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Victor: Test im Schneegestöber

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Als wir gegen Ende des vorigen Jahres an einem trüben, kalten Tag, auf Glatteis und bei Schneesiturm, die erste kurze Bekanntschaft mit den neuen Victor-Modellen der englischen General-Motors-Tochter Vauxhall machten, wurde begreiflicherweise der Wunsch in uns geweckt, diese Fahrzeuge auf einer längeren Fahrt und unter normalen Witterungsbedingungen erproben zu dürfen. Nun. die zweite Berührung mit diesem erfolgversprechenden Modell erstreckte sich zwar auch nur auf einige hundert Kilometer, aber die Straßen in der Umgebung Wiens und ein Stück Autobahn waren teils schneefrei, teils hatten sie Schneedecke, und so konnten wir uns mit dem Wagen, einem 2000er, unter verschiedenen Bedingungen vertraut machen. Er hinterließ bezüglich seines Fahrverhaltens einen ausgezeichneten Eindruck: Die Zahnstangenlenkung erwies sich als leichtgängig, die Richtungsstabilität des Wagens in schnell an- gefahrenen Kurven zeigte eine gewisse leichte Tendenz zum Untersteuem, die Neigung der Karosserie hielt sich in sehr mäßigen Grenzen. Versuchte man eine S-Kurve schärfer zu fahren, dann spürte man ein wenig das „Wandern” des Wagenhecks, aber besagte leichte und dabei präzise Lenkung erlaubte spielend eine Korrektur. Die Bremsanlage läßt hinsichtlich Verzögerung und Spurhaltung nichts zu wünschen übrig, sie wird mit der Motorleistung selbst bei wiederholten scharfen Bremsversuchen immer wieder fertig.

Es ist erfreulich, zu beobachten, wie sich der Sicherheitsgedanke nunmehr allgemein durchsetzt. Neben der verformbaren Front- und Heckpartie mit formsteifem Fahrgastraum verdienen in erster Linie die sich teleskopartig verschiebende Lenksäule, ferner die hoch belastbaren Türschlösser und die gepolsterte Lenkradnabe Beachtung. Kindersicherung bei den Türschlössern sind auch vorn vorhanden. Die Zugänglichkeit zum Motor ist ausgezeichnet, die Motorhaube ist lang ausgefallen, vielleicht wird einmal die jetzige Vierzylinderreihe durch einen größeren Bruder, es könnte ein OHC-Sechszylinder sein, bereichert werden. Vergleicht man den Victor von heute mit dem Vorgänger in Bezug auf Laufruhe, Straßenlage, Bequemlichkeit und Temperament, dann glaubt man gerne den Versicherungen der GM-Leute, daß sie sich von diesem neuen Wagen ähnliche Erfolge wie vom kleineren Viva versprechen.

Natürlich gibt es auch bei diesem Fahrzeug einiges auszusetzen: Da ist einmal das Zündschloß, welches nicht gerade sehr handlich angelegt ist; um den Schlüssel einzuführen, bedarf es einiger Gewöhnung. Man wird einwenden, daß man es den Kritikern nie recht machen kann: Liegt das Zündschloß in bequemer Lage, dann stellt es meist eine Gefahr bei Kollisionen dar, und verlangt man es dann anderswohin, dann ist es „schwer auffindbar”. Gewiß ist es nicht leicht, in diesem Punkt einen Kompromiß zu finden, aber was andere zustandebringen, müßte auch einem Konzern wie Vauxhall gelingen. Auch Außenspiegel und Rückspiegel fanden nicht unsere restlose Begeisterung. Beide verkleinern mehr, als man es gewöhnt ist, und um den Außen spiegel zurechtzurücken, muß man aussteigen. Das ist unbequem.

Hingegen haben uns andere Dinge ganz außerordentlich gefallen: Die elegante Ausstattung, die dabei höchst zweckmäßig ist, das Armaturenbrett und das Lenkrad, die sich nicht in der Windschutzscheibe spiegeln, die nach hinten verlegte Ablage, das Fehlen der Ausstellfenster (keine Windgeräusche), die sofort ansprechende Heizung und die ausgezeichnete Belüftung. Der Victor ist vor allem vorne um sieben Zentimeter breiter in der Spur geworden, der Radstand ist um vier Zentimeter gewachseh, die Gesamtlänge um fünf, und die Gesamtbreite beträgt nunmehr 170 cm bei etwas geringerer Höhe. Der Victor ist ein kompakter Wagen von sehr elegantem Aussehen, der Elemente des Viva und des Cresta aufweist. Besonders angenehm empfunden haben wir auch die automatische Dauerlüftung mit Abzugskanälen seitlich an der Heckwand. Dem Fond des Wagens wird durch in die Karosserie versenkte Kanäle Frischluft zugeführt. Zusammenfassend haben wir es bei den neuen Victor-Modellen mit 1,6- und 2-Liter-Motor mit sehr beachtlichen, in neuer Linie geführten Fahrzeugen vergrößerter Außenabmessungen, mit neuen, lebendigen und leistungsstarken Motoren (obenliegende Nockenwelle, Zahnriemenantrieb), neuer Hinterachse und sehr beachtlichen Sicherheitsmaßnahmen zu tun.

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