neuen Anbau zu ihrer Schule fertiggestellt. In Tiberias haben die Franziskaner von der Terra Santa ihr Pilgerhaus ,,Casa nova" wieder instand gesetzt. Im fruheren Lazaristen- kloster Neu-Jerusalems sind jetzt Do- minikaner.

Nach Schatzungen des Religions- ministeriums — die eher niedrig gehal- ten sind — betragt die Zahl der Christen in Israel heute: Griechische Katholiken 20.000; Romische Katholiken: 6250 Araber. 2000 Polen, 2000 an- dere; Maroniten 2800; Griechisch- Orthodoxe 18.000; Protestanten und andere 950 — insgesamt rund 52.000.

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