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Teure heilige Kuh
Die heilige Kuh des Österreichers, das Auto, frißt teureres Futter. Seit vergangenem Freitag müssen die Autofahrer für Treibstoffe erheblich mehr bezahlen als bisher.
Diese Preiserhöhung ist eine verspätete Auswirkung der Einführung der Mehrwertsteuer. Da am 1. Jänner eine allzustarke Erhöhung der Treibstoffpreise gedroht hatte, einigten sich Finanzminister und Mineralölindustrie in zähen Verhandlungen, daß das Ministerium die Bundesmineralölsteuer in diesem Jahr um 10 Groschen je Liter senkt, aber ab 1. Jänner 1974 wieder um 20 Groschen erhöht. Die Mineralöl-Armen erklärten sich im Gegenzug dazu bereit, die Mehrwertsteuer auf Treibstoffe bis zum 31. Mai zur Gänze und bis zum 31. Dezember teilweise aus eigener Tasche zu zahlen. Im Ausgleich dafür wurden am 1. Juni die Preise angehoben, zu weiteren Preissteigerungen wird es am 1. Jänner des kommenden Jahres kommen.
Daß auch Heizöl auf Grund dieser Rohpreiserhöhungen teurer werden wird, läßt sich ebenfalls schon absehen. Der Absatz von Mineralölprodukten in Österreich überstieg im vergangenen Jahr erstmals die 9-Millionen-Tonnen-Grenze und lag um 5 Prozent höher als im Vorjahr. Den weitaus größten Teil hatten dabei wieder die Heizöle mit fast fünf Millionen Tonnen, gefolgt von die-selöl mit rund 2,4 Millionen, und Benzin mit wenig mehr als 2 Millionen Tonnen. Im einzelnen gesehen, ist der Verbrauch von Normalbenzin gegenüber 1971 kaum gestiegen. Su-
perbenzin wurde um mehr als 19 Prozent mehr als im Vorjahr, und Dieselöl sogar um 22 Prozent mehr als 1971 verkauft.
Die Erweiterung der Durchsatzkapazität der Raffinerie Schwechat im vergangenen Jahr ermöglichte eine Deckung von nahezu drei Vierteln des Inlandsverbrauches aus inländischer Produktion. Die ÖMV-Rafflnerie hat gegenwärtig eine Kapazität von rund 11 Millionen Jahrestonnen. Tatsächlich dürfte ihre Durchsatzmöglichkeit bereits bei 13 Millionen Tonnen liegen, doch fehlen derzeit noch wichtige Nebenanlagen, um eine tatsächliche Kapazitätsausweitung auf diese Größenordnung hin zu erreichen. Der Aufsichtsrat der ÖMV wird sich noch im Laufe dieses Fühjahrs darüber klar werden müssen, ob nun der Beschluß einer Ausweitung der Raffineriekapazität auf 14 Millionen Tonnen im Jahr gefaßt werden soll oder nicht. Denn erst dann können die Verhandlungen mit den internationalen Gesellschaften darüber anlaufen, wieviel von der neu geschaffenen Kapazität von diesen Gesellschaften zur Lohnverarbeitung übernommen wird. Grundsätzlich scheinen alle Partner der ÖMV zur Übernahme gewisser erweiterter Kapazitäten bereit zu sein. Der augenblickliche Mangel an Produkten bei den internationalen Raffinerien, hervorgerufen durch die anhaltende Konjunktur in Westeuropa und durch forcierte Produktenkäufe amerikanischer Firmen, dürfte diese Bereitschaft eher noch verstärken.
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