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Digital In Arbeit

Linz am Datenhighway

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Telekommunikation und Multimedia sind die großen Hoffnungsträger der oberösterreichischen Wirtschaft. Der Datenhighway lockt.

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Telekommunikation und Multimedia sind die großen Hoffnungsträger der oberösterreichischen Wirtschaft. Der Datenhighway lockt.

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Den hohen Wohlständslevel, den Oberösterreich heute genießt, will Landeshauptmann Josef Pühringer nicht nur halten, sondern kontinuierlich ausbauen. Wie er sich das vorstellt, sagt er in einem Gespräch mit der FURCHE auf Seite 15. Die Chinareise von Rundespräsident Thomas Klestil Mitte September hat auch das Land Oberösterreich genützt, um sofort oder mittelfristig an Aufträge für die heimische Industrie heranzukommen. Menschen-rechtsüberlegungen spielen da zwar schon eine Rolle, sagt Landeshauptmann Pühringer, aber „es wäre ein Affront gegen einige unserer ganz großen Industriebetriebe gewesen, die in China schon vertreten sind, hätten wir an der Auslandsreise des Rundespräsidenten, die ja sowieso stattfand, nicht teilgenommen”.

Oberösterreich ist ein Industrieland, das sich neuen Technologien, den Innovationen auf dem Gebiet der Datenvernetzung vollkommen öffnen möchte. Dabei sollen ökologische Standards nicht zu kurz kommen. Re-sonders Linz galt ja von seiner Umweltsituation her als ein stark belastetes Gebiet. Dazu der Landeshauptmann: „Wir waren das, haben aber in den letzten zehn Jahren je nach Schadstoffgruppe Verbesserungen zwischen 40 und 70 Prozent erreicht.” Die Linzer Luft sei wesentlich besser geworden. „Wir sind kein Luftkurort und werden's auch nicht werden, auch wenn dies manche plakatieren”, so dustrie und das wollen wir auch bleiben, weil das die Rasis der Arbeitsplätze ist. Aber ich glaube, daß sogar die böswillig Gesinnten sagen müssen, auf dem Sektor Linzer Luft hat die Großindustrie, haben Stadt und Land wirklich ein Umweltpaket geschnürt und durchgesetzt, das zu deutlichen Verbesserungen geführt hat.”

Mit Hilfe der Telekommunikation will das Land neue Arbeitsplätze, Grundlage des Wohlstandes, schaffen. Einer Rerechnung von Siemens-Generaldirektor Albert Hochleitner zufolge, sollen für Österreich langfristig 300.000, für Oberösterreich davon 50.000 neue Arbeitsplätze herausschauen. Landeshauptmann Pühringer verweist auf die positiven Auswirkungen der elektronischen Vernetzung sowohl am Dienstleistungssektor als auch am hoheitlichen Sektor bei der Rescheiderstellung. Zu Kritiken, daß Telekommunikation soziale Kommunikation, menschliche Kommunikation eigentlich verhindere, meint er: „Auch bei der bisherigen Art der Administration ist ja keine menschliche Kommunikation entstanden, da ist bloß Papierkrieg entstanden und sinnlose Reschäftigung. Natürlich muß man darauf achten, daß ein gutes Retriebsklima entsteht, daß auch im High-Tech-Zeitalter lieh ist. Ein vernünftiger Arbeitgeber wird daraufschauen, denn es geht um die Motivation der Mitarbeiter.”

Was auf dem Datenhighway heute möglich ist, wurde vergangene Woche in Linz im Designzentrum de-monstriert.Mehr als 500 Personen informierten sich über Telekommunikations- und Multimediaprojekte in Osterreich und über das neue EU-Förderprogramm „Info 2000”.

„Den Zugang zu internationalen Datennetzen soll es in Oberösterreich für alle zu lokalen Kosten geben”, bezeichnet Jürgen Habichler im ge-spräch mit der FURCHE als vordringliches Ziel der im Frühjahr gegründeten „Oberösterreichischen Datenhighway Entwicklungsgesellschaft”. Bislang waren in Oberösterreich nur Linz und Steyr Knotenpunkte internationaler Datennetze wie beispielsweise des Internet. Wer außerhalb dieser Gebiete wohnte, mußte sich über teure Telefonleitungen zum Ferntarif einwählen, um am vielbeschworenen Datenhighway teilnehmen zu können.

Im nächsten Jahr soll alles ganz anders werden. Ein oberösterreichisches Rackbone wird aufgebaut. In allen Rezirkshauptstädten des Landes werden von der Post gemietete Leitungen zu einem leistungsfähigen Datennetz verbunden. Habichler rechnet damit, daß 14 bis 18 Einwählstellen für eine flächendeckende Versorgung reichen werden. Aber auch alternative Netze sollen eingebunden werden. Die En-

Rundesbahn, die Straßenverwaltung und die Kabelfernsehgesellschaften stehen schon mit dem Kabel in der Hand bereit. Vorerst muß sich Habichler mit einem Testbetrieb zufriedengeben, denn erst 1998 wird dank EU das Postmonopol endgültig fallen.

„Niemand soll ausgeschlossen werden”, setzt Habichler auf breite Zusammenarbeit. Für eine in Wien eher unbekannte Offenheit sorgt wohl auch die breite Zusammensetzung der Gesellschafter: Neben dem Initiator des Pilotprojektes, der sozialpartnerschaftlich zusammengesetzten „Oberösterreichischen Technologie-und Marketing Gesellschaft”, sind weiters die Post, die Wirtschaftskammer, die Oberösterreichischen Nachrichten, die Energieversorger OKA und SRL, das Genossenschaftliche Rechenzentrum sowie Kabelfernseh-betreiber mit von der Partie.

Man wird es kaum vermuten, die Kunsthochschule Linz arbeitet als Vorreiter im Multimediabereich. Die Kunsthochschule avancierte zum Österreichzentrum des EU-Programms MICE.' Verschiedene Systeme, mit denen über Internet, ISDN und dem neuesten Schrei, dem ATM der Post, Telekonferenzen abgehalten werden können, wurden getestet. „Wir waren die ersten in Österreich, die eine Multi-Point-Telekonferenz, also zwischen mehr als zwei Orten, durchgeführt haben”, ist Schahram Dustdar vom Rechenzentrum der Kunsthochschule auf die Vorreiterrolle stolz. Das Interesse oberösterreichischer Firmen sei zwar sehr groß, aber die meisten befänden sich noch in der Testphase.

Allzuviel darf von gut klingenden zumal diese auf wenige Jahre beschränkt sind. Schahram Dustdar betrachtet die Teilnahme der Kunsthochschule Linz an MICE mehr als Ehrensache, denn als unversiegbare Geldquelle. „Jetzt kriegen wir keine Gelder mehr, weil das bisherige Programm ausgelaufen ist.” Reim Nachfolgeprogramm wurde schon angesucht, aber es dauert noch eine Weile.

Es geht aber auch ohne EU, wenn dringender Redarf da ist. Der Papierflut zwischen den Krankenhäusern wird der Kampf angesagt. Interne Abrechnungen und Restellungen sollen per Datenübertragung zwischen den Krankenhäusern selbst und zu den Krankenkassen erfolgen.

An die Ausbildung für die frohlockend erwarteten neuen Arbeitsplätze wird auch gedacht. Sabine Stifter vom Softwarepark Hagenberg plant eine Fachhochschule für „Com-munication and Media Engineering”. Der Antrag werde im Wissenschaftsministerium schon bearbeitet, im Herbst nächsten Jahres könne begonnen werden. „Multimedia ist einfach im Kommen”, ist Sabine Stifter unisono mit anderen Promotoren des „Datahighways in Oberösterreich” einer Meinung.

Die Euphorie der Technikjünger über die vielen neuen Arbeitsplätze löst bei Josef Moser von der Arbeiterkammer jedoch Skepsis aus: „Die Erfahrungen bisher sind nicht überwältigend. Es kann sein, daß das in Zukunft eine größere Rolle spielt.

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