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Privatbetriebe: stark auf Gewinn orientiert

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Zumindest in einem Punkt hat die neue Industrieökonomie gegenüber der herkömmlichen Theorie der Firma jedenfalls recht: Das Ausmaß der Unterschiede in den Kosten generell, in der Bezahlung von Produktionsfaktoren und in der „notwendigen" Gewinnquote ist so groß, daß von einem passiven Verhalten der Firmen nicht die Rede sein kann.

Innerhalb der Branchen etwa schwankt die Nettoproduktion je nach Größe des Unternehmens bis zu 20 Prozent, der Personalaufwand je Beschäftigten je nach der Eigentumsstruktur des Betriebes um 60 Prozent und die Gewinnquoten liegen zwischen 0 und 25 Prozent. Auch die Veränderung des Beschäftigtenstandes seit 1973 liegt selbst innerhalb der homogenen Gruppe der Aktiengesellschaften zwischen 15 und -13 Prozent. Von schnellen Angleichungstendenzen ist keine Rede, eher hat sich die Streuung von Löhnen und Gewinnen noch verschärft.

Die alte Frage des Kostenverlaufes nach Betriebsgröße scheint zumindest für Österreich zugunsten der Mittelbetriebe entschieden zu sein. Sie haben den größten Nettoproduktionswert je Beschäftigten, die höchsten Werte bei Indikatoren für die Gewinnquote (sowohl Brutto, wie Netto), wachsen rasch und haben höhere betriebswirtschaftliche Ergebnisse, zumindest höhere Werte als die Großen.

Die Ergebnisse für die kleinen Betriebe mit bis zu 100 Beschäftigten sind von Branche zu Branche verschieden. Mögliche technische Nachteile werden teilweise durch niedrigere Löhne und vielleicht auch größere Effizienz und Flexibilität ausgeglichen.

Die Nettoproduktion je Beschäftigten steigt daher bis zu den Mittelbetrieben, betriebswirtschaftliche Gewinnzahlen sind jedoch schon für kleinere Industriebetriebe beachtlich.

Die Tatsache, daß die faktischen Kosten je Produktionseinheit für Großbetriebe höher liegen, ist wohl abgesichert. Teilweise ist der Anstieg durch höhere Lohnzahlungen (die wahrscheinlich Qualifikationsunterschiede und Kapitaleinsatzdifferenzen überschreiten) bedingt. Die Kostenkurve in

Abhängigkeit von der Betriebsgröße dürfte somit der U-förmigen Kostenkurve nicht unähnlich sein.

Vielleicht sind zwei Ergänzungen schon eine Uberinterpretation des Zahlenmaterials: Die optimale Betriebsgröße dürfte sich in den siebziger Jahren nach unten verschoben haben. Früher waren es große Mittelbetriebe mit 500 bis 1000 Beschäftigten, heute sind es kleinere Mittelbetriebe mit 100 bis 500 Beschäftigten.

Was den Gewinn anbelangt, so kann angenommen werden, daß alle Kapitaleigner an Gewinnen interessiert sind, daß aber dieses Interesse, vergleicht man es mit anderen Unternehmenszielen nicht überall denselben Stellenwert hat. Es wurde die Hypothese aufgestellt, daß ausländische Betriebe am stärksten an der Gewinnerzielung interessiert sind, die inländischen Privatbetriebe an zweiter Stelle folgen. Weniger Gewinnorientierung wurde für die Konzernbetriebe der Banken und die geringste für die Verstaatlichte Industrie erwartet.

Die tatsächlichen Kenngrößen für Gewinn (Gewinnproxies) folgen weitgehend der Annahme: nach Abzug des PersonalaufwandesvomNetto-Produk-tionswert liegt die „Brutto-Restquote" in der Verstaatlichten Industrie mit 21 Prozent und bei den Bankbetrieben mit 22,7 Prozent niedriger als bei den Privatbetrieben. Allerdings liegen die Inländer (33,5 Prozent) überraschend besser als die „Ausländer" (29,5 Prozent). Den Annahmen entsprechend ist auch das Umsatzwachstum der verstaatlichten Industrie zwischen 1964 und 1973 mit 349 Prozent höher gewesen als das der übrigen Gruppen, die sehr ähnliche Werte aufweisen.

Das langfristige Beschäftigungswachstum entspricht nicht der Hypothese: Die Beschäftigung stieg bei den beiden „privaten" Gruppen, sank hingegen in der Verstaatlichten und bei den Bankbetrieben.

Seit der Periode schwächeren Wachstums ist jedoch die erwartete Reihenfolge zu sehen: Zwischen 1973 und 1978 stieg die Beschäftigung in der verstaatlichten Industrie um 5 Prozent, sank hingegen bei den Bankbetrieben „nur" um 5 Prozent, bei den privaten Inländern um ll,8 und bei den „Ausländern" um 13 Prozent.

Auszug aus einem Vortrag von Dr. Aiginger auf der Jahrestagung 1980 der Nationalökonomischen Gesellschaft in Wien. Der Autor ist wissenschaftlicher Referent am Osterreichischen Institut Tür Wirtschaftsforschung.

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