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Urlaub auf vier Rädern

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Wer ins Ausland fährt, sollte seinen Urlaub schon etwas genauer planen als sonst, da er im Lande geblieben ist, denn jedes Versäumnis, jeder vergessene Gegenstand, jedes zu Hause gebliebene Dokument wiegen in der Fremde doppelt schwer, gar nicht von Unfällen zu reden, auch wenn sie nicht von uns verschuldet wurden. Da lohnt es schon, sich vor Antritt der Reise neben der Vorbereitung des Wagens zum Autoklub zu begeben und sich über die vielen Sonderleistungen zu instruieren, als da sind z. B. der „Auslandsschutzbrief”, mit dem man sich weitgehenden Schutz und vielfältige Hilfe sichert; er enthält Empfehlungsschreiben, einen Kreditbrief über Schilling 5100.-, einen Gutschein für den Fahrzeugrückholungsdienst, einen weiteren für den Abschleppdienst im Ausland, Formulare für die Feststellung des Tatbestandes bei Unfällen, Hilfsanweisungen im Falle, daß der Wagen gestohlen wurde oder eine Haftung seitens des Fahrers eintritt usw.

Wer einmal im Ausland aus irgendeinem Grunde hängengeblieben ist, wird Leistungen dieser Art sehr zu schätzen wissen, umsomehr, als man sie durch verschiedene andere Schutzmaßnahmen wie den Rechtsschutz, den Gepäck- und Krankenschutz oder durch die Kasko-Versicherung ergänzen kann. Und wenn man schon beim zuständigen Autoklub ist, dann besorgt man sich auch gleich die „Grüne Karte” für die Haftpflichtversicherung, die bei Auslandreisen für in Österreich zugelassene Fahrzeuge in bestimmten Länden? obligat ist, wobei der Reisende die Wahl zwischen einer im Geltungsbereich beschränkten „Kleinen” und auch billigeren oder aber der „Großen grünen Karte” hat, die in den meisten europäischen Ländern gilt. Man erhält übrigens für jedes Land sogenannte Merkblätter, in denen sehr übersichtlich und nach einheitlichen Gesichtspunkten geordnet, z. B. die wichtigsten Anschriften unserer österreichischen Vertretungen im betreffenden Land, die Bestimmungen über eine eventuelle Devisenbewirtschaftung, über die Haftpflichtversicherung und die Zollformalitäten zu finden sind, ferner die Treibstoffpreise und die wichtigsten Verkehrsregeln.

So weit unsere Tips für die „papierene” Vorbereitung des Urlaubs im Ausland. Daß das Fahrzeug ganz besonders gut durchgesehen werden muß, bevor man sich auf die weite Reise begibt, ist eine Binsenweisheit. Motor, Lenkung und alles, was störungsanfällig ist, sollte vorsorglich von einer Werkstätte noch einmal untersucht werden. Ganz speziell seien den Fernfahrern die Pneus ans Herz gelegt: Je weniger Reifendefekte es heute mehr gibt, umsomehr ist man geneigt, diesen wichtigen Teil des Fahrzeuges zu vernachlässigen. Nie mit abgefahrenen Pneus fahren, immer auf den richtigen Druck — entsprechend der Belastung und des Tempos — achten, ganz besonders bei nasser Fahrbahn nicht zu schnell fahren. Die Bremsen, d. h. ihr richtiges Funktionieren kann lebensret- ‘tend sein, das sollte man nie vergessen. Sie sollten von einer verläßlichen Werkstatt nachkontrolliert werden, auch wenn sie keinen Grund zur Klage geben. Man kann nie wissen, ob nicht vielleicht doch der Bremsbelag vor einer längeren Fahrt vorsorglich erneuert werden sollte. Wer noch keinen Sicherheitsgurt in seinem Wagen hat (vielleicht sind die Verankerungen im Fahrzeug schon vorgesehen), der sollte die verhältnismäßig geringfügige Auslage nicht scheuen und diese segensvolle Einrichtung anbringen. Manchem hat sie schon das Leben gerettet.

Viele Fahrer glauben, daß ihr Wagen nur bei Winterkälte besonderer Vorsichtsmaßnahmen bedürfe. Dieser Meinung ist entgegenzuhalten, daß sich auch die sommerlichen Höchsttemperaturen ungünstig auf den Fährbetrieb und die Abnützung des Wagens auswirken. Wenige wissen, daß die Motoren kurz vor der Überhitzungsgrenze und einem dadurch verursachten Lager- oder Kolbenschaden besonders gut ziehen. Es ist eine Art Zustand der Euphorie wie beim Menschen. Wer das nicht weiß und sich auf die wunderbare Leistung seines Fahrzeuges etwa beim Erstürmen einer Steigung oder beim rasanten Überholen auf der Autobahn verläßt, der kann große Enttäuschungen erleben. Kostspielige Reparaturen wie Lagerschäden, Kolben- und Pleuelstangenbrüche, ja selbst verbogene Zylinderköpfe können die Folge dieser Unkenntnis sein.

Sommerbetriebsstörungen treten wesentlich seltener auf, wenn der Wagen das ganze Jahr hindurch regelmäßig gepflegt wird. Es ist klar, daß eine Maschine mit stark verrußtem Zylinderkopf, falsch eingestellter Zündung oder verschmutztem Motor bei großer Hitze bald ihren Dienst versagt. Leider sind die unliebsamen Dampfblasenstörungen auch bei modernen Motoren noch immer nicht aus der Welt geschafft. Sie kommen immer dann, wenn der heiße Motor etwa wegen einer Verkehrsstockung oder an einer Baustelle abgestellt wird. Die unter dem Wagen und vor allem unter der Motorhaube herrschende Hitze führt dazu, daß das Benzin in den Leitungen verdunstet und Gasblasen bildet. Auch die richtig funktionierende Benzinpumpe kann diese Gasblasen höchstens zusammenpressen, aber die Treibstoffsäule kommt in den Leitungen nicht mehr vorwärts. Schlimm wird die Angelegenheit, wenn die Treibstoffpumpe ohnehin zu wenig Druck hat, weil die Membrane oder der Antriebsmechanismus Ermüdungserscheinungen zeigt.

Heute gibt es kaum mehr Motoren, deren Wasserkühlung nicht für den strengsten Sommerbetrieb ausreichen würde. Allerdings muß man immer im richtigen Gang fahren und das Kühlsystem in Ordnung halten. Letzteres kann man leicht selbst kontrollieren: Der Ventilatorriemen muß nicht nur intakt, sondern auch so stark gespannt sein, daß er sich in der Mitte zwischen den Leiträdern etwa 1 bis 2 cm mit dem Daumen durchdrücken läßt. Ein Kontrollblick auf das Kühlwasserniveau und auf das Innere des Kühlwasserdeckels sagt uns, ob das Wasser klar oder rostbraun und verschlammt ist. Bei Kühlsystemen, die mit Überdruck arbeiten, verdient auch das oft im Kühlerverschlußdeckel angeordnete Ventil bezüglich seiner Gummidichtung und der Druckfeder Aufmerksamkeit.

Kommt einmal der Motor trotz aller Vorsicht zum Kochen, was man am Kühlwasserthermometer oder akustisch am Brodeln und optisch an der Dampfentwicklung konstatieren kann, dann nützt nur wesentlich erhöhte Leerlaufdrehzahl. Die Tourenzahl ist so zu wählen, daß die Öldruckkontrollampe erlischt, oder daß das Druckmanometer einen normalen Wert anzeigt. Auf Bergstraßen tritt die Überhitzung immer dann auf, wenn man mit niedriger Drehzahl und voll durchgetretenem Pedal fährt. Hohe Drehzahlen und wenig Gas sind dem Motor viel zuträglicher, ja es gelingt oft, einen momentan überhitzten Motor durch Herunterschalten und Zurücknehmen des Gaspedals wieder auf die Normaltemperatur zu bringen.

In der heißen Jahreszeit muß der Ölstand im Motor viel häufiger, auf Paßfahrten mehrmals täglich, kontrolliert werden. Die Kontrolle gibt nur richtige Anhaltspunkte, wenn das Fahrzeug jedesmal auf einer ebenen Fläche steht Höherer Ölverbrauch ist nichts Beunruhigendes, ist er jedoch auffallend hoch, dann muß dickflüssigeres öl gewählt werden. Die Reifen nützen sich im Sommer viel rascher ab als sonst. Wenn auch Fachleute darüber streiten, ob die Reifen eines stillstehenden Wagens durch Sonnenbestrahlung leiden oder nicht, so neigen wir doch zur Ansicht, daß die ultravioletten Strahlen dem Gummi nicht gerade nützen. So sollte man doch immer trachten, nicht nur wegen .des Lackes und wegen der unangenehmen Hitze beim Einsteigen, sein Fahrzeug an schattigen Stellen zu parken, vorausgesetzt allerdings, daß damit der übrige Verkehr nicht gefährdet wird. Der Pneudruck muß bei großer Hitze häufiger kontrolliert, und die Anweisungen der Betriebsanleitung sollten genau befolgt werden. Es lohnt, nachzulesen, ob der Hersteller etwa für das Fahren auf Autobahnen und für verschiedene Belastungen auch verschiedene Reifendrücke vorschreibt. Auf keinen Fall darf der Druck im Sommer niedriger als vorgeschrieben gewählt werden, da sonst die Temperatur im Reifengewebe durch die vermehrte Walkarbeit zu stark ansteigt und sich die Reifen noch rascher abnützen, als dies bei den sommerlichen Temperaturen und den meisthohen Geschwindigkeiten ohnedies schon der Fall ist.

Daß man der Batterie destilliertes Wasser häufiger als sonst zuführen muß, ist zwar bekannt, wird aber leider zum Schaden dieses wichtigen Teiles oft vergessen. Eine trockene Batterie verfällt rapid.

Zum Schluß noch ein kleiner Tip, der von den wenigsten Kraftfahrern beachtet wird: Der Benzintank sollte nicht bis oben gefüllt werden, wenn es sehr heiß ist. Auch Benzin nimmt unter Wärmeeinwirkung ein größeres Volumen an. Wenn der Tank vollgefüllt ist, der Wagen schräg geparkt und von der Sonne beschienen wird, fließt Benzin aus.

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