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„Agape 66“

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Die Katholische Jugend hielf in den 20 Jahren ihres Bestehens all- jahrlich einen Bekenntnistag. Dieser Jugendtag hat seinen traditionellen Ort im Kirchenjahr am Dreifaltig- keitssonntag, am ersten Sonntag nach Pfingsten. Gestaltung und Rah- men waren im Lauf der Jahre recht unterschiedlich. In manchen Jahren wurde er in den Pfarren gefeiert, manchmal in etwas grbBerem Rah- men.

„Agape 66“ wird der gesamtdibze- sane Bekenntnistag von Wien im Arbeitsjahr 1965/66 sein. Auch das 20jahrige Bestehen der Katholischen Jugend wird in diesem Jahr AnlaB dafiir sein, sich in einer Veranstal- tung zu besinnen und in ihrem gei- stigen Konzept ein neues Beginnen zu versuchen.

Der Titel ist zugleich Programm

„Agape“ ist zugleich ein altes und ein sehr modernes Wort. DaB es alt ist, mag den fiir das Konzept der „Agape“ Verantwortlichen schon manchen ausgesprochenen Oder un- ausgesprochenen Vorwurf eingetra- gen haben. Es kbnnte namlich auf den ersten Blick ein wenig akademisch gekiinstelt und wirklich- keitsfremd erscheinen, ein weithin nicht gekanntes griechisches Fremd- wort als Titel fur eine GroBver- anstaltung auszuwahlen. Aber es ging ja beim Auswahlen dieses Titels nicht nur um das Finden eines zugkraftigen Wortes, das mithelfen soli, eine mbglichst groBe Zahl von jungen Menschen zu einem Treffen zusammenzutrommeln. Gerade weil man dieses Wort und seine Verbindung mit der Zahl 66 erklaren muB und nicht einfach als zugkraftigen Werbeschlager hinsagen kann, wird die Vorbereitung dieses Bekenntnis- tages in den Gruppen und Runden der Katholischen Jugend entschei- dend dazu beitragen, daB dieses Treffen junger Christen ein geist- erfiilltes Treffen wird.

Die Bedeutung der Liturgie

.,Agape" ist ein Prograrnm. da§ ini' geistigen Mitleben mit dem Denken des zweiten vatikanischen Konzils entworfen worden ist. Denn was anders war die Botschaft des Konzils an Kirche und Menschheit als „Agape“? Gott hat sein Ja zu dieser Welt gesagt. Er hat sich ihr zugesagt in Liebe. Er will ihr Heil wirken und niemand und nichts soli von diesem Heilswirken Gottes ausgeschlos- sen sein, es sei denn, man schlbsse sich selbst davon aus.

Das Konzil hat seine Beratungen vor vietr Jahren mit der Diskussion iiber die Emeuerung der Liturgie be- gonnen. So mancher war damals mit diesem Beginn nicht sehr zufrieden. Man war der Meinung, es gabe doch wichtigere Fragen, die zu diskutieren waren, etwa alle Fragen, die sich um das Wesen der Kirche drehen und im Zusammenhang damit stehen. Man hatte eben damals vom Wesen der Liturgie noch nicht sehr viel ver- standen. Unterdessen hat das Konzil uns alle einiges gelehrt. Einer der markanten Satze des Konziltextes iiber die Liturgie, von dem man schon jetzt sagen kann, daB man ihn in Zukunft vielfach und immer wieder zitieren wird, ist der, daB die

Liturgie „Quelle und Gipfel des christlichen Lebens“ ist.

Da ist mit nur einem Satz klar die gewaltige Bedeutung der Liturgie fiir die Kirche und ihr Leben umrissen. Und diese Bedeutung will die Katholische Jugend wahrhaben und ernst' nehrtlen, Wenn sie die Eucharistiefeier in der Wiener Stadt- halle am Vormittag des 5. Juni zum Kemstfick ihres Bekenntnistages macht.

Dieser Gottesdienst soil „Quelle“ des christlichen Lebens dieser gegen zehntausend junger Menschen werden, Quelle eines neuen Aufbruchs. Dieser Aufbruch ist notwendig. Wir sind ja, wie uns das Konzil erinnert hat, das wandemde Volk Gottes, das in seiner Wanderung nicht innehal- ten darf, als ob das Ziel schon er- reicht ware, als ob wir uns selbst schon eingeholt hatten. „66“ mahnt uns daran. Heute, hier und jetzt ist uns die Aufgabe gestellt, nicht Christ zu sein, sondern es zu werden.

„Gipfel“ des christlichen Lebens wird die heilige Liturgie von der

Konstitution des Konzils genannt, weil die Kirche nirgendwann mehr Kirche ist, wirklicher sie selbst ist, als wenn sie sich zum Opfermahl zusammenfindet. Freilich ist dieser Gipfel nur erreichbar, wenn der Weg dahin zuruckgelegt wird. Den Gipfel „Agape 66“ wird nur erreichen, wer den Weg durch das Arbeitsjahr zu- riickgelegt hat. Taglich war ihm die Aufgabe gestellt, die erlosende Liebe Gottes zeichenhaft sichtbar zu machen unter den Menschen. Auch der scheinbar unbedeutendste Augenblick seines Alltags war ihm aufgetragen, jeder Handgriff seiner taglichen Arbeit, der „Weltdienst“ seines Berufes. Es war das „Ja“ dazu zu sprechen, weil Gott Sein „Ja“ zu dieser Welt und alien ihren Wirklichkeiten .gesagt hat. teii nii t ?

Wenn am Dreifaltigkeitssonntag der Versuch gemacht werden wird, die Jugendlichen durch eine sze- nische MeBvorbereitung wesentlicher in die Eucharistiefeier hineinzuneh- men, dann sind die ausgefiihrten Ge- danken dazu Pate gestanden. In diesem Gewebe aus Wort und Ton, Licht und Gebarde soli sichtbar, hbr- bar und erlebbar werden, wie die erlosende Liebe Gottes lebendig wird in unserem „Ja“ zu der Aufgabe, die uns von unserem Schopfer gestellt ist. Wie von selbst sollte sich aus diesem Erleben unser „Ja“ in der Opferhingabe der Eucharistiefeier ergeben.

Die Katholische Jugend der Didzese hat zur Vorbereitung des di-

ozesanen Bekenntnistages Wett- bewerbe ausgeschrieben. Sie betref- fen in bunter Zusammenstellung beinahe alle Bereiche unseres Lebens. Soweit sie den einzelnen zum Mittun auffordem, leiten sie ihn an, die Wirklichkeit, vor allem den Menschen in dieser Wirklichkeit, so zu sehen, wie er mit den Augen lebendigen, im Heute gelebten Glau- bens gesehen werden muB. Es geht um die Konfrontation mit dieser unserer Welt, die uns vom Schbpfer, der auch der Erlbser ist, als unsere Aufgabe gestellt ist. Soweit die aus- geschriebenen Wettbewerbe nicht einzelne, sondern Gruppen anspre-

chen wollen, sind sie als Aufforde- rung zu verstehen, die gestellten Aufgaben im Geist eines echten Teamworks zu losen und darin und im Kontakt mit anderen Gruppen „bruderliche Gemeinde", Kirche, sichtbar zu ma.chen. r .f+,, . .

Das Tun, ein Ausdruck geistiger Haltung

Die geistige Haltung „Agape“ wird aber wohl auch bei der Gabenberei- tung sichtbar werden miissen. Wir werden eine Kollekte halten. Wir werden das Ergebnis dieser Kollekte fiir bestimmte Zwecke bereitstellen. Ein Teil soil fiir ein dringend zu ver- wirklichendes Pro jekt im Afro- asiatischen Institut, ein Teil fiir das im Entstehen begriffene Kinderdorf fiir kbrperbehinderte Kinder im Kaasgraben, im 19. Wiener Ge- meindebezirk, verwendet werden. Aber man gibt heute leicht. Es ist angenehm, sidi mit einem einzigen, im Augenblick zu leistenden Ent- schluB den dauernden Anruf vom Hals zu schaffen. Ein Opfer, das dem jungen Menschen heute mehr an Liebe abverlangte, ware ein Opfer an Freizeit.

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