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Tauernkraftwerke A. G.

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Das Kraftwerk Kaprun konnte im abgelaufenen Energiewirtschaftsjahr zum erstenmal mehr als 200 Millionen kWh an wertvollster Spatzenenergie dem Verbundnetz zu Verfügung stellen; hievon wurden 145 Millionen kWh im Winter geliefert. Das Werk hat damit entsprechend seiner Bestimmung wesentlich dazu beigetragen, daß die Energieknappheit im Winter gemildert werden konnte.

Zu Ende September 1952 wurde zum ersten Male der Wasserfallbodenspeicher, dessen Abschlußbauwerk die bekannte Limbergsperre bildet, bis zum behördlich bewilligten Stauziel gefüllt. Der große See am Fuße des mächtigen Massivs des Wiesbachhorns, in dem sich die wundervollen Gletscherberge spiegeln, bietet nun nicht nur einen überwältigenden Eindruck, sondern gibt die Sicherheit, daff wir in diesem Winter mit einem noch größeren Energiedargebot (175 Mio. kWh) rechnen können.

Die aus den Werken im Kapruner Tal nadi Vollendung der derzeit im Bau befindlichen Anlagen erzielbare elektrische Arbeit wird über 600 Mio. kWh und nach Ausbau der Unterstufe, das ist des ersten Salzachkraftwerkes in Schwarzach, mehr als eine Milliarde kWh betragen. Dabei handelt es sich durchwegs um wertvollste Spitzenenergie, wovon zwei Drittel im Winter anfallen werden.

In der Geschichte des Ausbaues der Kapruner Werke stellt das nun zu Ende gehende Jahr 1952 ein Jahr vollen Erfolges dar, obwohl sich den ohnehin großen Schwierigkeiten, die sich dem Bauen im Hochgebirge in 2000 m Meereshöhe entgegenstellen, noch die Ungunst der Witterung im Sommer und Herbst 1952 zugesellte und doppelte Anforderungen an die Ausdauer, den Arbeitswillen und die Widerstandskraft aller Beteiligten stellte.

Aus der Fülle der Haupt- und Nebenarbeiten, wobei die Durchführung unscheinbarer Nebenarbeiten oft Voraus setzung für das Gelingen der Hauptarbeiten bedeutete, sei nur kurz erwähnt:

Mit dem Durchschlag des 116 Kilometer langen Möllstollens in der Teilstrecke Mölltal-Fuschertal, der am 24. Mai 1952 in feierlicher Weise erfolgte, handelte es sich dabei doch um eine Durchörterung des Alpenhaupt- kammes, fanden die Vortriebsarbeiten ihren Abschluß und konnte die Auskleidung des Stollens forciert betrieben werden. Auch diese steht nun vor ihrem Abschluß. Durch Einsatz moderner Arbeitsmethoden und Geräte wurden beim Vortrieb im vollen, 10 m2 umfassenden Profil in der Fachwelt sehr beachtete Erfolge erzielt, so zum Beispiel höchste Tagesvortriebsleistungen bis zu 13 m und Wochenleistungen bis 70 m. Außerordentlicher Wasserzudrang vermochte dabei wohl die Arbeit zu erschweren, nicht aber den Erfolg zu verhindern.

Am 17. Oktober konnten die beiden Sperren, die das Speicherbecken der Margaritze am Fuße der Glockner- pasterze bilden, vollendet werden. Eine bachtenswerte Bogenspere von 92 m Gesamthöhe schließt nun die Möllschlucht und eine zweite Sperre, eine Gewichls- mauer, die südliche Talfurche des Bek- kens. Von dem gesamten Betonerfordernis beider Sperren von 68.000 m8 wurden mehr als 50.000 in diesem Jahre geleistet, wobei ungünstige Gründungsverhältnisse und die schwierige Betonschott&Tgewin- nung in 2240 m Meereshöhe die Arbeiten erschwerten.

AmMooserboden lag das Schwergewicht der Arbeiten im Ausbau der beiden großen Sperren, die dort entstehen werden. Im vergangenen Winter wurden neben 85.000 m3 Sperrenaushub die modernen Betonieranlagen und mächtigen Kabelkranfahrbahnen mit einem Stahlerfordernis von 27001 auf den sturmausgesetzten Felsen der Höhenburg und Heidnischen Kirche zusammengebaut und so zeitgerecht fertiggestellt, daß programmgemäß am 12. August der erste Beton in die Mooserbodensperre eingebracht werden konnte. Mit einer Leistung von 90.900 m3 hat die Anlage ihre Bewährungsprobe bestanden und die für das heurige Jahr vorgesehene Leistung von 81.000 m3 wesentlich überschritten. Mittlere Tagesleistungen von 1300 m3 Beton und Spitzenleistungen bis zu 2500 m3 kennzeichnen den Erfolg der ersten Betonierwochen. Daß 11 Kilometer Bohrlöcher in den Felsgrund hergestellt und durch sie 650 t Zement zur Vergütung der Fundamente eingepreßt wurden, sei nebenbei erwähnt.

Auch beim Bau des Oberstufenkraftwerkes am Fuße der Limbergsperre konnte nach anfänglichen Hemmnissen der vorgesehene Stand der Bauarbeiten vor Einbruch des Winters erreicht werden. Der Lärchwand- schrägaufzug, der bisher infolge seiner ungenügenden Leistungsfähigkeit von 9 t Nutzlast einen Engpaß für die gesamten Transporte zu den Höhenbaustellen bildete, konnte rechtzeitig für eine Nutzlast von 601 umgebaut und am

5. August in Betrieb genommen werden. Aus der Fülle der Bauentwurfsarbeiten kann als besonderer Erfolg verbucht weiden, daß der Entwurf des Salzachkraftwerkes Schwarzach, der die Nutzung der im Kapruner Tal gespeicherten Wassermengen in einem Spitzenwerk von 150 m Gefällshöhe vorsieht, die grundsätzliche Zustimmung der maßgebenden Kreise fand und durch das Bundesministerium für Land- und Forstwirtschaft zugunsten der Tauernkraftwerke A. G. zum bevorzugten Wasserbau erklärt wurde.

Eine Reihe von Arbeiten, insbesondere solche, die im Berginnem ausgeführt werden, wurde auf den kommenden Winter zurückgestellt, um möglichst viele der erprobten Kräfte vor Arbeitslosigkeit zu schützen: rund 2000 Arbeiter werden beim Bau der Kapruner Werke Winterbeschäftigung finden.

So reifen die Werke, deren Ausführung in die Hände der TKW gelegt wurde, erfolgversprechend ihrer Vollendung entgegen.

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