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Energie aus der Enns

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Oberösterreich ist das elektrizitätswirtschaftlich bedeutendste Bundesland unserer Heimat. Mit der vorjährigen Jahreserzeugung von 3,2 Milliarden kWh und dem Verbrauch von 3,6 Milliarden kWh übertraf es weitaus die anderen Länder, von denen im gleichen Jahre keines mehr als 2 Milliarden kWh erzeugt oder verbraucht hat. Von der oberösterreichischen Produktion entfielen 1 Milliarde kWh auf kalorische sowie 2,2 Milliarden kWh auf hydraulische Energie. Von letzterer stammte rund ein Drittel von der Enns.

Die Enns ist einer der besten Rohenergieträger Österreichs, denn neben dem beachtlichen Potential von 2,7 Milliarden kWh besitzt der Fluß den Vorteil der günstigen Lage im Schwerpunkt des Energiegroßverbrauchs und bietet überdies die Möglichkeit des Schwellbetriebes. Diese hervorragenden Eigenschaften der Ennsenergie waren schon lange bekannt und führten, als im Jahre 1947 die ganze österreichische Elektrizitätswirtschaft durch das zweite Verstaatlichungsgesetz neu geordnet und auf die österreichischen Bedürfnisse umgestellt worden ist, zur Gründung der Ennskraftwerke AG.

Das Unternehmen erhielt dabei die Rechtsform einer verstaatlichten Sondergesellschaft (Aktiengesellschaft) und es wurde ihm die Aufgabe übertragen, die Wasserkräfte der Enns planend und bauend zu erschließen und mit den errichteten Werken den Betrieb nach den Erfordernissen der Verbundwirtschaft zu führen.

■ Als erste Etappe auf diesem Wege ist die von der Ennskraftwerke AG. in den Jahren 1947 bis, 1952 durchgeführte Übernahme, Vollendung und Inbetriebnahme der im Kriege an der Enns begonnenen modernen Großkräftwerke Mühl-rading, Staning, Ternberg und Graßraming zu verzeichnen. Schon im Jahre 1951 konnte dann das Werk Rosenau als fünfte' Ennsstufe in Angriff genommen und nach einer sehr kurzen Bauzeit in Betrieb gestellt werden, wodurch die zweite Etappe der Zielsetzung der Ennskraftwerke AG., die weitere Nutzung der Ennsenergie, eingeleitet worden ist. Die bestehenden fünf Werke bilden heute mit ihrem beachtlichen mittleren jährlichen Arbeitsvermögen von mehr als 800 Millionen kWh eine der wesentlichsten Stützen der österreichischen Stromversorgung. Der Type nach zählen sie durchwegs zu den Flußstaukraftwerken, betrieblich werden sie im Schwellbetrieb geführt.

Im Hinblick auf die bedeutenden, noch un-erschlossenen Wasserkräfte der Enns stellt das bisher Geschaffene aber erst rund ein Drittel der im Sinne des Gründungsgedankens von der Gesellschaft zu leistenden Aufgabe dar. Sie hat deshalb auf Basis der noch freien Flußenergie fünf weitere Werke projektiert, die zusammen mit den bestehenden Anlagen zwecks umfassendster und rationellster Nutzung der zur Verfügung stehenden Rohenergie eine geschlossene Kraftwerkskette bilden werden. Nachstehend wird über die drei aktuellsten Planungen ein kurzer Überblick gegeben:

Die energiewirtschaftlich sehr wichtige Stufe Losenstein, welche die Lücke in der Kraftwerkskette zwischen den Werken Großraming und Ternberg schließen soll, wurde bereits im Herbst 1958 in Angriff genommen. Die Arbeiten verlaufen hier bei einem durchschnittlichen Einsatz von 500 Arbeitskräften programmgemäß, und die Anlage, welche eine Leistung von 32.000 kW und eine Jahresarbeit von 172 Millionen kWh erwarten läßt, wird im Jahre 1962 vollendet sein.

Das weitaus größte Projekt an der ganzen Enns stellt die zwischen Hieflau und dem Stauende Großlaming liegende Stufe Kastenreith dar. Sie wird ein auf die Bedürfnisse der Stromversorgung Gesamtösterreichs ausgerichtetes Großspeicherkraftwerk mit einem Arbeitsvermögen von einer Milliarde Kilowattstunden sein und außerordentlich wichtige energiewirtschaftliche und allgemeinwirtschaftliche Aufgaben zu erfüllen haben. Kastenreith ist seit 1957 baureif und wurde im Oktober 1959 vom zuständigen Bundesministerium für Land- und Forstwirtschaft zum bevorzugten Wasserbau erklärt.

Die dritte baureife Planung wurde zur Nutzung des Mündungsabschnittes der Enns verfaßt und hat die Errichtung eines Umleitungskraftwerkes bei St. Pantaleon zum Ziele (Jahresarbeit 265 Millionen kWh), dessen Baubeginn unmittelbar bevorsteht. Wesentliche Vorarbeiten sind hier bereits seit 1957 geleistet worden. Eine Hälfte der in St. Pantaleon erzeugbaren. Energie wird Einphasenstrom sein und zur Versorgung der Bundesbahn dienen, während die andere Hälfte Drehstrom ist und in das Verbundnetz zur Einspeisung kommen soll.

Zum Schluß sei noch auf zwei Fernwirkungen des Kraftwerksbaues an der Enns hingewiesen, die hier sehr positiv sind und deshalb erwähnt werden sollen: Die beträchtlichen Investitionen brachten im Verein mit der Ansiedlung der Werksbelegschaften eine Befruchtung der Wirtschaft im berührten Gebiete mit sich, und die modernen, sorgfältig geplanten Bauwerke fügen sich ausnahmslos gut in die umgebende Natur ein und beleben und bereichern das Landschaftsbild. Die im Zuge des Kraftwerksbaues vorgenommenen umfangreichen Verbesserungen der Straßen haben außerdem zur Hebung des Fremdenverkehrs beigetragen.

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