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ÖMV-AG: Energie und Umweltschutz

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Österreich nimmt heute bezüglich umweltfreundlicher Mineralölprodukte einen internationalen Spitzenplatz ein. Dies sagte Gen. Dir. Dr. Kaes in seinem Vortrag vor der Arbeitsgemeinschaft der österr. Gemeinwirtschaft am 8. November 1984 zum Thema „ÖMV-AG: Energie und Umweltschutz". Er wies dabei vor allem auf die Reduktion des zulässigen Blei- und Benzolgehalts in den Vergaserkraftstoffen und die Herabsetzung des Schwefelgehalts bei allen Heizölen hin. Trotz Steigerung des Vergaserkraftstoffverbrauches um 40% seit 1971 sank die Bleiemission um 75%. Mit 0,15 Gramm Blei/Liter Fahrbenzin steht Österreich mit einigen wenigen Staaten Europas in vorderster Reihe. Die in Österreich geltende Obergrenze für Benzol von 5 Vol% gibt es nur noch in der Schweiz und in Skandinavien. Die Initiative zu diesen Maßnahmen ging von der ÖMV aus. Dr. Kaes erinnerte daran, daß die Einführung unverbleiter Kraftstoffe im Zusammenhang mit der derzeit verfügbaren Katalysatortechnik gesehen werden muß, wenn man eine radikale Reduktion der Schadstoffe aus Au-toabgasen erreichen will.

Die Einführung unverbleiten Normalbenzins mit 91 ROZ wird die derzeitige Bleiemission um 30% und mehr absenken. Die ersten bleifreien Tankstellen wurden von Elan, einer der Vertriebsgesellschaften der ÖMV, eingerichtet. Auf Grund des angekündigten Einführungstermines für unverbleites Normalbenzin per 1. 4. 1985 seitens der Bundesregierung beginnen nun die Vertriebsgesellschaften der ÖMV - Elan, Martha und Total - mit den Umstellungsarbeiten, damit ab diesem Zeitpunkt in allen Ballungszentren Tankstellen mit bleifreiem Normalbenzin zur Verfügung stehen. Beim Diesel hat die ÖMV schon vor 15 Monaten eine Initiative zur Limitierung des Schwefelgehaltes auf max. 0,3% ergriffen. Eine entsprechende Verordnung wurde nunmehr angekündigt.

Die gesamte Produktpalette für Diesel- und Heizöle aus der Raffinerie Schwechat weist heute durchschnittlich nur mehr einen Schwefelgehalt von 0,75 Prozent gegenüber 1,5 Prozent im Jahre 1979 auf. Da auch der Marktbedarf zurückgegangen ist, entfallen auf die gesamte österreichische Schwefeldioxydemission aus ÖMV-Produkten nur mehr weniger als 30% der Menge von 1979.

Auf Zukunftsaspekte eingehend, sagte Dr. Kaes, daß die ÖMV für Entschwefelungsanlagen aller leichteren Produkte als Heizöl Schwer mehr als 3 Mrd. öS investiert hat. Die dramatische Schwefelreduktion bei Heizöl Schwer und die Zusage, für 1985 sogar 200.000 t Heizöl Schwer mit nur 1% Schwefel bereitzustellen, verlangt allerdings die Beschaffung bestimmter Rohölqualitäten. Solche schwefelarmen Rohöle gibt es vor allem beim inländischen österreichischen Rohöl - leider nur im Rahmen der derzeitigen Förderrate in kleinerer Menge - ansonsten müssen sie aus Nordafrika und der Nordsee importiert werden. Da die Reserven dieser Oualität nur rd.

12% der Welterdöl reserve betragen, Ihr Anteil auf dem Markt aber bei 15% liegt, müssen preisliche Konsequenzen zu erwarten sein! Derzeit setzt die ÖMV knapp 60% solcher schwefelarmer Rohöle in der Raffinerie Schwechat ein, 1979 waren es noch 32%. Die Forderung nach einer Produktion von Heizöl Schwer mit ausschließlich max. 1% Schwefel ist bei gleichen Voraussetzungen derzeit in keinem Land der Welt realisiert und daher auch für Österreich unrealistisch. In der Bundesrepublik Deutschland liegt der Anteil des schweren Heizöls mit einem Schwefelgehalt von 1% bei rd. 18% vom gesamten Heizöl Schwer. In Österreich werden es ab 1985 rd. 20% sein. Darüber hinaus existiert in Österreich das „Heizöl mittel" mit einem Schwefelgehalt von ebenfalls unter 1%. Die hochqualitativen Produkte der ÖMV und ihre Umweltfreundlichkeit sichern uns einen Platz weit vorne vor dem europäischen Durchschnitt.

Der Vortragende wies in diesem Zusammenhang auf die Notwendigkeit hin, die hohen inländischen Oualitätsanforderungen durch effiziente Kontrollen der Importe zu sichern. Ein unkontrollierter Import von weniger qualitativen Produkten bedeutet eine Wettbewerbsverzerrung und einen wirtschaftlichen Nachteil für die heimische Erdölindustrie, vor allem für die ÖMV, die hohe Investitions- und Produktionskosten auf sich nimmt, um die hohe umweltfreundliche Oualität österreichischer Mineralölprodukte zu garantieren. So sei auch die Frage aufzuwerfen, ob auch andere Brennstoffe gleichen Auflagen unterworfen werden wie die heimischen Mineralölprodukte. Vom Produktensektor abgehend, behandelte Dr. Kaes dann andere positive Leistungen der ÖMV für eine heile und gesunde Umwelt. Er erwähnte den Rohöl- und Produktentransport in Pipelines, die von der ÖMV geplant und gebaut wurden. Er wies auf die Bedeutung der inländischen Erdöl- und Erdgasgewinnung hin. (Die heimische Rohölförderung deckt rd.. 14% des Mineralölverbrauchs, die inländische Erdgasproduktion rd. 29% des Erdgasbedarfs. Die ÖMV hat bei Erdgas einen Anteil von 51% und bei Erdöl einen Anteil von 75% an der inländischen Förderung.) Der Redner wies nochmals auf die Bedeutung des schwefelarmen inländischen Rohöls hin und betonte die notwendige intensive Aufschlußtätigkeit, um den Förderabfall durch neue Funde zu ergänzen.

Er skizzierte die umweltgerechte Bohrtätigkeit, die Umweltschutzmaßnahmen der Erdöl- und Erdgasförderung, das vorbildliche Deponiewesen sowie die Rück-verpumpung der Fördersondenabwässer in die Förderhorizonte zur besseren Entölung der Lagerstätten. Als Beispiel von Umweltschutzmaßnahmen in der Raffinerie Schwechat wies Dr. Kaes auf die Mitte 1985 in Betrieb gehende Rauchgasentschwefe-lungsanlage hin, die mit einem Investitionsaufwand von 780 Mio. öS einen Entschwefelungsgrad von mind. 95% erreichen wird. Zusammen mit den Produktentschwefelungsanlagen in der Raffinerie wird der im Entschwefelungsprozeß gewonnene Elemen-tarschwefel der österreichischen chemischen Industrie zur Verfügung gestellt, wodurch etwa 1/3 des österreichischen Schwefelbedarfs von der ÖMV gedeckt werden wird. Dr. Kaes wies dann noch kurz auf die Abwasserauf-bereitung hin, die zusammen mit dem Abwasserverband Schwechat bis zur biologischen Klärung geführt wird, mit einem Investitionsaufwand von weit über 1 Milliarde Schilling.

Umweltschutzprobleme, so meinte der Redner, könnten nicht behandelt werden ohne über Erdgas zu sprechen. Dieser umweltfreundliche Energieträger hat bei einem Gesamtbedarf von 4 Mrd. mVJahr bereits einen Anteil von 19% an der österreichischen Energieversorgung und ist der zweitgrößte Primärenergieträger Österreichs. Die ÖMV hat durch den Bau der Trans-Austria-Gas-leitung nach Italien, der West-Austria-Gasleitung nach Deutschland und Frankreich sowie der Süd-Ost-Gasleitung nach Jugoslawien Österreich zu einer Drehscheibe des Erdgasverbundes gemacht und dadurch die eigene Importsituation weiter abgesichert. Durch die Errichtung unter-Irdischer Speicher kann der Import von über 6 Monaten gespeichert werden, was zur sicheren Versorgung mit dieser Energie beiträgt.

Vor diesen Fakten sagte Dr. Kaes am Beginn seiner Ausführung, daß nach dem Gesetz von der Erhaltung der Energie diese einen Teil unserer Umwelt darstellt und das Problem im Faktor Zeit und Konzentration liegt, die durch den Menschen beeinflußt werden. Unsere gegenwärtigen Probleme kommen aus einer zeitlich gerafften Energienutzung gegenüber einer sich über längere Zeiträume erstreckende Genese z. B. von Erdöl und Erdgas. In Österreich decken die beiden Energieträger Mineralölprodukte und

Erdgas den Energiebedarf zu rd. 45%. Im Bereich Mineralölprodukte liegt der Deckungsgrad der Raffinerie Schwechat der ÖMV bei rd. 72%, bei Erdgas deckt die ÖMV 85% des österreichischen Bedarfs. Welche Einflüsse können wir im Energiebereich feststellen? Die Energieverfügbarkeit und der Energiepreis, der Stellenwert des Einflusses der Umweltschutzanforderungen, der wirtschaftlichen internationalen und nationalen Gesamtsituation. Diesen Einflüssen trägt die ÖMV mit ihren bedarfsorientierten Zielen Rechnung. D. h.: energetisch richtige Produktqualitäten bedarfsgerecht anzubieten; die bestmöglichen Produkteigenschaften, die den Umweltschutzerfordernissen entsprechen, zu erzielen; die optimale Primärenergieträgerausbeute in der Verarbeitung zu gewährleisten; die Verfügbarkeit der Rohstoffe abzusichern und schließlich die kostengünstige Realisierung dieser Ziele sicherzustellen, um sich der Konkurrenz auf dem Energiemarkt stellen zu können.

Zum Abschluß ging Dr. Kaes auf einige Forderungen an die Energiepolitik ein und meinte: Energiepolitik und Umweltpolitik müssen als Einheit gesehen werden. Der Energiewirtschaft müssen klare und längerfristig haltbare Umweltnormen gegeben werden. Die Einhaltung der Normen muß kontrolliert werden. Die Forderung nach Rückzug aus dem öl ist differenzierter zu betrachten, da es ein ökonomisches Problem ist, das man den Kräften des Marktes überlassen soll. Die wesentliche Substitutionsenergie für Erdöl ist Erdgas. Zwischen Erdgas und Fernwärme ist eine sinnvolle Abstimmung notwendig. Gen.-Dir. Dr. Kaes betonte, daß die ÖMV als Energiegruppe mit ihrer breiten Palette an bedarfsgerecht angebotenen Energieträgern den Umweltschutz und die unternehmensbezogene Energiepolitik bereits zu einer Einheit verschmolzen hat. Für die ÖMV sind Energie- und Umweltpolitik keine Gegensätze, sondern eine positive Herausforderung. Natur und Gesundheit sind keine Verhandlungspartner - sie werden uns so erhalten bleiben, wie wir für sie sorgen. Umweltschutz und Energie bedeuten aber auch die Grundlage für das Überleben unserer Industrie in der weiteren Zukunft.

Kurzfassung eines Vortrages, den Gen.-Dir. Dr. Herbert Kaes vor der Arbeitsgemeinschaft der österr. Gemeinwirtschaft hielt.

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