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Im Fahrzeug zu Hause

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Es gibt Fahrzeuge, an die man sich nach längerer Zeit gewöhnt, andere, mit denen man sofort vertraut ist. Der Renault 12 TS gehört zu den letzteren. Man nimmt Platz und ist gleich „zu Hause“, auch wenn man die Betriebsanleitung vorher nicht studiert hat, denn das Armaturenbrett mit seinen teils leider etwas zu kleinen Symbolen, den Rundinstrumenten, den Hebeln und Knöpfen ist problemlos. Schalt- und Handbremshebel und alle sonstigen Betätigungsorgane liegen auch für den angeschnallten Fahrer griffbereit, im Nu sind Rückspiegel und Sitzposition den persönlichen Bedürfnissen angepaßt — man fährt los, als hätte man bereits viele Kilometer mit diesem Fahrzeug hinter sich gebracht. Die um 11 Prozent höhere Leistungen gegenüber dem Basismodell (60 PS statt 54 PS durch die größere Verdichtung von 9,5:1 und einen Doppelvergaser) macht den Wagen spritziger, auch die Ausstattung fällt angenehm auf: Da ist zum Unterschied beim 12 TL eine verstärkte Federscheibenkupplung, eine Brems-servoanlage mit lastabhängigem Bremsdruckbegrenzer, da sind vom Typ 12 Gordini übernommene Sportfelgen und Halogenscheinwerfer (Weitstrahler), eine seitliche Zier-

leiste, die wesentlich zum eleganten und schnittigen Aussehen beiträgt, mit den Vordersitzen integrierte Nackenstützen, eine Mittelkonsole mit Zeituhr, ein Drehzahlmesser und die heizbare Heckscheibe.

Dieser geräumige Mittelklassetyp mit seinen etwas mehr als 900 Kilogramm Gewicht und 1289 Kubikzentimetern Hubraum ist nicht gerade übermotorisiert, aber wer die Gänge richtig ausfährt und mit Aug' und Ohr die Tourenzahlen erfaßt, kann beachtliche Reisedurchschnitte nicht nur auf Autobahnen, sondern auch auf normalen Landstraßen und im kupierten Gelände erzielen. Bestechend sind beim R 12 TS -Komfort und Straßenlage, die gute Sicht nach vorn und nach den Seiten, weniger allerdings nach hinten, denn da sind die sonst so nützlichen Kopfstützen und die hinteren Dachpfosten ein wenig behindernd, außerdem sieht man leider nicht die hintere Kotflügel- und Karosseriebegrenzung. Angenehm empfunden wird hingegen das Fehlen von Windgeräuschen, es gibt bei diesem Wagen ferner keine Seitenwindempfindlichkeit, die Lenkung hält die ideale Mitte zwischen „direkt“ und „indirekt“, das Fahrverhalten des R 12 TS ist, solange man nicht allzu

forsch fährt, durchaus neutral, erst bei scharfer Kurvenfahrt merkt man die bei einem Frontantrieb durchaus natürliche Tendenz zum Untersteuern, die vielleicht durch etwas breitere Felgen beziehungsweise Reifen gemildert werden konnte.

Das Getriebe ist vorzüglich abgestimmt, das Schalten geht weich und angenehm vor sich, der zweite Gang scheint uns eher etwas zu kurz geraten, die Spitze wurde mit haargenau 150 Stundenkilometer gemessen. Die Federung mit ihren langen Wegen ist ausgesprochen komfortbetont, die Platzverhältnisse sind für vier Personen reichlich, für fünf gerade noch genügend dimensioniert. Personen kleinerer Statur werden das Armaturenbrett ein wenig störend empfinden, hingegen sind Kopf-, Ellbogen- und Beinfreiheit selbst für hochgewachsene Insassen ausreichend. Überdurchschnittlich gut sind Belüftung und Beheizung, ebenso die Ablagemöglichkeiten und erst recht gilt das vom Finish, alles ist solid und sauber gearbeitet, da gibt es kein Quietschen oder Klappern, das Gebläse allerdings könnte etwas weniger laut sein; das Gleiche gilt vom Motor, wenn auch erst ab etwa 4500 Touren. Die Bremsen sind

ebenfalls außergewöhnlich wirksam, weich, wärmefest und leicht dosierbar. Der allseitig ausgekleidete Kofferraum ist mit seinen 360 Litern reichlich bemessen, die niedrige Abschlußwand erleichtert das Ein- und Ausladen schwerer Gepäckstücke. Die nach hinten ansteigende Motorhaube und Dachlinie sind typische Styling-Merkmale der eleganten Zwölferreihe von Renault.

Das Anlegen der nicht serienmäßigen Sitzgurten machte uns im Anfang einige Schwierigkeiten, hier ist die ideale Lösung noch nicht gefunden, worden. Das gilt übrigens auch von anderen Gurtensystemen. Zu-

sammenfassend kann man vom R 12 TS sagen, daß er alle jene Fahrer anspricht, die bei bescheidenen Betriebskosten einen recht raschen Reisewagen mit individueller Note bevorzugen. Seine Bequemlichkeit, die reichhaltige und geschmackvolle Ausstattung sind schwer zu überbieten. Bei ihm gesellen sich zur Wirtschaftlichkeit außergewöhnlicher Komfort und Sportlichkeit und die elegante, moderne Linienführung. Ein „Allroundfahrzeug“, welches dieser Bezeichnung in jeder Beziehung gerecht wird.

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