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Böse Zungen behaupten, die heimische Post werde nur mehr von der italienischen punkto Langsamkeit geschlagen. Über solche Beschwerden sprach die FURCHE mit dem Generaldirektor.

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Böse Zungen behaupten, die heimische Post werde nur mehr von der italienischen punkto Langsamkeit geschlagen. Über solche Beschwerden sprach die FURCHE mit dem Generaldirektor.

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FURCHE: Aml6. April 1985 sind Sie als Generaldirektor in die Fußstapfen von Heinrich Ubleis getreten, jetzt Österreichs Bautenminister. Ist Ihr Stil ein anderer als der Ihres Vorgängers?

GENERALDIREKTOR JOSEF SINDELKA: Ich glaube, es ist mir gelungen, das Konzept meines ehemaligen Chefs fortzusetzen, aus der Post ein modernes Unternehmen zu machen.

Was den persönlichen Stil betrifft: Ich unterscheide mich eher durch mehr strategisches Denken bei all meinen Entscheidungen. Ich war ja Planungschef, bevor ich Generaldirektor wurde, daher stehen solche Handlungsweisen im Vordergrund. Für mich ist das rasche Aufgreifen von neuen technischen Entwicklungen wichtig. Ich ziehe es vor, entsprechende Marktanalysen zu machen, wie eine Neuerung der Post beim Kunden ankommt, bevor endgültig entschieden wird.

FURCHE: Eine solche Neuerung auf technischem Gebiet war ja beispielsweise das Schnurlos-Telephon. Hier war die Post — schon bei ihrem Vorgänger — österreichischen Medien zufolge, ja nicht besonders auf Draht. Es gab jahrelanges Warten...

SINDELKA: Wir haben hier sicherlich eine Reihe von Schwierigkeiten gehabt. Nicht zuletzt deshalb, weil wir ein österreichisches Produkt forcieren wollten. Zwei Anläufe mit heimischen Firmen haben leider bei der Entwick-

„Ich will vor allem heimische Produkte und Firmen fördern.“ lung nicht geklappt. Aber jetzt sind schon mehr als 2.500 Stück dieser Geräte im Einsatz, die wirklich ein problemloses Telefonieren, z. B. im Swimming-pool oder wo immer man sich gerade befindet, ermöglichen.

FURCHE: Die zweite technische Neuerung, die von der Post sehr forciert wurde, ist das Mobiltelefon bzw. Autotelefon.

SINDELKA: Hier hat das Interesse alle unsere Erwartungen übertroffen. Wir hatten deshalb im Wiener Raum, wo der Großteil der Geräte steht, große Engpässe mit der Kanalzahl. Die Post ist mit dem Ausbau des Netzes nicht nachgekommen, was zu Klagen der Benutzer geführt hat. Aber ich kann versichern, daß diese Probleme bis Ende Oktober beseitigt sein werden.

Laut Prognosen werden wir zum Jahresende einen Teilnehmerstand von 9.000 Autofahrern haben, die mit Mobiltelefon ausgestattet sind und freie Leitungen brauchen. Wir werden bis dahin rund 400 Kanäle mehr haben als benötigt.

FURCHE: Mehr Freude an technischen Neuerungen haben Sie wahrscheinlich mit dem Bildschirmtext der Post (vgl. FURCHE Nr. 23/1985).

SINDELKA: BTX hat wirklich eine sehr erfreuliche Entwicklung

„Fast alle Geschäfte können jetzt mit BTX gemacht werden.“ genommen. Es sah lange Zeit so aus, als ob sich die Sozialpartner wirklich nicht über das Rücktrittsrecht bei Käufen via Bildschirmtext und über das „Homebanking“, also den bargeldlosen Zahlungsverkehr, einigen können.

FURCHE: Wie sehen die geltenden Regelungen aus?

SINDELKA: Jetzt hat man sich so geeinigt, daß wie bei anderen zweiseitigen Rechtsgeschäften dieser Art der Käufer ein generelles Rücktrittsrecht innerhalb einer Woche hat. Außer es wird ausdrücklich vom Anbieter ausgeschlossen. Auch das „Homebanking“ ist in jeder Hinsicht möglich, mit Ausnahme von Uberweisungen ins Ausland und Einziehungsaufträgen.

FURCHE: Zwar sind jetzt die formellen Schranken beseitigt, aber inzwischen sind viele Anbieter ungeduldig geworden, weil sich so lange keine Lösung der Sozialpartner abgezeichnet hat.

SINDELKA: Hier müssen wir sicherlich noch einmal von vorne beginnen und um die Kunden werben. Aber generell ist das Interesse vorhanden.

FURCHE: Die Post soll also nach Ihren Vorstellungen weiter ausgebaut werden zu einem modernen Betrieb mit perfektem Management und mit Verwendung hochtechnischer Geräte. Als Durchschnittsbürger ist man aber mit der Post noch immer konfrontiert als Zusteller von blau-rosa Briefen, ärgert sich über kaputte Telefonzellen oder wundert sich, daß ein Brief in Wien zwei Tage unterwegs sein kann... Vernachlässigen Sie nicht ein wenig die konventionellen Dienste?

SINDELKA: Keineswegs. Wir sind im Gegenteil sehr serviceorientiert. Natürlich gibt und gab es Beschwerden, warum Briefe und Pakete oft unverhältnismäßig lange unterwegs sind. Aber in einer von mir beauftragten Untersuchung wurde festgestellt, daß die langsame Beförderung von Poststücken keine Strukturschwäche der österreichischen Post ist, sondern sich auf, wenn auch bedauerliche, Einzelfälle beschränkt. Noch in diesem Herbst werde ich aber noch eine große Langzeitstudie zu diesem Problem in Auftrag geben, um gezielte Maßnahmen gegen solche Fälle zu ergreifen.

FURCHE: Oft ärgert man sich als Kunde über das Fräulein vom Amt. Die Auskunftstellen sind meist besetzt oder es heißt endlos lang JBitte warten, bitte warten...“

SINDELKA: Seit Juni gibt es in Salzburg probeweise eine computergestützte Telefonauskunft. In Zukunft können Anfragen rascher beantwortet werden. Vor allem ungenaue oder unvollständige Anfragen werden jetzt rascher gefunden, wo die Mitarbeiter früher lange suchen mußten. Durch das neue System erwarten wir uns eine Steigerung der Produktivität von 30 Prozent. Nach Salzburg werden im Oktober 1985 das Burgenland und im Juli 1986 Kärnten in das neue System miteinbezogen.

FURCHE: Welche Neuerungen oder Verbesserungen kann man von der Post in Zukunft noch erwarten?

SINDELKA: Wir wollen z.B. einen eigenen „Telefonmarkt“ für die Kunden der Post einrichten. Durch verstärkte Kundenberatung sollen in Zukunft alle Neuerungen im Kommunikationsbzw. Fernmeldebereich möglichst rasch durch gezielte Informationen bekannt gemacht werden. Alle interessierten Unternehmen

„Am Telefonmarkt kann man alles über neue Geräte erfahren.“ können sich von Postmitarbeitern die von uns zugelassenen österreichischen Geräte präsentieren lassen.

Übrigens gibt es ab Herbst eine neue Farbe für das Telefon. Wir lassen die orange Farbe auslaufen, weil Umfragen ergeben ha-_ ben, daß Stahlblau die Lieblingsfarbe vor allem junger Kunden ist.

FURCHE: Noch einmal zurück zu eher unspektakulären Geschäften der Post. Welche Ausgabepolitik werden Sie in Zukunft bei Briefmarken betreiben?

SINDELKA: Nach wie vor ist das Briefmarkengeschäft sehr gut. Wir haben 170.000 Abonnenten in Österreich und 50.000 im Ausland. Dazu kommen noch viele potentielle Interessenten. Trotzdem werden wir die Markenausgaben weiterhin mit einer Auflage von 3,5 bis 3,6 Millionen Stück pro Neuausgabe limitieren.

Mit Generaldirektor Josef Sindelka sprach Elfi Thiemer.

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