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ErsteEindrücke mit Fiat 13 2

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Es gehört bereits zur Tradition der Fiat-Werke, ausländischen Journalisten, die in Gruppen aus ganz Europa nach Turin kommen, auf einer mit allen Raffinessen ausgestatteten Meßstrecke neue Modelle nicht nur zu zeigen, sondern ihnen auch Gelegenheit zu bieten, persönliche Fahreindrücke zu sammeln. Auch mit dem neuen Fiat 132 machte man keine Ausnahme. Dieses Nachfolgemodell des 125er wurde auf einer zirka 300 km langen Strecke, welche sich südlich von Turin bis in die Nähe von Savona und an die italienische Riviera erstreckte, ausprobiert. Vorher wurde die bekannte Meßstrecke von 400 m, 1 km und 5 km durchfahren, die Meßdaten wurden elektronisch ermittelt und die Ergebnisse den Fahrern nach Absolvierung des Rundkurses schriftlich ausgehändigt.

Zwei Eigenschaften des neuen Wagens bestachen auf Anhieb: Der sehr ruhige Lauf des Motors, sowohl des Modells 1600 als auch des 1800ers und die Geräumigkeit, die man dem sehr kompakten, fast zierlich wirkenden Fahrzeug nicht zugetraut hätte. Erst wenn man Platz genommen hat — gleichgültig ob hinter dem Lenkrad, als Beifahrer vorn oder als Fondpassagier — wird man sich dessen bewußt, daß den Karrosseuren hier ein Kunststück gelungen ist. Nur um zwei Zentimeter, in der Längsrichtung gesehen, ist der Innenraum kürzer als derjenige des großen Fiat 130. Ellbogen-, Kopffreiheit und Fußraum sind sehr reichlich bemessen, ein echter Fünfsitzer. Die Sicht ist hervorragend, die Sitze sind bequem, alle Betätigungsorgane leicht erreichbar, selbst wenn man ange-

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übersichtlich. Bei beiden Versionen verläuft die Drehmomentkurve zwischen 3000 und 5000 Touren sehr flach, die Elastizität und Beschleuni- : gung sind daher außerordentlich. Sowohl die Straßenlage auf kurvenreichen Bergstrecken als auch die er- . reichten Spitzenwerte auf der Autobahn ließen keine Wünsche offen. Zur Zeit ist weder für Italien noch i für Österreich ein Preis für die neuen Wagen festgesetzt worden, Experten '. nehmen an, er werde sich zwischen 80.000 und 90.000 Schilling, jedenfalls aber unterhalb der Grenze von 100.000 Schilling bewegen. Sollte dem wirklich so sein, dann hat Fiat einen Verkaufsschlager der echten oberen Mittelklasse im Köcher. Wir fuhren beide Modelle, einmal mit mechanischem und einmal mit automatischem Getriebe. Die 400 Meter wurden mit dem kleineren Wagen und mechanischem Getriebe in 18 Sekunden, der Kilometer (stehend) in 34,1 Sekunden durchfahren, die Spitzengeschwindigkeit lag bei 165,8. Für die gleiche Automatik-Kubatur lauteten die Werte 19,7 Sekunden, 36,7 Sekunden und 161 km/h. Der stärkere Wagen erzielte mit mechanischem Getriebe 17,4 bzw. 32,8 Sekunden, die erzielte Maximalgeschwindigkeit lag bei 170,8 km/h und wiederum waren die Werte für das automatische Getriebe wenig geringer: 18,4, 34,7 und 166 km/h Spitzengeschwindigkeit.

Vorrichtungen, die Tag und Nacht in Betrieb sind, selbst die Grundmauer eines Gebäudes in Mitleidenschaft ziehen würden, stehen Erreger und Schüttelobjekt — es kann ein schwerer Mehrtonner ebenso wie ein zarter Einzelteil eines Fahrzeuges sein — auf 650 Tonnen schweren Betonkörpern, die ihrerseits luftgefederte Fundamente aufweisen. Kein Wunder, daß dieser große Aufwand das nette Sümmchen von zwei Milliarden Lire (80 Millionen Schilling) verschlang. Aber es dürfte sich lohnen. Außerdem werden pro Jahr bei Fiat 500 Fahrzeuge in Aufprallversuchen zerstört, mit vielen Wagen werden allerdings auch Versuche in simulierten Situationen ausgeführt, wobei die Vernichtung des Objektes vermieden wird. Neben dem hier getriebenen Aufwand im Sicherheitslaboratorium hat uns die Kom-promißlosigkeit der Fiat-Werke beeindruckt, mit der bewußt die passive Sicherheit studiert wird, im Gegensatz zu manch kurzsichtiger Autofabrik, welche behauptet, „Autos seien zum Fahren und nicht dazu da, Unfälle zu erleiden, folglich müsse man bloß die aktive Sicherheit pflegen und erhöhen und könne auf die passive verzichten”. Als ob es noch nie vorgekommen wäre, daß ein „unfallsicheres” Auto von einem anderen gerammt wurde.

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