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„Versöhnung und Hoffnung" Visionen für die Zukunft

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Für die steirische Wirtschaft ergeben sich zwei Zielsetzungen als mögliche Nutzeffekte aus der Weltausstellung 1995:

• Die Gewinnung neuer touristischer Gäste, damit Umsatzsteigerung in der Tourismuswirtschaft und bei den touristischen Nebenausgaben.

• Motivation zu Betriebsansiedlun- gen und somit zusätzliche hochqualifizierte Arbeitsplätze.

Voraussetzung für die Realisierung beider Zielsetzungen ist eine

Imagebildung für die Steiermark und speziell für die Landeshauptstadt Graz.

1. Generell: die Steiermark als landschaftlich attraktives Land mit besonders sauberer Umwelt, freundlichen Menschen, kulturellen Aktivitäten, Bildungseinrichtungen und generell attraktiven Lebensbedingungen. ,

2. Spezielle und konkrete Angebote für Tourismus und investitionsinteressierte Unternehmer auf den Sektoren Veranstaltungen, kulturelle Aktivitäten, Ausflugsziele, Ansprechpartner für Betriebsan- siedlungen, attraktive Standorte, Forschungsinstitute, Ausbildungseinrichtungen, Bestand an qualifizierten Arbeitskräften, Erfolge in der Kooperation von Wissenschaft und Wirtschaft.

Daß die Präsentation von Regionen im Rahmen eigener Pavillons bei der Weltausstellung durchaus erfolgreich sein kann, zeigen die Erfahrungsberichte von New South Wales oder Canberra anläßlich der Weltausstellung 1988 in Brisbane.

Zur Beteiligung der Steiermark an der Weltausstellung 1995 sollte jedoch eine Doppelstrategie eingeschlagen werden. Einerseits müßte sich die Steiermark im Rahmen der Weltausstellung direkt präsentieren, andererseits aber auch Parallel- Aktivitäten in der Steiermark selbst entfalten.

Im Generalthema der Weltausstellung „Brücken in die Zukunft“ werden sowohl die Versöhnung alter nationaler und politischer Gegensätze, als auch Hoffnungen für die Zukunft angedeutet.

Auch in der Steiermark sind die Aspekte „Versöhnung“ und „Hoffnung“ als mentale Basis für ihre Präsentation heranzuziehen. Die Trigon-Idee des „steirischenherbst- es“ als kulturelle Ausprägung der Versöhnungsidee hat auch die kreativen Aspekte der Bildung neuer Denkansätze und synergetische Effekte angestrebt. Als Inbegriff der Hoffnung für das nächste Jahrhundert ist die Versöhnung von Umwelt und Technik und die Realisierung einer Lebenskultur zu sehen, welche aufgrund ethischen Engagements neue gesellschaftliche Integrationsideen gegenüber den zentrifugalen Tendenzen isolierter Einzelinteressen bieten kann.

Derzeit besteht im Bereich Politik und Umwelt in breiten Kreisen der Öffentlichkeit, insbesondere bei der Jugend, ein tiefes Mißtrauen gegenüber der Zukunft Die „grünen“ Alternativen sind im Grunde genommen nur restriktiver Natur, sie gehen sowohl bei Technik, als auch im Verkehr auf die Zurückdrängung von Entwicklungen und ihre Rück- führung/Ersatz auf historische Produktions-, Verkehrs- und Energiegewinnungsformen.

Die positive Vision eines europäischen Lebensumfeldes von umweltfreundlicher Technik, welche Wohlstandssteigerung, sowie kulturelle Vielfalt und Eigenständigkeit ermöglicht, wäre in unserer Sicht das Generalthema, welches auchfür die Steiermark genügend Anknüpfungspunkte für die Präsentation ihrer wissenschaftlich-technischen Leistungen und ihres touristischen Umfeldes bieten könnte. Gerade an der Schwelle zum nächsten Jahrtausend ginge es um die Neubelebung eines Fortschrittsglaubens, wie er beim Jahrhundertwechsel vom 19. zum 20. Jahrhundert bestanden hat. Daß durch E lektronik, Umwelttechnik, Wasserstafftechnik und Kernfusion eine lebenswerte und sichere Umwelt geschaffen werden kann, wird insbesondere von jungen Menschen derzeit entweder überhaupt nicht geglaubt oder, was häufiger ist, es werden die Gedanken an künftige globale Entwicklungen überhaupt verdrängt und nur persönliche Karrierepläne entwickelt. Angesichts des Wortes von Sir Charles Popper „Es ist der größte Fehler, jungen Leuten zu suggerieren, daß sie in einer schlechten Welt leben“, wird als Arbeitstitel für das Generalthema „Lebenswerte Zu-

kunft“ vorgeschlagen, wobei die Aspekte Kultur, Freizeit, Technik und Umwelt im Vordergrund stehen sollten.

Zu diesem Generalthema sollte hinsichtlich einzelner Aktivitäten ein Ideenwettbewerb organisiert werden, der nicht nur in der Steiermark in Zusammenhang mit den Medien und Schulen organisiert werden sollte, sondern zu welchem auch die Partnerländer im Rahmen der ARGE Alpen-Adria eingeladen werden (siehe Seite 16). So könnte parallel zur „Brücke in die Zukunft“ zwischen Wien und Budapest, also den Hauptstädten, eine grenzüberschreitende geistige Brücke zwischen den Regionalstaaten der ARGE Alpen-Adria geschlagen werden. Besonders intensive Kontakte könnten diesbezüglich mit den ungarischen Komitaten Vas und Györ, sowie mit Slowenien und Friaul Julisch-Venetien gesucht werden.

Bei der Organisation einer international repräsentativen Landesausstellung muß aus fremdenver- kehrswerbetechnischen Gründen auch auf die Bedeutung des Zeitfaktors hingewiesen weden. Zu beachten ist, daß zwischen dem Erstkontakt mit einem Veranstalter bis zur Realisierung von touristischen packages zwei bis drei Jahre vergehen können. Dies bedeutet, daß die thematische Entscheidung für die Landesausstellung entsprechend frühzeitiggetroffen werdenmuß. Allerdings herrscht in Kreisender Touristikwirtschaft E invemehmen darüber, daß eine Imagekampagne für die Stadt Graz sofort einsetzeil müßte. Dies erfordertauch eine neugeordnete Touristik-Werbung. Wenn Graz nicht bekannter wird, bleibt nämlich auch 1995 die Kirche im Dorf.

Der Autor ist Leiter der verkehrspolitischen Abteilung und Leiter des Arbeitskreises „Weltausstellung der Handelskammer Steiermark.

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