6770792-1968_51_38.jpg
Digital In Arbeit

Neue, attraktive Mercedes-Coupes

Werbung
Werbung
Werbung

Zum Teil bekannte, zum Teil neue Mercedes standen Journalisten aus verschiedenen europäischen Ländern kürzlich auf dem Hockenheimring zur Erprobung zur Verfügung. Das Hauptinteresse konzentrierte sich zwiar auf zwei neue Mercedes-Coupes, die erst später der 'breiten Öffentlichkeit gezeigt werden, aber auch die bereits bekannten Typen (Benzin- und Dieselversionen der Reihen 200, 220, 230, 250 und 280) waren Gegenstand kurzer Probefahrten, und es fehlten natürlich auch nicht die drei Paradestücke der Daimler Benz AG., der 300 SEL, der 300 SEL mit 6,3-1— Motor und die Luxuslimousine „600

Was nun die beiden Neuerscheinungen 250 C und 250 CE anbelangt, sei festgehalten, daß sie eine Erweiterung im Bauprogramm der sog. „Neuen Generation“ darstellen. Fünf vollwertige Sitze sind vorhanderi, und man könnte bei diesen Wagen daher von einer zweitürigen Limousine sprechen. Sie basieren zwar auf der Baureihe 200 bis 250, infolge reduzierter Gesamthöhe (45 mm), stärkerer Neigung der vorderen und der hinteren Scheibe wirken die Wagenkörper jedoch schlanker. Die Schrägstellung der Front- und Heckscheiben hat natürlich den Knieraum der Fondpassagiere etwas reduziert, dagegen ist die Kopffreiheit ausreichend. Der Mittelpfosten fehlt, Tür- und Fondseitenfenster lassen sich voll versenken, und bei warmem Wetter wird man daher den Genuß eines „offenen Wagens mit Dach“ haben.

Zwei Motoren stehen für diese Neuerscheinung zur Verfügung: Sie haben zwar Zylinderzahl und Hubraum, auch die siebenfach gelagerte Kurbelwelte gemeinsam, aber sie unterscheiden sich in der Gemischaufbereitung, in der Verdichtung und im Leistungsangebot. Der eine Motor ist als normaler Vex- gasertyp mit 9:1 Verdichtungsverhältnis aus- gebildet, er leistet 130 DIN-PS bei 5400 Touren und gibt sein bestes Drehmoment mit 20,3 mkg bei 3600 Touren ab. Der Einspritz- motor (E) hingegen kommt auf 20 PS mehr (5500 Umdrehungen), sein maximales Drehmoment von 21,5 mkg wird bei 4500 Umdrehungen pro Minute erreicht. Die zulässigen Höchstdrehzahlen liegen bei 6300 beziehungsweise 6500 Touren, dementsprechend sind auch die Kolbengeschwindigkeiten in diesem. Bereich nicht gerade niedrig. Die Befürchtung einer dadurch verkürzten Lebensdauer besteht allerdings nicht, denn nicht nur die siebenfach gelagerte Kurbelwelle, sondern auch die Mehrstofflagerschalen, ein Ölkühler, ferner die sorgfältige Filterung des Öles und eine hohe Einfüllmenge des Schmiermittels sind Garanten eines geringen Verschleißes.

Mit Bosch hat Daimler-Benz eine neue Ein- spritzanlage entwickelt und dabei die reichen Erfahrungen genützt, die ihr vom Flug- und Dieselmotorenbau seit Jahrzehnten zur Verfügung stehen. Früher verwendete man bloß mechanische Systeme, die wegen der notwendigen Präzision bei der Herstellung und wegen der hohen Einspritzdrücke kostspielig waren. Nunmehr wird beim 250 E elektronisch gesteuert, mit konstantem und niedrigem Treifostoffdruck. Die Treibstoffmenge wird nicht durch verschieden starke Druckstöße, sondern durch Änderung der Öffnungszeiten elektromagnetisch betätigter Einspritzventile reguliert. In einem zu Füßen des Beifahrers angebrachten Blechkästchen verbirgt sich ein Computer, der auf Gaspedalsteüung, Temperatur, Luftfeuchtigkeit, Höhenlage usw. rea giert und immer die optimale Treibstoffmenge liefert. Der Fahrer muß sich nicht mehr mit Kaltstartkniffen abgeben, er kann auch im Winter gleich losfahren, ohne daß der Motor unregelmäßig arbeitet, und er hat dazu den Vorteil, daß dieses System im Gegensatz zu der im Volkswagen verwendeten elektronischen Einspritzung eine Leistungserhöhung des Motors erzielt, die sich nicht nur in einer allerdings nur wenig höheren Spitzengeschwindigkeit gegenüber dem Vergasermodell äußert, sondern auch wahrscheinlich, besonders bei kalter Witterung und im Stadtverkehr, einen niedrigen Verbrauch gewährleisten dürfte.

Die Journalisten hatten Gelegenheit, auf dem Hockenheimring Probefahrten auch mit diesen beiden Modellen durchzuführen. Auffallend beim Einspritzmotor waren der ruhi-

gere Lauf, die weicheren Übergänge, die bessere Beschleunigung.

Über die Straßenlage gibt es bei keinem Mercedes der neuen Generation mehr eine Diskussion. Die Coupes zeigen neutrales Fahrverhalten, welches bloß bei scharf gefahrenen Kurven in ein leichtes Untersteuem übergeht. Das Fahrwerk der beiden neuen

Coupės entspricht dem der Limousinen und darf als bekannt vorausgesetzt werden. Auf Wunsch kann die DB - Se rvolenkun g eingebaut werden. Für die Zweikreisbremsanlage (Vierradscheibenbremsen) ist eine Unterdruckhilfe serienmäßig vorhanden. Drei Getriebe stehen zur Wahl: Das serienmäßige Viergangvollsyn- chrongetriebe mit Mittel- oder Lenkradschaltung, weiters die von Mercedes entwickelte Getriebeautomatik mit hydraulischer Kupplung und vier mechanischen Vorwärtsgängen und schließlich ein Fünfgangschaltgetriebe.

Gegenüber der Innenausstattung der Limousinen 200 bis 250 ist ein merkbarer Fortschritt bei den zwei Coupeversionen zu verzeichnen: Sie ist gefälliger und luxuriöser zugleich. Die Maßnahmen für die innere Sicherheit, für die Mercedes bekannt ist, kommen auch hier voll zur Geltung: Kurze teleskopartige Lenksäule in Verbindung mit dem unter dem Lenkrad angebrachten „Pralltopf“, versenkte Türgriffe, Fensterkurbeln aus weichem Plastikmaterial, ein verformbares Armaturenbrett und, das Wichtigste, die Stoßenergie verzehrenden Front- und Heckpartien, steifer Pahrgastraum; das alles macht diese Fahrzeuge besonders attraktiv.

Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung