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Creditanstalt: Weitere Aufwärtsentwicklung im Geschäftsjahr 1985

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Kein Wirtschaftszweig ist enger mit der Volkswirtschaft verschränkt als der Kreditapparat. Daher spiegelt auch die Entwicklung der Creditanstalt als größte Bank des Landes, die im vergangenen Jahr - gemessen an der Bilanzsumme - einen Marktanteil von nahezu 12% hatte, sehr deutlich gesamtwirtschaftliche Trends wider. Tatsächlich war 1985 nicht nur ein gutes Jahr für unsere Bank, sondern auch für die österreichische Wirtschaft.

Die konjunkturelle Erholung nach der längsten Rezession der Nachkriegszeit setzte sich beschleunigt fort. Das Wirtschaftswachstum lag mit 3% über dem europäischen Durchschnitt und' auch über jenem der Bundesrepublik Deutschland. Besonders erfreulich ist, daß dieses Wachstum überwiegend vom Export und den Ausrüstungsinvestitionen getragen war. Die besondere Dynamik der Ausfuhren höherwertiger Güter ist ein Indiz für die fortschreitende Verbesserung der österreichischen Industriestruktur. Die hohe Investitionsbereitschaft drückt den wiedergewonnenen Optimismus der für die Unternehmensführung Verantwortlichen aus und bildet die Grundlage für zukünftiges Wachstum und weitere Effizienzsteigerungen.

1985 sind wichtige weltwirtschaftliche Weichenstellungen erfolgt, die uns mit erheblicher Zuversicht für die weitere internationale und damit auch österreichische Wirtschaftsentwicklung erfüllen. Dazu gehört die Rückführung des Dollarkurses auf ein Niveau, das etwa den Kaufkraftparitäten entspricht, der Beschluß des amerikanischen Kongresses zum stufenweisen Abbau des Budgetdefizits der USA, die Initiative des amerikanischen Finanzministers Baker zur längerfristigen Verbesserung der Lage hochverschuldeter Entwicklungsländer, vor allem aber der dramatische Rückgang der Rohölpreise.

Die amerikanische Währung hat innerhalb eines Jahres gegenüber der DM und dem Yen mehr als ein Drittel ihres Wertes eingebüßt. Es ist als großer Erfolg zu werten, daß dieser Rückgang bisher in geordneten Bahnen und ohne Panikreaktionen vor sich gegangen ist. Nun gilt es, durch eine international abgestimmte Politik weitere größere Wechselkursausschläge im Verhältnis zwischen den drei wichtigen

Währungen zu verhindern.

Der drastische ölpreisverfall wirkt sich insgesamt deutlich positiv für die Weltwirtschaft aus. Die meisten Prognosen rechnen für heuer mit einem gegenüber den ursprünglichen Erwartungen um gut Vi Prozentpunkt rascheren Wachstum und einer um 1 Prozentpunkt niedrigeren Inflationsrate. Ein solches „stabilitäts-orientiertes Konjunkturprogramm“ könnte z. B. den Vereinigten Staaten ermöglichen, ihre geplante Budgetsanierung ohne die befürchteten rezessiven Konsequenzen für Amerika und die Weltwirtschaft durchzuziehen.

Nach neuesten Berechnungen des Österreichischen Instituts für Wirtschaftsforschung führt die Ölpreisverbilligung für Österreich zu einem Rückgang der Importpreise und damit zu einer deutlichen Abschwächung des Preisauftriebs auf möglicherweise unter “2%. Bei gegebenen nominellen Einkomrrienserhöhuh-gen bedeutet dies eine deutliche Steigerung der realen Kaufkraft und eine über den bisherigen Prognosen liegende Zunahme des realen privaten Konsums von etwa 3%.

Da ähnliche Kaufkraftverbesserungen auch bei Österreichs Handelspartnern auftreten, sind zusätzliche positive Wirkungen für die österreichische Export-und Fremdenverkehrswirtschaft zu erwarten. In der BRD z. B. könnte das Wirtschaftswachstum heuer 3Vi - 4% statt der vorausgesagten 3% betragen.

Haben sich für die Gesamtwirtschaft die Rahmenbedingungen als Folge der Senkung der Erdölpreise verbessert, so können wir davon ausgehen, daß sich für den österreichischen Kreditapparat die Rahmenbedingungen durch das geplante neue Kreditwesengesetz verbessern werden. Sein Ziel ist es, für eine bessere Eigenkapitalausstattung und eine Erhöhung der Ertragskraft zu sorgen. Wir sind uns freilich darüber im klaren, daß es ganz außerordentlicher Anstrengungen bedürfen wird, um den Anforderungen der Novelle zu entsprechen. Von den geforderten höheren Eigenkapitalrelationen wird ein deutlicher Druck auf die Kreditinstitute ausgehen, extrem spannenarme, bei strenger Betrachtung nicht zu verantwortende Geschäfte nicht mehr zu machen. Weiter können wir erwarten, daß gewisse Fehlentwicklungen, die international als österreichische Sonderlichkeiten angesehen werden, sukzessive korrigiert werden. Der Entwurf der Novelle zum KWG sieht vor, daß jedes bilanzwirksame Geschäft bis 1990 mit 4% Eigenkapital unterlegt werden muß, danach wird das Eigenkapitalerfordernis auf 4Vi% steigen. Es ist gelegentlich in der Öffentlichkeit davon die Rede gewesen, daß diese Zielsetzung unrealistisch ist. Ich halte eine solche Auffassung für defaitistisch, weil bei ertragsbewußter Gestion und entsprechender Zuführung von Eigenmitteln von außen die Vorgabe des Gesetzgebers - freilich mit einem von ihm erwünschten Anspannungsfaktor - durchaus erreichbar scheint. Die Creditanstalt hat im Geschäftsjahr 1985 gezeigt, daß durch eine Kombination von Ertragssteigerung und Kapitalerhöhung eine sichtbare Verbesserung der Eigenkapitalrelation erzielt werden kann. Sie ist in unserem Haus von rund 2,5% auf 2,7% gestiegen. In unserem Hause bereiten wir uns sehr sorgfältig auf die durch die KWG-Novelle zu erwartende Situation vor. Auf der einen Seite prüfen wir die Geschäftspolitik in den neuen gesetzlichen Parametern; auf der anderen Seite müssen wir jede Möglichkeit nutzen, durch moderne “ Technologien“ Kosten einzusparen und zusätzliche Erträge zu erwirtschaften.

Die Creditanstalt verzeichnete im vergangenen Jahr ein moderates Bilanzsummenwachstum (um 6,8% auf 348 Mrd. S); dies war -neben dem gesunkenen Dollarkurs - auch Ausdruck unserer geschäftspolitischen Maxime „Ertrag vor Wachstum“. Die Liquiditätssituation der Bank hat sich sowohl im Schilling- als auch im Fremdwährungsgeschäft entscheidend verbessert, auf dem inländischen Geldmarkt waren wir verstärkt als Geber präsent. Besonders erfreulich war die Ergebnisentwicklung. Die Creditanstalt erzielte 1985 ein Teilbetriebsergebnis (bestehend aus Zins- und Provisionsüberschuß, abzüglich Personalaufwand, Sachaufwand und Abschreibungen) von 1.841 Mio. S. Mit einer Steigerung um 28% gegenüber dem Vorjahr liegen wir nach den bisher vorliegenden Ergebnissen bzw. inoffiziellen Schätzungen der Mitbewerber im absoluten Spitzenfeld. Gegenüber 1980 haben wir das Teilbetriebsergebnis nahezu verdoppeln können. Die im Trend der letzten Jahre rückläufige Relation zum Bilanzvolumen stieg von 0,46% im Jahr 1984 auf 0,55%. Ausschlaggebend für die Ergebnisverbesserung war die sehr gute Entwicklung im Dienstleistungs- und Fremdwährungsgeschäft, die Schilling-Zinsspanne war 1985 noch unbefriedigend. Die positive Ertragsentwicklung schlägt sich trotz verstärkter Vorsorgen für unsere internationalen und nationalen Veranlagungsris-ken auch im Unternehmensergebnis nieder: Der Gesamtgewinn nach Steuern gem. ÖVFA erhöhte sich um 60% auf 587 Mio. S. Aus dem Jahresergebnis werden wir inklusive Sammelwertberichtigungen 630 Mio. S zur Stärkung der Eigenmittel verwenden, welche damit einen Betrag von 9,3 Mrd. S (ohne nachrangiges Kapital) erreichen.

Im Hinblick auf die vom neuen KWG geforderte Eigenmittelun-terlegung des Geschäftsvolumens von 4% (ab 1991:4,5%) fehlen uns zum Jahresende 1985 rund 2,6 Mrd. S; darüber hinaus müssen wir in den nächsten 5 Jahren 3,4 Mrd. S nachrangiges Kapital durch Haftkapital ersetzen. Es versteht sich von selbst und entspricht der internationalen Übung, daß eine Kapitalaufstockung dieser Größenordnung zu wesentlichen Teilen als Außenfinanzierung dargestellt werden muß. Wir sind fest davon überzeugt, die Voraussetzungen hiefür durch eine weitere Steigerung der Ertragskraft der Bank und damit der Attraktivität der CA-Ak-tie schaffen zu können. Die Creditanstalt als international tätige Großbank mißt schon seit geraumer Zeit der Verbesserung der Ausstattung des Institutes mit Eigenkapital große Bedeutung zu, wird doch die Creditanstalt auf den internationalen Finanzplätzen nicht mit den Maßstäben des österreichischen KWG, sondern nach den dort geltenden Standards gemessen. Wenn die Novelle zum KWG Ei-genmittelvörschriften bringt, wie sie auf den ausländischen Finanzmärkten üblich sind, so können wir darauf hinweisen, daß wir erste vorbereitende Schritte bereits erfolgreich gesetzt haben. Im Jahre 1984 wurde der Beschluß gefaßt, unser Aktienkapital von damals 2,1 Mrd. S auf 2,4 Mrd. S zu erhöhen. Ferner wurde ein Kapitalerhöhungsprogramm in vier aufeinanderfolgenden Jahresschritten, das eine Kapitalerhöhung von je Nominale 300 Mio. S auf 3,6 Mrd. S vorsieht, genehmigt. Die erste Erhöhungsetappe haben wir im vergangenen Jahr erfolgreich hinter uns gebracht, der zweite Schritt folgt nunmehr ab 17. März 1986. Der Ausgabepreis der jungen Aktien wird S 1.150,- für eine Aktie ä Nominale S 500,- betragen; das ist ein, gemessen an der derzeitigen Börsennotierung, besonders aktionärsfreundlicher Ausgabekurs.

Die CA-Aktie hat an der Wiener Börse im vergangenen Jahr ihre Attraktion unter Beweis gestellt. So hat sich der Kurs der CA-Vor-zugsaktie im Jahre 1985 mehr als verdoppelt. Bei der Kapitalerhöhung im November konnte die Nachfrage nach Bezugsrechten nur zu einem Viertel befriedigt werden. Mit einem Kurs/Gewinn-Verhältnis von derzeit 14,7 ist die Aktie weiter interessant, nicht zuletzt deswegen, weil Finanzwerte international wieder in der Gunst der Anleger stehen. In der Tat ist es ein historisches Faktum, daß Banken in Phasen allgemeinen Zinsrückgangs besser verdienen als bei einem raschen Zinsanstieg. Im Falle der Creditanstalt sind von den Anlegern auch die positiven Entwicklungen im Bereich der nahestehenden Industrien aufmerksam registriert worden. Dazu kommt, daß angesichts der rasch gesunkenen Inflationsrate bei Dividendenkontinuität für den Aktionär der ausgeschüttete Gewinn sich real verbessert. Angesichts der sehr positiven langfristigen Performance der CA-Aktie glauben wir, unseren Aktionären einen guten Rat zu geben, wenn wir ihnen empfehlen, ihre Bezugsrechte auszunützen.

Die geplante Novelle zum Kreditwesengesetz wird den Kreditinstituten ungeachtet ihrer Rechtsform die Möglichkeit einräumen, ihre Eigenmittel durch Ausgabe von Partizipationskapital zu stärken. Der Partizipationsschein wird einer stimmrechtslosen Vorzugsaktie - mit etwas weniger Rechten - sehr ähnlich sein. Der Inhaber von solchen Partizipationsscheinen ist am Gewinn und an der Substanz des Kreditinstitutes beteiligt. Auch die Creditanstalt hat vor, von diesem neuen Eigenmittel-Instrument Gebrauch zu machen.

Die vorstehenden Ausführungen geben einen guten Einblick in die Erfolge, Chancen und Probleme der Creditanstalt. Sie alle werden sich an unsere Mitteilung im April 1984 erinnern, daß die Bank nach einer Prüfung auf Herz und Nieren von zwei amerikanischen Rating-Agenturen das beste Gütesiegel erhielt, das vergeben werden kann. Im Gefolge der Debatte um die Schwierigkeiten einzelner uns nahestehender Industrieunternehmen wurde im vergangenen Jahr wiederholt die Frage aufgeworfen, ob die CA in der Lage sei, dieses ihr Rating auch zu halten. Ich kann Ihnen mitteilen, daß dies der Fall ist. Die Rating-Agentur Moody's hat im Jänner und Februar eine routinemäßige Prüfung unserer Bank vorgenommen, und zwar mit demselben Ergebnis wie 1984. Das Prime 1-Rating ist damit bestätigt. Anerkannt worden sind insbesondere auch unsere Bemühungen um Verbesserung unserer Eigenkapitalquote und die Fortschritte bei der Strukturverbesserung der uns nahestehenden Industrieunternehmen. In das Jahr 1986 sind wir mit anspruchsvollen Zielsetzungen gegangen. Wir wollen die verbesserten Erträge des Vorjahrs nach Möglichkeit noch übertreffen. Aufgrund der insgesamt günstigen Konjunkturlage in der österreichischen Wirtschaft und eines sich abzeichnenden rationaleren Wettbewerbs sind wir davon überzeugt, daß unser Optimismus durchaus fundiert ist. Dazu kommt, daß wir auch im Auslandsgeschäft in vieler Hinsicht günstigere Perspektiven, auch hier als Folge einer besseren Konjunkturlage, sehen.

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