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NIOGAS - Energie für Niederösterreich

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Zu Beginn des 19. Jahrhunderts wurde durch trockene Destillation aus Holz (Frankreich) und aus Steinkohle (England) erstmals ein brennbares Gas erzeugt, welches man im Hinblick auf seinen damals überwiegenden Verwendungszweck „Leuchtgas“ ‘nannte: In’London verwendete man bereits im Jahre 1812 dieses auch als Stadtgas bezeich- nete Gas für Beleuchtungszwecke.

Mit dem Ausbau städtischer Gasrohrnetze wurde ein neuartiges Energieversorgungssystem geschaffen, welches den Verbrauchern einen bis dahin unbekannten Komfort bot.

Die zunehmende Verbreitung der Elektrizität um die Wende zum 20. Jahrhundert verminderte zwar die Bedeutung des Stadtgases für die Beleuchtung, ließ aber seinen Einsatz als bevorzugte Wärmeenergie in Haushalt und Gewerbe im wesentlichen ungeschmälert.

Auf Grund des großen Energiebedarfes wurde bereits zu Beginn dieses Jahrhunderts in den USA ein neuer hochwertiger Energieträger eingesetzt: Erdgas, welches bei der Suche nach Erdöl in großen Mengen gefunden worden war.

Auch in Österreich stieß man um die Jahrhundertwende erstmals auf Erdgas, als im Raum von Wels nach Wasser gesucht wurde. Diese Vorkommen waren aber von geringer Ergiebigkeit und hatten lediglich lokale Bedeutung für die Gasversorgung des Welser Stadtgebietes.

Im Jahre 1931 wurde auf der Suche nach Erdöl im Raum von Wien-Oberlaa ln einer Tiefe von 260 m ein Erdgasvorkommen entdeckt. Aus diesen Sonden wurden in der Folge ca. 13. Mill. Kubikmeter Erdgas an das Elektrizitätswerk Wien-Simmering abgegeben.

Durch die intensive Bohrtätigkeit im Raum von Zistersdorf nach dem Jahre 1935 stieg zugleich mit der Erdölförderung auch das Erdgasaufkommen; mehrere Bohrungen stellten auch Horizonte fest, die nur Erdgas enthielten. Die für die systematische wirtschaftliche Nutzung dieses Energieträgers notwendige Basis war jedoch erst mit der

Erschließung der großen Erdgasfelder im Osten Österreichs — eines der größten Erdgasvorkommen wurde bereits 1952 in Zwerndorf an der tschechischen Grenze entdeckt — gegeben.

Da auch in anderen europäi- _ sehen Staaten zur. Nutzung von Erdgasvorkommen Erdgas-Leitungssysteme aufgebaut worden waren, lag es nahe, alle diese nationalen Versorgungssysteme zu einem europäischen Erdgasverbund zu verknüpfen. Im Hinblick auf den stark steigenden Energiebedarf werden durch den forcierten Bau von Erdgas-Fernleitungen quer durch unseren Kontinent die Voraussetzungen dafür geschaffen, daß Erdgas aus den riesigen Lagerstätten in der Sowjetunion und in Nordafrika zu den europäischen Verbrauchszentren gebracht werden kann.

Erdgas für Niederösterreich

Das Zentrum der österreichischen Erdöl- und Erdgasförderung liegt in Niederösterreich, dem flächenmäßig größten Bundesland Österreichs.

Am 29. September 1954 wurde die NIOGAS vom Bundesland Niederösterreich und der NEWAG, der mit der Elektrizitätsversorgung beauftragten Landesgesellschaft, gegründet. Aufgabe des Unternehmens ist es, das heimische Erdgas in den Dienst der niederösterreichischen Wirtschaft zu stellen und die bestehenden niederösterreichischen Gaserzeugungs- und -verteilan- lagen zusammenzufassen.

Bereits 1958 erreichte • die „Fernleitung Süd“ den Semmering, drei Jahre später war auch die „Fernleitung West“ bis Amstetten fertiggestellt. Diese beiden Fernleitungen ermöglichen nicht nur die Versorgung der wichtigsten niederösterreichischen Industriezentren, sondern auch den Weitertransport von Erdgas in die benachbarten Bundesländer.

Gleichzeitig mit der Errichtung dieses Fernleitungssystems wurde die Übernahme der bestehenden, vorwiegend kommunalen, Gaswerke in die Wege geleitet. Als erstes — bereits ein Jahr nach ihrer Gründung — erwarb die NIOGAS das Gaswerk Baden, in der Folge die Gaswerke Krems, Stockerau, Mistelbach und St. Pölten. Als letzte von den größeren Städten Niederösterreichs wurde 1960 — mit der Übernahme des städtischen Gaswerkes — auch* Wiener Neustadt in das Versorgungsnetz der NTOGÄS einbezogeri."

Ende 1964 nahm das von NEWAG und NIOGAS gemeinsam errichtete Wärmekraftwerk „Hohe Wand“ seinen Betrieb auf, in welchem erstmals in Europa die Koppelung eines Gasturbinen- mit einem Wasser dampf- prozeß bei extrem hohem Wirkungsgrad realisiert wurde. In diesem Kraftwerk, das im Jahre 1970 zur Gänze in das Eigentum der NEWAG übertragen wurde, wird für die Stromerzeugung vorwiegend Erdgas, eingesetzt.

Der stark steigende Gasabsätz veranlaßte die für die Förderung und Verteilung von Erdgas zuständigen Unternehmen, die Möglichkeiten des Importes von Erdgas zu untersuchen. Nach eingehenden Verhandlungen mit allen in Betracht kommenden Exporteuren wurde im Jahre 1968 ein langfristiger Vertrag über den Import von Erdgas aus der UdSSR abgeschlossen. Damit wurden die riesigen sowjetischen Erdgasvorkommen erstmals für ein westeuropäisches Land erschlossen.

Die Aufnahme der Erdgasliei- ferungen aus der UdSSR leitete eine neuerliche Expansionsphase der Erdgaswirtschaft ein: Die allgemeine wirtschaftliche Entwicklung läßt für das Jahr 1980 allein für Niederösterreich einen Erdgasverbrauch von etwa 1700 Mill. Kubikmetern erwarten; das entspricht einer Steigerungsrate von rund 80 Prozent in einem Jahrzehnt.

Da mit einer Erhöhung der heimischen Erdgasförderung nicht gerechnet werden kann, sind intensive Bemühungen im Gange, die zur Deckung des Verbrauchszuwachses erforderlichen Mengen durch weitere Erdgasimporte sicherzustellen.

Auf Grund der im Frühjahr 1973 abgeschlossenen Verträge wird ab 1976/77 auch algerisches Erdgas der österreichischen und damit auch der niederösterreichi- schen Wirtschaft zur Verfügung stehen und die Versorgungssicherheit wesentlich erhöhen.

Die Hochdruckversorgung

Die NIOGAS hat im Hinblick auf eine rasche Expansion alle Marktchancen, die sich dem Energieträger Erdgas boten, konsequent genutzt. Die Voraussetzung für die Verwirklichung eines der grundlegenden Ziele der Geschäftspolitik, nämlich die Gewinnung industrieller Großabnehmer als Kunden, war der rasche Ausbau eines leistungsfähigen Fernleitungssystems.

Bereits 1958, nach Fertigstellung der „Fernleitung Süd“ und des „Südringes“, konnten die südöstlichen Landesteile mit Erdgas versorgt werden. Di® „Fernleitung Süd“ (300 mm Durchmesser, 64 atü Nenndruck) führt von Schwechat über Wiener Neustadt bis zum Semmering und ermöglicht auch den Transport des Energieträgers Erdgas in die Zentren der obersteirischen Schwerindustrie. Der „Südring“ (200 mm Durchmesser, 25 atü Nenndruck) führt, ebenfalls von Schwechat ausgehend, über Vö- sendorf und Baden bis Wiener Neustadt und dient vorwiegend der Versorgung der zahlreichen Industriebetriebe im Wiener Becken. Die enormen Verbrauchssteigerungen in den von diesen Fernleitungen versorgten Gebieten machten den Bau einer Parallelleitung von Schwechat bis Wiener Neustadt (400 mm Durchmesser, 64 atü Nenndruck) — der „Fernleitung Süd II“ — sowie eines Leitungsstückes von

Guntramsdorf bis Baden erforderlich.

Die 1961 fertiggestellte „Westleitung“ beginnt in Auersthal und führt über Stockerau, Traismauer, Amstetten bis nach Waid- hofen/Ybbs. Von Amstetten ausgehend stellt eine Anschlußleitung der Austria Ferngas Ges. m. b. EL, an der die NIOGAS maßgeblich beteiligt ist, die. Verbindung nach Oberösterreich her. 1971 konnte nach Umrüstung der technischen Einrichtungen der Westleitung der Betriebsdruck von 40 atü auf 50,5 atü angehoben werden und dadurch die Transportleistung wesentlich erhöht werden. Abzweigungen der Westleitung versorgen die Verbrauchsschwerpunkte im Raume von Krems und St, Pölten sowie Industriebetriebe im Traisental.

Im Hinblick auf den stark steigenden Gasverbrauch im Westen Niederösterreichs und den Erdgasbedarf des neuen NEWAG- Wärmekraftwerkes Theiß wurde im Abschnitt Spillem — Traismauer eine Parallelleitung mit 600 mm Durchmesser und 70 atü Nenndruck: — die „Fernleitung West II“ — gebaut, weiche seit Herbst 1973 in Betrieb ist.

Im Zusammenhang mit diesem Leitungsbau wurde erstmalig in der Geschichte der österreichischen Gasversorgung ein Doppeldüker (2 Rohre mit 600 mm Durchmesser) durch die Donau gelegt.

Die Tatsache, daß bereits über 60 Prozent des Wärmeenergiebedarfes der niederösterreichischen Industrie mit Erdgas gedeckt werden, beweist die dominierende Stellung dieses problemlosen Energieträgers in diesem Bundesland. Da bei der Verbrennung von Erdgas praktisch keine schädlichen Abgase entstehen, wird damit gleichzeitig ein nicht hoch genug einzuschätzender Beitrag zur Erhaltung des gesunden Lebensraumes für die niederösterreichische Bevölkerung geleistet.

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