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Lanze für den Mittelstand

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Daß Österreich die Rezession und die Konjunktureinbrüche der letzten Jahre relativ gut überstanden hat und bisher mit einem blauben Auge davongekommen ist, ist nicht zuletzt ein Verdienst der zahlreichen iKlein-und Mittelbetriebe, denen es sogar in dieser schwierigen Zeit gelang, zusatzliche Arbeitsplätze zu schaffen. Dies ist sicherlich auf die größere Flexibüität im Marktverhalten zurückzuführen, die es erlaubt, sich rasch neuen Gegebenheiten anzupassen. Schnellboote sind eben manövrierfähiger als Ozeanriesen.

Nimmt man an, daß wir heute inso-ferne am Ende einer Epoche stehen, als die Zeit der großen Wachstumsraten vorbei sein könnte, so rückt die mittelständische Wirtschaft vor diesem Hintergrund in eine noch wichtigere Position.'

Die Wirtschaftspolitik der Bundesregierung trägt diesem Faktum jedoch noch immer nicht Rechnung und ist auf dein besten Weg, mit ständig neuen Belastungen auf dem Steuer-, Abgaben-und Gebührensektor den Mittelbetrieben das Leben nicht nur schwer, sondern bald schon unmöglich zu machen.

Die Rahmenbe-dingungen haben sich in den letzten Jahren besonders für die kleinen und mittleren Unternehmen laufend verschlechtert. Die Lohnsteigerungen haben, obwohl die letzten Lohnrunden etwas vernünftiger ausgefallen sind, die Produktivitätssteigerungen übertroffen. Dazu kommt noch der eklatante Anstieg der Lohnnebenkosten, die in Österreich beispielsweise gegenüber der Schweiz um rund 50 Prozent höher sind.

Die steuerliche Belastung hat in Österreich bereits eine Höhe erreicht, die den Anreiz zu unternehmerischer Initiative untergräbt. Die Bereitschaft, das Risiko einer selbständigen Unternehmerexistenz auf sich zu nehmen wird erst dann wieder wachsen, wenn sich dieses Risiko wieder lohnt und die Rendite des in einem Unternehmen eingesetzten Kapitals nicht unter dem risikoloser fest verzinslicher Wertpapiere liegt.

Österreichs mittelständische Wirtschaft hat sich bisher als überaus anpassungsfähig erwiesen. Bei der Abschätzung der Zukunftsaussichten hat sie auch durchaus gute Chancen, wenn die notwendigen Rahmenbedingungen geschaffen werden. In dieser Hinsicht braucht die gesamtösterreichische Wirtschaft eine Hilfe und eine Regenerationspause. Denn wenn die direkten und indirekten Steuer- bzw. Sozialkosten weiter steigen, statt abgebaut zu werden, dann wird sich dies nicht nur für die Wirtschaft, sondern auch auf dem Arbeitsmarkt katastropahl auswirken. Der mittelständischen Wirtschaft ist es letztlich zu verdanken, daß wir noch keine spürbare Jugendarbeitslosigkeit haben.

Die Schaffung der notwendigen Rahmenbedingungen, die Anpassung der Wirtschafts- und Sozialpolitik an die immer kritischer werdende Lage, kann nur von der Bundesregierung vorgenommen werden. Sozialpolitische Übertreibungen produzieren sowohl für Arbeitnehmer als auch Arbeitgeber unsoziale Wirkungen. Was wir vom Land aus tun können, sind Hilfestellungen. Hilfen finanzieller Art, wie sie im steirischen Mittelstandsförderungsgesetz zusammengefaßt sind, und Hilfen in Form von Beratungen sowie Schulungen.

Die steirischen Vereine der Wirtschaft, wie der Verein für praktische Betriebsberatung oder der Exportring, um nur zwei Beispiele zu nennen, haben sich sehr positiv ausgewirkt und es konnte vielen Betrieben echt geholfen werden. Was wir in nächster Zeit anstreben, ist ein noch besserer Kontakt zwischen Wirtschaft und den steirischen Hochschulen. Dabei geht es darum, kooperative Forschungsprojekte zu fördern, um deren Umsetzung für wirtschaftliche Nutzungen zu beschleunigen.

Langfristige Zukunftsschancen können angesichts der starken Konkurrenz aus Niedriglohnländern ausschließlich im Erfinden neuer Technologien bzw. in der Nutzung unserer Intelligenz bei hochqualifizierten Produktionsverfahren liegen. Eine spezifisch darauf abgestimmte For-schungs- und Patentförderungsgesellschaft wird in der nächsten Zeit ins Leben gerufen.

Besondere Beachtung muß für die Zukunft auch der Prospektion auf heimische Rohstoffvorkommen zugemessen werden. Es ist selbstverständlich, daß dieser risikoreiche Vorgang im Förderungswesen der öffentlichen Hand besonders berücksichtigt werden muß. Gerade die Stei-ermärkische Landesregierung hat ohne Rücksicht auf die Eigentumsverhältnisse auch die zuständigen Unternehmungen der verstaatlichten Industrie in ihre freiwilligen Förderungsmaßnahmen einbezogen. Erfolge zeichneten sich beispielsweise ab in der Auffindung neuer Braunkohlevorkommen im weststeirischen Revier. Hoffnungsvoll sind auch die Blei-Zink-Vorkommen im Raum Guggenbach.

Ich bin der Auffassung, daß die mittelständische Wirtschaft auf Grund der für sie charakteristischen Flexibüität in der Entscheidung und Durchführung unter Nutzung der technologischen und innovatorischen Möglichkeiten in Zukunft immer mehr Bedeutung gewinnen wird und sich als das menschengerechteste Bedarfsdeckungssystem erweisen wird.

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