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Lastwagen wurden salonfähig

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Es war eine Idee der Steyr-Daimler-Puch AG., dem österreichischen Fiat-Importeur, im Verein mit dem Stammwerk, österreichische Journalisten zur Besichtigung eines bedeutend erweiterten Werkes für den Lastwagenbau (SPA in Turin) einzuladen und ihnen auch Gelegenheit zu geben, den ersten Lastwagensalon Italiens zu besuchen. Früher wurden die Personenwagenausstellungen in Turin im Frühjahr veranstaltet, nunmehr finden sie im Herbst statt und sind stets mit einer Schau entweder von Autobussen oder von Lastwagen verbunden. Diese Sparten, die in der letzten Zeit einen großen Aufschwung erlebten, störten den auf elegante, italienische Sonderaufbauten spezialisierten Tu-riner Salon, und so entschloß man sich, alle zwei Jahre eine reine Lastwagenausstellung im Frühjahr (heuer fand sie vom 12. bis 20. April s*att) zu veranstalten.

Fünf Länder (Italien, Frankreich, Deutschland, Großbritannien und die USA), im Zubehör auch Österreich, waren vertreten. Es ging also um eine internationale Veranstaltung, aber doch nicht in dem Sinne, daß alle Firmen ihr gesamtes Programm gezeigt hätten.

Besonders interessant ist das Programm von Fiat, hier gibt es fünfzig Grundmodelle in mehr als 300 Ausführungen: Eine lückenlose Reihe von Benzin- und Dieselmotoren, zahlreiche Radstände und Tragfähigkeiten, unterschiedliche Aufbauten für alle möglichen Sonderzwecke, vielfältige Fassungsräume bei Kastenwagen stehen zur Auswahl. Bei den Fahrzeugen ab 7 Tonnen ist in Italien die Rechtslenkung vorgeschrieben, ab dieser Tonnage sind daher Fahrzeuge sowohl mit „randnaher“ als auch „randferner“ Lenkung zu haben. Für den Personen-transport gibt es bei Fiat für den privaten Betrieb (z. B. Hotels, Aero-linien) Wagen mit kleiner Sitzplatzanzahl bis hinauf zu den hundert-plätzigen Einheiten, Stadt-, Linien-und Reisecars für lange Strecken. Ein Teil des Programmes, „nur“ 16 Gruppen, wurde übrigens bei der oberwähnten Besichtigung der SPA-Werke in einer Art Modenschau gezeigt:' Wie Mannequins fuhren mit der Präzision eines Uhrwerkes jeweils zwei bis drei Fahrzeuge der einzelnen Gruppen an der Besuchertribüne vorbei, beschrieben einen (meist sehr kleinen) Kreis, so daß man sie von allen Seiten besichtigen konnte. Auffallend war dabei die besonders bei den schweren Typen überraschende Geräuscharmut der Fahrzeuge.

Der Turiner Lastwagensalon bewies, daß eine Steigerung der Motorleistungen auch in dieser Sparte stattfindet, daß man ferner auch bei Lastwagen dem Leichtbau überall dort huldigt, wo er verantwortet werden kann, daß man auch hier beginnt, an die Sicherheit zu denken, die Lärmbelästigung und die Luftverunreinigung herabzusetzen. Allgemein wird ein günstiges Verhältnis zwischen Nutzlast und Leergewicht angestrebt, als Antriebsquelle dominiert der Dieselmotor, aber die Gasturbine ist in Sicht. General Motors will Mitte 1971 mit der kommerziellen Produktion von Gasturbinen für Lastwagen beginnen. In einem neuen Werk will man Motoren von 280 bis 2000 PS Leistung herstellen. Der führende Autohersteiler der Welt dürfte somit mit einigem Abstand der erste amerikanische Produzent von Gasturbinen für Straßenfahrzeuge sein. Bei Ford ist man mit dem Experimentieren noch nicht am Ende, die Arbeiten sollen aber beschleunigt werden. Soweit die Fachleute am Stand der General Motors in Turin, wo übrigens auch ein Jubiläumsfahrzeug ausgestellt war: der 1,500.000. erzeugte Bedford, der allgemeine Bewunderung auch in Fachkreisen erregte. Zusammenfassend könnte man die sich am Turiner Automobilsalon abzeichnenden technischen Tendenzen etwa folgendermaßen beschreiben: Neben der erwähnten Steigerung der Motorleistungen, einem gewissen sehr langsamen Vordringen automatischer Getriebe und der Scheibenbremsen (beides ist vorläufig eher dem Autobusbau vorbehalten) ist eine Zuwendung zu Spezialfahrzeugen deutlich erkennbar und ferner der Kampf zwischen den Verfechtern des Sattelaufliegers und denen des Anhängers. Berücksichtigt man den zweifellos kommenden Container-Betrieb, dann dürfte wohl dem Sattelauflieger in Zukunft eine größere Bedeutung zukommen.

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