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Der ölschock löste Umdenken aus

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Beim traditionellen Aral-Seminar in Obertauern wurde der österreichischen Motorpresse der neue Generaldirektor der Aral-Austria, H. F. Leiendecker, vorgestellt, der die Entwicklung der Muttergesellschaft und ihre Position innerhalb der großen internationalen ölkonzerne schilderte. Fachreferate hielten die Bochumer Herren Dipl.-Kfm. A. Schaart „Uber das ölgeschäft von heute“, „Dipl.-Ing. G. Seidel über „Autofahren, ein Jahr nach dem ölschock“, Dr. H. Gondermann über „Wasserstoff als Antrieb der Zukunft“.

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Beim traditionellen Aral-Seminar in Obertauern wurde der österreichischen Motorpresse der neue Generaldirektor der Aral-Austria, H. F. Leiendecker, vorgestellt, der die Entwicklung der Muttergesellschaft und ihre Position innerhalb der großen internationalen ölkonzerne schilderte. Fachreferate hielten die Bochumer Herren Dipl.-Kfm. A. Schaart „Uber das ölgeschäft von heute“, „Dipl.-Ing. G. Seidel über „Autofahren, ein Jahr nach dem ölschock“, Dr. H. Gondermann über „Wasserstoff als Antrieb der Zukunft“.

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Schaart schilderte die Folgen des ölschocks in der BRD. Das Preisdiktat der OPEC-Länder hat die Rohölpreise verdreifacht, was die Verbraucher veranlaßte, sparsamer zu fahren und sich nach anderen Quellen umzuschauen. Erstmals sank der Inlandsverbrauch um 10,6 Prozent auf 120,4 Millionen Tonnen. Trotzdem mußte die BRD 1974 mit 23 Milliarden DM um 14 Milliarden mehr für Rohölimporte ausgeben. Der durchschnittliche Auslastungsgrad der Raffinerien sank auf 50 bis 70 Prozent. In der Rohölherkunft ergaben sich Verschiebungen; über 50 Prozent kommen derzeit aus Nahost. 1974 entstand ein Mengenüberhang an Treibstoffen, der in einer Zeit allgemeiner Teuerung paradoxerweise zu einem

Es hat die Form eines Rohres, ist ungefähr 35 cm lang und besitzt die Eigenschaft eine Präzisionsuhr: es ist stoßlicher und wasserdicht. Worum es sich handelt? Ganz einfach um einen Stoßdämpfer, der — wenn man ihn schon mit einer Uhr vergleicht — noch weitere Vorteile bietet: Komfort und Sicherheit. Nur wenige Fahrer sind sich über die Funktion und Wichtigkeit eines Stoßdämpfers im klaren. Ein kürzlich von der bekannten deutschen Stoßdämpferfabrik Sachs — besser bekannt als Hersteller von Kupplungen — veröffentlichter Testbericht, zeigt eine erschrek-kende Bilanz: Bei einer großangelegten Stoßdämpferüberprüfung mußten die Techniker feststellen, daß rund 30 Prozent der Fahrer mit defekten Stoßdämpfern unterwegs sind.

Was bedeutet das? Ein Sprecher von Fichtel & Sachs: „Schlechte Straßenlage, schaukelnde Wagen, mangelnde Kurvenstabilität, nicht korrigierbare Gefahrenmomente“. Daß Sachs auf dem Stoßdämpfersektor ein gewichtiges Wort mitzureden hat, sollen einige Zahlen dokumentieren: Bisher wurden über 60 Millionen von diesem „Zauberrohr“ gebaut. 40 Autofirmen rüsten 750 Wagentypen serienmäßig mit Stoßdämpfern von Sachs aus. F & S steht also für Fahrvergnügen & Sicherheit.

Sinken der Tankstellenpreise führte. Deutschland hat unter zehn westeuropäischen Ländern den niedrigsten abgabefreien Tankstellenpreis (ohne Steuern).

Für die nächsten 15 Jahre ist das öl in Straßenverkehr und Chemie nicht ersetzbar. Die Bundesregierung hat daher Prioritäten gesetzt: Zurückdrängung des Mineralölanteils in der Gesamtenergieversorgung, Forcierung der Kernenergie, der Stein-und Braunkohle und des Erdgases, verstärkte Einsparungen, Förderung der Energieforschung, erhöhte Krisenvorsorge. Allzu optimistisch allerdings sollte man bei der Kernenergie wegen der Umweltschutzprobleme, beim Erdgas wegen der Schwierigkeiten seiner Speicherung über längere Zeiträume hinweg aber nicht sein. Die Forschung bei der Vergasung und Verflüssigung von Kohle müßte vorangetrieben werden, eine schnelle Entlastung aber ist kaum zu erwarten, da vorläufig keine solchen Anlagen existieren, deren Einrichtung übrigens Milliarden und viel Zeit beansprucht. Schaart warnte davor, mit einem Zerfall der OPEC oder mit einem Zwist innerhalb der arabischen Länder zu rechnen. Seiner Meinung nach bleibt das Preis- und Mengendiktat der Ölscheichs bestehen. Es war, also ob er das Scheitern der Pariser Konferenz vorausgeahnt hätte. Auf die Mineralölindustrie warten große Aufgaben, die nur durch eine bessere Erlöslage gemeistert werden können.

Was hat sich an den Fahrgewohnheiten geändert? Die Tabellen, Schaubilder und Statistiken Dipl.-Ing. G. Seidels bezogen sich zwar auf Westdeutschland, gelten aber auch für uns, ausgenommen etwa die Angaben über das „Selbsttanken“, welches in Deutschland bereits stark Fuß gefaßt hat, hierzulande jedoch erst langsam beginnt. Seidel stellte fest, daß die vor einem Jahr gehegten Befürchtungen übertrieben waren. Man fährt weiter Auto, aber ein deutliches Umdenken hat sich vollzogen. Die Lage in den ersten Monaten dieses Jahres rechtfertigt einen gewissen Optimismus, der Tiefpunkt scheint überwunden zu sein, langsam geht es wieder aufwärts, die zweistelligen Zuwachsraten gehören aber endgültig der Vergangenheit an. Die Autoverteufelung hat nachgelassen. Während zu Beginn der sechziger Jahre noch 63 Prozent der Automobilisten Freude am Autofahren hatten, waren es Ende 1974 nur noch 42 Prozent, im selben Zeitraum erhöhte sich die Anzahl derjenigen, die „fahren, weil es sein muß“ von 21 auf 37 Prozent, die Anzahl derer, die fast jedes Wochenende Autoausflüge unternahmen, senkte sich von 33 auf 14 Prozent. Man fährt jetzt sparsamer als früher, doch kann der Sparsinn an der Verkehrsdichte scheitern: Vergleichsmessungen mit einem VW 1200 am Freitagnachmittag und am Sonntagmorgen in der Innenstadt ergaben für dieselbe Fahrstrecke im dichten Verkehr 21 und für die Fahrt auf freier Straße 7,3 Liter auf 100 Kilometer. Als Ergebnis vieler Messungen kam man zur Faustregel, daß der Verbrauch auf Autobahnen in Litern auf 100 km bei „Tempo über 100“ etwa im gleichen Maße wie die Fahrgeschwindigkeit ansteigt. Wer

sich an die Richtlinie 120 km/h hält, verbraucht um 20 Prozent weniger als bei 160 bis 180 km/h. Obwohl heute fast jeder sein Fahrzeug länger fährt, werden paradoxerweise die Wartungsarbeiten vernachlässigt. (Längere Ölwechselintervalle, seltenere Kontrollen der Zündung, der Batterie, ja selbst der Bremsen und der Lenkung, weniger Wagenwäsche und — sehr bedenklich — ein Rückgang bei der Anwendung von Rostschutzmitteln.) Um einige Pfennige am Benzinpreis zu sparen, werden die „Selbsttankstellen“ immer stärker frequentiert (bereits 40 Prozent der Aral-Kunden!).

Berechnungen haben ergeben, daß die später erforderlichen Aufwendungen für Reparaturen die früher erzielten Ersparnisse übersteigen. Das ist eine ungute Entwicklung, weil ja so auch die Verkehrssicherheit leidet. Das entfallende Gespräch mit dem erfahrenen Tankwart ist ein Mangel. Der Durchschnittsfahrer erfährt beispielsweise nicht, daß 0,5 atü Unterdruck im Reifen einen höheren Verschleiß von 5 Prozent verursacht, daß man das Motoröl nicht nur nach der Zahl der gefahrenen Kilometer wechseln muß, sondern daß auch der Zeitfaktor, etwa beim außer Betrieb gestellten Wagen, eine Rolle spielt, weil die Additive durch Oxydation an Wirksamkeit verlieren. Drastisch meinte Seidel, „auch die bestgelagerte, feinste Butter wird mit der Zeit ranzig“. Viele Fahrer kaufen billige Mehrbereichsöle in Kaufhäusern und zahlen später mit erhöhten Reparaturkosten drauf. Diesem verhängnisvollen Trend begegnet man bei Aral durch immer bessere Ausrüstung der Tankstellen (Motoren-prüfgeräte, Auswuchtmaschinen für Reifen, Ladestationen für Batterien etc.) und durch eine sorgfältige Auswahl des Tankstellenpersonals. Im Bochumer Mutterwerk werden fortlaufend die Geräte für Kundenbetreuung geprüft und bewährte Einrichtungen den Tankstellenpartnern empfohlen. Seine Ausführungen beschloß . Dipl.-Ing. Seidel mit einem anschaulichen Vergleich aus dem täglichen Leben: „Wir möchten unser Personal in die Lage versetzen, Diagnosen am Auto seiner Kunden rasch und zuverlässig zu stellen, damit es ihn so beraten kann, wie der Hausarzt, der seinen Patienten im Bedarf sf alle zum Spezialisten einweist.“

Der Chefchemiker von Aral-Bo-chum, Dr. H. Gondermann, entwarf schließlich ein Zukunftsbild: Erst in einigen Jahrzehnten wird es wahrscheinlich so weit sein, daß man den reichlich vorhandenen Wasserstoff mit dem Sauerstoff der Luft in normalen Fahrzeugmotoren zu Wasser „verbrennen“ wird. Er bezeichnete die Gewinnung von Wasserstoff aus Wasser mit Hilfe von Kernreaktoren (schnellen Brütern) als technisch mögliche und wirtschaftlich tragbare Lösung. Für den Einsatz im Viertakt-Hubkolbenmotor gibt es drei Möglichkeiten: gasförmig, flüssig, oder in Form von Metallhydriden. Der Verwendung in den beiden erstgenannten Formen stellen sich allerdings schwerwiegende Transport-, Lagerungs- und Sicherheitsprobleme entgegen, der dritte Weg aber ist zukunftsträchtig. Metallhydride sind Verbindungen, die durch chemische Umsetzung von Metallen und deren Legierungen mit Wasserstoff entstehen, in normalen Tanks mitgeführt werden können und durch Wärmezufuhr den Wasserstoff wie aus einer Druckgasflasche abgeben. Als billigstes und bisher günstigstes bietet sich das Titan-Eisen-Hydrid an. Es ist dem Elektroantrieb mit Bleiakkumulatoren in Speicherfähigkeit, Energiedichte, Lebensdauer, Wartung und Kosten haushoch überlegen.

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