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Es geht auch anders

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70 Prozent unseres Energiebedarfs wird durch Import von Erdöl und Erdgas im Ausland gedeckt. Weil dies keine Dauerlösung ist, muß nach Auswegen ge-l sucht werden.

Daß die Nutzung nichtkonventioneller Energien sich als zukunftsträchtiger Ansatz anbietet, zeigte eine Veranstaltung, zu der die Gesellschaft für Land- und Forstwirtschaftspolitik, die Raiffeisen-Zentralkasse Niederösterreich-Wien und die Gesellschaft zur Nutzung nichtkonventioneller Energiequellen eingeladen* hatten.

Grundvoraussetzung für jede sinnvolle Überlegung ist die Einschränkung des Energieverbrauchs für Heizungszwecke. Das muß nicht mit niedrigeren Raumtemperaturen verbunden sein, wenn die Wohnhäuser besser isoliert wären. Univ.-Prof. Erich Panzhauser (TU Wien) sprach in diesem Zusammenhang von Superdäm-mung.

Infolge gestiegener öl-preise werden die Häuser schon heute besser isoliert als früher: Drei bis sechs Zentimeter dick sind die Dämmstoffbeläge im allgemeinen. Erforderlich aber wären zwölf bis fünfundzwanzig Zentimeter! Untersuchungen an isolierten Modellhäusern zeigen, daß sich damit die Energiekosten auf ein Drittel senken lassen.

Solche Isolierungsmaßnahmen amortisieren sich dann aber auch schon in vier bis acht Jahren! Weil aber die solcherart verbesserten Bauteile (Dächer, Fenster, Außenwände...) eine weitaus längere Lebensdauer haben, werfen diese Investitionen bald einen Ertrag durch drastische Kosteneinsparungen ab. Sie bringen unverhältnismäßig mehr als halbherzige Isolierungsmaßnahmen.

Im allgemeinen liefert die Sonne über die Fenster acht bis 14 Prozent der Energie in Wohnräumen. Reduziert sich nun durch Superdämmung der Energieaufwand, so liefert die Sonneneinstrahlung bereits rund ein Drittel des verbleibenden Energiebedarfs.

Dann aber zahlt es sich aus, sich über bauliche Maßnahmen den Kopf zu zerbrechen, die die Menge eingestrahlter Energie möglichst erhöhen: Sonnenfenster und Veranden, Sonnenwände und -atrien. „Diese Architekturelemente haben in den österreichischen Hauslandschaften Vorläufer, die nur wiederentdeckt und technisch richtig eingesetzt werden müssen”, stellte Panzhauser fest.

Am Beispiel von Windkraftwerken wiederum führte Univ.-Prof. Helmut Detter (TU Wien) vor, daß die Entwicklung nichtkonventioneller Energiesysteme so weit fortgeschritten ist, daß sich ihr Einsatz lohnt. So wird etwa die Alpenvereinshütte Adamek im Dachsteingebiet seit einem Jahr mit einem Windkraftwerk der Leistungsklasse 30 Kilowatt versorgt (vgl. FURCHE 27/1982).

Der Einsatz solcher Kraftwerke ist in Österreich nur in Regionen mit Windgeschwindigkeiten von drei bis fünf Metern pro Sekunde sinnvoll: Im Marchfeld, im Alpenvorland, in Teilen des Wiener Beckens und des nördlichen Burgenlandes sowie in Alm- und Gebirgsregionen.

Im allgemeinen wird Windenergie in Kleinanlagen mit ein bis fünf Kilowatt genutzt, um eine Zusatzheizung oder eine Warmwasseraufbereitung zu betreiben oder Batterien aufzuladen. Ferner erweist sich der Einsatz solcher Anlagen für landwirtschaftliche Bewässerung als besonders geeignet.

Ein Problem stellt gegenwärtig die Umsetzung des relativ fortgeschrittenen technischen Know-how in einen weitverbreiteten praktischen Einsatz dar. Viele Konsumenten befürchten das Auftreten von Kinderkrankheiten bei diesen Neuentwicklungen. Die Lücke zwischen Angebot und zögernder Nachfrage sollte im volkswirtschaftlichen Interesse durch gezielte Förderung bei der Anschaffung von Anlagen zur Nutzung nichtkonventioneller Energiequellen geschlossen werden.

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