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Von Ostangst frei

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„Die österreichische Wirtschaft und Industrie kann sich ruhig in ihrem Energiekonzept stärker auf Erdgas umstellen“, erklärte der Generaldirektor der österreichischen Mineralölverwaltung, Bauer, befragt, ob man anläßlich der CSSR-Krise nicht befürchte, die Russen könnten eines Tages den Gashahn trotz vertraglichen Bestimmungen abdrehen. Die Verträge seien mit solchen Klauseln gesichert, erklärte Bauer, daß jede Angst unbegründet sei, eines Tages könnte kein russisches Erdgas mehr unter der March nach Österreich strömen.

. Tatsächlich laufen seit, Anfang September bereits Probelieferungen von Erdgas aus der, UdSSR. Ab Mitte Oktober will man die derzeitige Tagesmenge von 1 Million Kubikmeter auf 3 Millionen erhöhen.

Im Vorjahr war es der österreichischen Mineralölverwaltung in Zusammenhang mit staatlichen Stellen gelungen, in Moskau eineta Vertrag zu erreichen, der vorsieht, daß russisches Erdgas die Lücke auf dem heimischen Markt, die durch die Ausbeutung der diversen Erdgasfelder entstanden war, auszufüllen.

Zu diesem Zweck wurden auch Verträge über die Lieferung von Erdgas aus der CSSR durchgeführt.

Ungelöst bleibt derzeit noch, wie auf die Dauer der Erdgasbedarf für das Gebiet um Linz und für die westlichen Bundesländer gedeckt werden soll Vor kurzem hat auch Tirol mit stärkeren Bemühungen begonnen, dieses Land besser mit Erdgas zu versorgen.

Es hatte nämlich Auseinandersetzungen zwischen der ÖMV und den Latadesgesellschaften gegeben, die durch Interventionen von Handels

minister Mitterer beendet wurden. Nach dieser Regelung wurde endgültig festgelegt, daß nur die ÖMV berechtigt ist, Sowjetgas zu importieren.

In Oberösterreich, Salzburg und Tirol vertritt man aber ohnehin schon seit geraumer Zeit die Meinung, für den Westen Österreichs wäre es günstiger, Erdgas aus Bayern oder sogar aus den Benelux-Ländern zu beziehen.

Reserven für Zwischenlösung

Bereits Anfang der sechziger Jahre hatte sich in Tirol eine eigene Fern- gas-Ges. m. b. H. gegründet, die ständig ' föt, auch' 'Ä%§fÖster- reichische Gebiete erdgasmäßig besser aufzuschließen. Man denkt hierbei in Tirol vorerst daran, Erdgas- Pipelines, die von Hall bis in den bayrischen Raum hineinreichen, nach Westösterreich zu verlängern. Jedenfalls nimmt man derzeit an, daß 10Q Millionen Kubikmeter Erdgas auch im Westen gebraucht werden können.

Was allerdings wirklich geschieht, wenn die Russen eines Tages nicht mehr bereit sind, Gas nach Österreich zu liefern und die österrei

chische Wirtschaft sieli st rlter ajff diese Energieversorgung eingestellt hat, kan'n man derzeit nicht absehen. Man rechnet allerdings, daß die österreichischen Reserven zumindest für eine Zwischenlösung noch entsprechend ausreichen.

„Aber auch auf anderen Sektoren der Rohstoffversorgung ist Österreich stark ostabhängig“, erklärte Generaldirektor Bauer. Derzeit würden 800.000 Tonnen Rohöl für den Mineralölproduktebedarf der ÖMV aus der UdSSR bezogen. Weitere 200.000 Tonnen kommen aus Bulgarien. Die Donau, über die derartige Öltransporte Österreich erreichen, führt ausschließlich durch Oststaaten.

Die größte österreichische Teppichfabrik, „Karl Eybl“, feierte ihr lOOjähriges Bestandsjubiläum. Bundeskanzler Dr. Josef Klaus und Kardinal Dr. Franz König hielten in Krems im Rahmen einer repräsentativen Jubiläumsveranstaltung Festreden.

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