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ÖMV hat größtes Rechenzentrum

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Im zweiten Wiener Bezirk, in der Tabor-straße, steht Österreichs größtes Datenverarbeitungszentrum. Die österreichische Mineralölverwaltung AG (ÖMV) ist schon vor zehn Jahren mit einem Computer der „Ersten Generation“ auf die elektronische Datenverarbeitung übergegangen Die ausgezeichneten Erfahrungen, die dabei gemacht wurden, haben die Unternehmungsleitung veranlaßt, diese Methode weiter auszubauen, jährlich 300 Mitarbeiter zu schulen und Millionenbeträge — zur Zeit sind es 35 Millionen Schilling pro Jahr — zu investieren. Allein die Mieten der IBM-Computer (man hält augenblicklich bei der dritten Generation) belaufen sich auf 1,8 Milionen im Monat. Mit berechtigtem Stolz wiesen im Rahmen einer Pressekonferenz Ende Oktober Generaldirektor Bauer und Vorstandsdirektor Meszä-ros auf die über hundert Anwendungsbereiche der Anlage und deren neueste Errungenschaften hin: Man verfügt hier über den ersten „Belegieser“ Österreichs, der ganze Schreibmaschinenseiten lesen kann. Da dabei auch handschriftliche Eintragungen verarbeitet werden können, war es möglich, monatlich 100.000 Lochkarten, rund die Hälfte des momentanen Bedarfes, einzusparen. In Zukunft soll diese Leistung auf das Doppelte gesteigert werden.

Aber die Datenverarbeitung ist nicht Selbstzweck, und vor allem nimmt sie niemandem den Arbeitsplatz weg, sie macht hingegen wertvolle Kräfte für andere, nützlichere Aufgaben frei. Vielfältig sind die Verwendungszwecke der in blitzsauberen, hellerleuchteten Räumen untergebrachten EDV-Anlage. Sie reichen von der Forschung über die Produk-tionssteuerung bis zur Optimierung von Tankwagen-Fahrtrouten. Das Rechenzentrum ist außerdem dafür bestimmt, der Unternehmensleitung der ÖMV wirksame Entscheidungshilfen für die Festlegung der Geschäftspolitik zu liefern. Erst mit Hilfe der Elektronenrechner wurde es möglich, eine umfassende Zehnjahresvorschau aufzustellen. Die Möglichkeiten zur Auswertung dieser langfristigen Prognosen werden durch die volle Integration der beiden Tochtergesellschaften „Martha“ und „Elan“ vergrößert, da beide Vertriebsgesellschaften sich bei der Abwicklung ihrer Geschäfte ebenfalls des ÖMV-Computers bedienen. Hier geht es also um konzernumfassende Berechnungen über die Auswirkungen von Investitionen und um Planungen, im Einklang mit prognostizierten Entwicklungen des Marktes, über den Einsatz neuer Verarbeitungsanlagen. Mit Hilfe dieser Ergebnisse können im technischen Bereich die Fahrweisen von Anlagen simuliert und die Verarbeitung des Rohöls kann je nach der

Qualität der zu erwartenden Anlieferung vorher festgelegt werden, so daß eine gleichbleibende Endqualität garantiert ist. Vor einigen Wochen wurde in Schwechat die dritte Destillationsanlage in Betrieb genommen, die Rafflneriekapazität wurde damit auf 7,5 Millionen Tonnen Rohöl pro Jahr erhöht. Damit allerdings ergeben sich gigantische Transportaufgaben: Täglich sind bis zu 700 Kesselwaggons und bis zu 3000 Tankwagen auf die Reise zu schicken, und die Dispositionen können nun vollautomatisch abgewickelt werden. Besonders bedeutungsvoll scheint uns eine bisher noch wenig bekannte Anwendung der Computeranlage zu sein. In allen Industrieunternehmungen laufen die Wünsche der Techniker und der Kaufleute auseinander. Sie zu koordinieren ist eine überaus schwierige Aufgabe, aber auch hier wird, wie uns leitende Herren der ÖMV versicherten, das Rechenzentrum eine neue und für den Betrieb und den Konsumenten gleichermaßen nützliche Aufgabe lösen können.

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