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Wirtschaftlicher Fahren

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Der Dieselmotor als Antriebsquelle auch für Personenwagen ist nichts Neues, hat doch die Daimler Benz AG schon vor vierzig Jahren den 260 D auf der damals noch in Berlin abgehaltenen „Internationalen Automobilausstellung“ gezeigt. Dieser Urahn der heutigen Personenwagendiesel war zwar eine Sensation, an eine größere Verbreitung jedoch glaubte damals wohl niemand. Aber Mercedes ging den einmal eingeschlagenen Weg weiter, eroberte sich eine führende Position und fand viele Nachahmer.

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Der Dieselmotor als Antriebsquelle auch für Personenwagen ist nichts Neues, hat doch die Daimler Benz AG schon vor vierzig Jahren den 260 D auf der damals noch in Berlin abgehaltenen „Internationalen Automobilausstellung“ gezeigt. Dieser Urahn der heutigen Personenwagendiesel war zwar eine Sensation, an eine größere Verbreitung jedoch glaubte damals wohl niemand. Aber Mercedes ging den einmal eingeschlagenen Weg weiter, eroberte sich eine führende Position und fand viele Nachahmer.

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Die „Ölkrise“ vor zwei Jahren hatte insofern ihr Gutes, als sie viele Aiutabesitzer zwang, über wirtschaftliches Fahren nachzudenken (in dieser Beziehung ist der Diesel bekanntlich unschlagbar), dazu kommt die Umwelitfreunidiliichkeit, denn seine Aibgase sind weniger gefährlich als jene seines Benizinforiuders. Das wollen zwar viele nicht wahnhaben und argumentieren mit der Genuchsfoe-lästigung und der Sichtbehinderung, wenn man etwa hinter einem rauchenden Lastwagen fährt. Beide Nachteile lassen sich übrigens auf ein Minimum reduzieren, wenn die Einspritzpumpen sauber gewartet und richtig eingestellt werden.

Seit Sparsamkeit und Umweltschutz im Vordergrund stellen, „dieselt“ es in allen Automobile bauenden Ländern, immer mehr Marken erweitern ihr Programm um Dieselvisionen, wobei nicht unerwähnt bleiben soll, daß einige Firmen die Vorteile des Dieselmotors auch für Personenwagen schon vor der Rezession und vor der Einführung von strengen Abgasnormen erkannt haben. Neben Mercedes mit seinen weitverbreiteten Diesellimousinen 200 D, 220 D, 240 D und dem Fünfzylinder 240 D, 3 Liter, gilt das zum Beispiel von . Peugeot (204 mit 1,4 Liter und 504 mit 1,9 Liter als Limousine und Kombi). Der 2,5~-Liter-Diesel der British Leyländ wind! schon lange in Austin-Taxis eingebaut, in neuerer Zeit sind die Opel Rekord mit einem eigenen 2,1 Liter (im Export 2 Liter) auch in Luxus ausstattung erfolgreich auf den Plan getreten. Fiat hat seinerzeit mit Personenwagen-Dieselfährzeu-gen experimentiert, dann ist es aller-' dinigs still geworden, aber der spanische Seat, eine Lizenz des Fiat 132, wird mit einem Mercedes-Diesel 200 geliefert. Citroen stattet seit über einem Jahr seine exklusive Type CX 2200, Limousinen und Combis, mit einem 66-PS-Dieselmotor aus, auch im Fernen Osten wind dieser

Bauart gehuldigt: Datsun-Nissan hat einen eigenen Dieselmotor von 2,2 Litern und 70 PS in der Limousine 200. Und daß Perkins in Großbritannien seit vielen Jahren Einbaumotoren vor allem für den Taxibetrieb liefert, ist ebenfals bekannt.

Soweit also der momentane Stand, aber es geht weiter: Der stärkste Impuls dürfte vom Volkswagenwerk in Wolfsibung ausgehen, dort wind seit mehr als drei Jähren an einer Dieselvariante des 1,5-Liter-Motoms vom Audi 80 gearbeitet. Er soll sowohl quer für den Golf als auch in Längsrichtung für den Passat eingebaut werden können, soll kräftig, leicht und außerordentlich geräuscharm sein. Sogar von einer Tunboaufla-dung, wie sie bei Lastwagen üblich ist, wunde in diesem Zusammenhang gesprochen, und wenn der deutsche Autagigant VW sich in ein solches Projekt hineinkniet, dann pflegt erfahrungsgemäß das Ergebnis beachtlich zu sein. Alfa Romeo plant, einen Penkims-Diesel in das Modell Giulia, vorläufig aber nur für Italien, einzubauen, ebenso dürfte einmal bei Chrysler-France im 160/180 ein Diesel kommen, bei Fiat stehen ähnliche Pläne für das Modell 131 auf dem Programm, die British Leyland hat die Absicht, im Morris-Marina ebenfalls einen Dieselmotor zu bringen.

Sogar in den Vereinigten Staaten ■von Nordamerika werden bei Olds-mobile Versuche gemacht, einen Achtzylinder-Dieselmotor in eine der Typen dieser General-Motors-Marke einzubauen. Wie in Europa dem Entschluß der Valkswagenwerike, sich mit dem Dieselmotor für Personenwagen intensiv zu beschäftigen, große Bedeutung beigemessen wird, so blickt man begreiflicherweise in den USA auf den größten Autokonzern der Welt und wartet mit Spannung, wie sich die General Motors zur Frage des Einbaus von Dieselmotoren in Personenwagen stellen Wird. Zum Teil ist drüben eine Entscheidung insofern schon getroffen worden, als

die Typen Scout vom Landmaschinenkonzern International Harvester bereits einen Sechszylinder-Diesel von Nissan aufweisen. Dieser Motor wind übrigens von Chrysler importiert. Noch kommt dort der Scout mit dem Dieselmotor um 2000 Dollar teurer zu stehen als mit dem üblichen Vierzylindermotor, das Interesse für diesen Wagen mit dem fortschrittlichen Antrieb ist jedoch sehr groß. Man wartet speziell bei General Motors und Fond darauf, wie sich Washington zum Dieselmotor stellen wind, der schon jetzt als einziger Altennativmotor weniger Verbrauch trotz der harten Abgasnormen verspricht.

Der Dieselbetrieb hat zahlreiche Vorteile: Durch das Fehlen der Zündung ist er weniger sitönungsainfällig, bei Unfällen besteht keine Brandgefahr, der Verbrauch an Treibstoff ist um 20 bis 30 Prozent niedriger, in den meisten Ländern ist außerdem Dieselöl oft bedeutend billiger als Benzin, die Schweiz und Teile der BRD sind Ausnahmen. Dia Abgase weisen kein schädliches Kohlen-monoxyd und sehr wenig unverbrannte Kohlenwasserstoffe auf. Die Stickoxyde ganz zu eliminieren ist bei einigen Motoren allerdings noch nicht gelungen. Die Lebensdauer dieser Motoren ist bedeutend höher als die von Benzinmotoren.

Nachteilig ist das höhere Gewicht, der höhere Anschaffungspreis, der allerdings 'durch entsprechend große Kilometerleistungen pro Jahr bald kompensiert wird, und der höhere Lärmpegel bei kalter Maschine. Kultivierte Dieselmotoren für Personenwagen, wir denken da speziell an Mercedes, Peugeot und Opel, sind leise, sobald sie sich erwärmt haben. Die Belästigung durch Geruch und Rauch konnte speziell bei Personenwagenmotoren wesentlich gemildert wenden. Die Antriebswerke für Personenwagen weisen in der Regel zwischen 50 und 80 PS auf, ihre Beschleunigungswerte sind geringer als diejenigen vergleichbarer Fahrzeuge mit Benzinmotoren, aber damit finden sich viele Fahrer offenbar um so leichter ab, als der Verkehr durch die Geschwindigkeitsbegrenziungen allgemein an Hektik verloren hat. Die steigenden Zulassungszahlen für Dieselfahrzeuge in der letzten , Zeit und die immer häufiger auftauchenden Dieselvarianten sind ein deutliches Zeichen dafür, daß der Personenwagen mit Dieselmotor im Aufwind ist.

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