6947031-1983_48_19.jpg
Digital In Arbeit

Freiwillig sauer

Werbung
Werbung
Werbung

Das neue Management hat in überraschend kurzer Zeit wieder Schwung in den durch die fetten Jahre etwas träge gewordenen staatlichen Ölkonzern OMV gebracht. Das im Frühjahr vom Aufsichtsrat genehmigte neue Untemehmenskonzept ,Zukunftsicherung durch

Ertragsteigerung" ist nicht nur sehr klar, es macht auch die Versäumnisse der Vergangenheit klar:

So gut wie alle Forderungen der Öffentlichkeit, die sich vor wenigen Jahren angeblich nicht realisieren ließen, werden nunmehr zügig verwirklicht, wie zum Beispiel die Verschiebung der in der Raffinerie Schwechat erzeugten Produktpalette in Richtung höherwertiger Destillate (vereinfacht gesagt: weniger Heizöl schwer, mehr Benzin). Das bringt eine höhere Wertschöpfung im Inland und entlastet die Handelsbilanz von teuren Produktimporten.

Die Versorgung der heimischen Wirtschaft mit preiswertem Heizöl schwer, jahrelang das Argument für die ungünstige Produktionsstruktur in der Raffinerie Schwechat, ist auch so gesi-chert: Erstens zieht sich die Industrie nun schon seit Jahren vom Heizöl schwer zurück, zweitens sind Dutzende ausländische Raffinerien froh, uns billiges Heizöl schwer liefern zu dürfen.

Nicht gesichert ist derzeit freilich, daß die importierten Produkte ähnlich umweltfreundlich sind wie die in Schwechat erzeugten: Zur Zeit gibt es teilweise keine gesetzliche Verpflichtung, die in Schwechat freiwillig reduzierten Obergrenzen für Schadstoffe auch bei Produktimporten einzuhalten, vor allem aber gibt es praktisch keine Kontrolle an der Grenze, weil die technischen Voraussetzungen dafür fehlen.

Da Schwechat nur 70 Prozent des heimischen Verbrauchs deckt, sind davon immerhin 30 Prozent der in Österreich verwendeten Mineralölprodukte betroffen. Weiß man, daß die ÖMV allein für die Entschwefelung Iß Milliarden Schilling investieren mußte und daß die Reduktion des Bleigehalts im Benzin von 0,4 auf OJ5 Gramm neben Investitionen von lß Milliarden Schilling einen zusätzlichen Rohölbedarf von 60.000 Tonnen pro Jahr erfordert, kann man sich die Versuchung einzelner Importeure leicht ausmalen, sich den Umweltschutzzuschlag im Preis zu ersparen.

Während die in Österreich produzierten Heizöle ab Juli 1984 nur mehr einen durchschnittlichen Schwefelanteil von 1J Prozent haben werden, hält Europa derzeit bei einem Durchschnitt von 2j& Prozent. Gegen das Rohmaterial für den sauren Regen, das mit dem Wind zu uns kommt, können wir leider nichts tun. Gegen das im Kesselwagen könnten wir uns aber sehr gut wehren ...

Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung