6743425-1966_50_19.jpg
Digital In Arbeit

Aktuelle Wirtschaftsprobleme

Werbung
Werbung
Werbung

Mehr denn je wird es in den kommenden fahren darauf ankommen, daß das grundsätzliche Programm unserer österreichischen Wirtschaftspolitik auf eine optimale Steigerung des wirtschaftlichen Wachstums bei gleichzeitiger möglichst weitgehender Erhaltung des Geldwertes ausgerichtet wird und bleibt. Nur wenn es gelingt, diesen Weg konsequent zu verfolgen, wird es auch gelingen, zusammen mit einem längerfristigen wirtschaftspolitischen Konzept auch ein längerfristiges Budgetkonzept zu erstellen. Durch die Ausarbeitung einer mehrjährigen Budgetvorschau hat das Bundesministerium für Finanzen bereits eine wichtige Vorarbeit für dieses längerfristige Budgetkonzept geleistet.

Der produktive Einsatz der vorhandenen finanziellen Mittet ist eine der Grundforderungen, die seitens der gewerblichen Wirtschaft mit um so größerer Berechtigung erhoben werden, als sie selbst in ihren Betrieben ohne die strikte Befolgung dieser wirtschaftlichen Maxime kaum existieren und Existenzen sichern könnte. Die gleiche Wichtigkeit gebührt alber auch einer weiteren Forderung, nämlich jener nach einem produktiven Einsatz aller vorhandenen Arbeitskräfte. Um hter den dringend notwendigen Erfolg zu erreichen, wird es vor allem notwendig sein, sowohl die Mobilität als auch die Qualität der verfügbaren Arbeitskräfte zu verbessern. Vor allem der Bedarf an geschulten, auf die modernsten Techniken vorbereiteten Spezialisten ist nach wie vor im Wachsen begriffen. Die österreichische Handelskammerorganisation kann das Verdienst für sich beanspruchen, durch ihre mustergültigen Wirtschaftsförderungsinstitute auf diesem Gebiet einerseits Pionierdienste geleistet zu haben und anderseits sozusagen Tag für Tag für die fachliche Weiterbildung nach den fortschreitenden Anforderungen zu sorgen. Auch die beste und modernste Schulung der vorhandenen Arbeitnehmer kann allerdings nicht darüber hinwegtäuschen, daß das wirtschaftliche Wachstum nicht ausschließlich von der Qualität, sondern sehr wohl auch von der Quantität der Arbeitskräfte abhängt. Auf diesem Gebiet hat die Handelskammer Steiermark immer wieder ein modernes Fremdarbeitergesetz gefordert.

Neben diesen für die gesamte gewerbliche Wirtschaft Österreichs zutreffenden Feststellungen gibt es zahlreiche spezifische Anliegen der steirischen Wirtschaft, die sich teils aus der peripheren Lage dieses industriellen Kemlandes Österreichs ergeben, teils aus der

Notwendigkeit, daß die gerade in der Steiermark nur schrittweise und daher langsam zu ändernde Wirtschaftsstruktur eine den österreichischen Durchschnitt weit übersteigende Exportquote, nämlich rund 40 Prozent gegenüber 30 Prozent für ganz Österreich, erfordert, wenn der derzeitige Beschäftigtenstand und das gegenwärtige Produktionsniveau aufrechterhalten werden soll.

Eines der dringendsten Anliegen der steirischen Wirtschaft, das in immer wieder erhobenen Forderungen und seitens der Handelskammervollversammlung einstimmig gefaßten Resolutionen seinen auch für die Öffentlichkeit bestimmten Niederschlag fand, ist die möglichst rasche Fertigstellung der Autobahn Süd in ihrer gesamten Länge, also von Wien über Graz bis an die italienische Grenze. Andere Bundesländer, die auch während der Besatzungszeit ungleich kräftigere wirtschaftliche Impulse genossen und ihren Fremdenverkehr längst auf den international üblichen Standard heben konnten, haben auch auf dem Gebiet des Straßenbaues eine wesentlich größere Förderung erfahren. Doch sollte sowohl die wirtschaftliche als auch die fremdenverkehrsmäßige Entwicklung in ganz Österreich möglichst gleichmäßig verlaufen. Dies ist aber nur dann erreichbar, wenn man überall dort, wo diese Entwicklung aus den verschiedensten Gründen gegenüber dem Durchschnitt noch nachhinkt, durch öffentliche Investitionen wenigstens einen Teil der notwendigen Voraussetzungen schafft, in deren Gefolge sich erst die Privatinitiative entfalten kann. Die Handelskammer Steiermark wird auch weiterhin bei jeder Gelegenheit die Forderung nach Fertigstellung der Autobahn Süd erheben, daneben aber selbstverständlich ganz allgemein eine grundlegende Verbesserung und einen weiteren Ausbau des gesamten steirischen Straßennetzes fordern!

Die gewerbliche Wirtschaft der Steiermark verkennt durchaus nicht die Wichtigkeit der Ansiedlung oder Schaffung neuer Betriebe in den sogenannten Entwicklungsgebieten der Steiermark. Es wird selbstverständlich begrüßt, wenn neue Betriebe errichtet werden, die sich den Konturen der angestrebten Wirtschaftsstruktur unseres Bundeslandes harmonisch einfügen. Die derzeit gehand- habte Förderung solcher Vorhaben, die mehr oder weniger nur nach arbeitsmarktpolitischen Gesichtspunkten erfolgt, führt nicht immer zu den günstigen Lösungen.

Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung