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Vorsicht, Rücksicht, Umsicht

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Die Bemühungen der Zubehörindustrie einschließlich der Mineralölgesellschaften und der Reifenfabriken sind die Ursache dafür, daß wir immer sorgloser, vielleicht sogar gleichgültiger werden, wenn es gilt, das Fahrzeug für die kalte Jahreszeit vorzubereiten. Die größten Errungenschaften der Technik entheben uns jedoch nicht der Pflicht, für die Sicherheit bei schlechter Sicht, auf glatten Fahrbahnen und unter widrigen Umständen vorzusorgen. Nicht nur der Wagen soll technisch einwandfrei funktionieren, auch wir selbst sollten uns umstellen und daran denken, daß eben jetzt die unvermeidliche, schwierige Zeit bevorsteht und daß es in den nächsten Monaten noch mehr als bisher wichtig und für unser Leben und unsere Gesundheit unentbehrlich ist, Vorsicht und Rücksicht zu üben.

Die größte Gefahr, die uns bevorsteht, ist die Glätte der Straße. Die Reifenprofile unserer Fahrzeuge müssen unbedingt über ein regelmäßiges, noch gut brauchbares Profil verfügen, ansonsten müssen bessere Reifen aufgezogen werden. Wir haben nunmehr auch dank der Fortschritte unserer heimischen Gummiindustrie, wobei auch die Runderneuerungsbetriebe miteirubezogen sind, die Wahl zwischen Winterprofilen oder speziellen Eisreifen, auch Spikes genannt. (Es gibt auch runderneuerte Spikes.) Wer hoch im Gebirge wohnt oder ständig in Gebieten mit hoher Schneelage oder häufigem Neuschnee zu fahren hat, wird natürlich auch Schneeketten mitnehmen. Unbedingt sind alle vier Räder mit Winterreifen derselben Marke zu versehen. Ganz besonders wichtig ist dieser Grundsatz für jene, die sich für Spikes entscheiden. Es wäre ein großer Irrtum, zu glauben, Reifen mit Stahlspitzen genügten auf den Antriebsrädern. Mit Spikes fährt man bekanntlich sicherer und demgemäß auch schneller. Im Augenblick der Gefahr kämen allerdings die nicht mit Stahlstiften ausgerüsteten Reifen durch Blockieren in ein unkontrollierbares Gleiten, der ganze Wagen begänne zu schleudern, und dann nützen auch die Stahlspitzen nichts mehr. Wer also die Mehrauslage für Eisreifen an allen vier Rädern scheut (M- u. SE-Reifen heimischer Produktion kosten bloß 35 Prozent mehr als normale Winterproflle), der sollte lieber ganz ohne Eisreifen fahren und sich mit normalen Winterprofilen begnügen, da er dann von Haus aus vorsichtiger fahren wird. Halbe Sicherheit ist in diesem Falle unbedingt zu vermeiden, weil sie unwillkürlich zu leichtsinniger Fahrweise verführt.

Lenkung und Bremsen sind weitere Faktoren, die im Winter besonders beachtet werden müssen. Eine Kontrolle des toten Gangs im Volant, der Spurstange und überhaupt der ganzen Lenkgeometrie ist vor dem Winter sehr zu empfehlen. Die Bremsen sollten gut eingestellt sein, unter allen Umständen ist das Blockieren zu vermeiden und auch zu beachten, daß bei naßkaltem Wetter Bremstrommeln leicht rosten und die Bremswirkung des Wagens ungünstig beeinflußt wird. Auch nach dem Waschen des Wagens sollte man die Bremsen einige Male (auch ohne Not) betätigen, damit die Feuchtigkeit aus den Belägen eliminiert wird.

Für die Beleuchtung sollte man vor der Ausfahrt Sorge tragen. Scheinwerfer einzustellen, Einsätze und Glühlampen auszutauschen ist keine angenehme Arbeit, wenn es regnet oder schneit und wenn man klamme Finger hat. Alle diese Arbeiten sind besser, rascher und billiger beim Tankwart oder in der Garage durchzuführen. Zur guten Sicht

gehört natürlich auch das Reinigen der Windschutzscheiben, der Seitenfenster und der Heckscheibe. Die Zubehörindustrie hat für uns eine Menge Klarsichtmittel auf Lager. Wer glaubt, er könne das Kühlerschutzmittel ersparen, da er über eine geheizte Garage verfügt, irrt, denn unvorhergesehenerweise kann ein Wagen immer wieder einmal viele

Stunden irgendwo dem Frost ausgesetzt sein, und außerdem ist es schon vorgekommen, daß der wassergekühlte Motor eines Fahrzeuges während der Fahrt einfror, wenn zum Beispiel ein Thermostat die Wasserzirkulation im Kühlelement drosselt und der Ventilator die kalte Luft durch den Kühler treibt. Man wird also unter allen Umständen Frostschutzmittel verwenden, die für mindestens minus 20 Grad gewählt werden sollten und deren Konzentration man von Zeit zu Zeit kontrollieren muß, denn auf die Antikorrosionsmittel kann man sich nur dann verlassen, wenn sie stark genug konzentriert sind. Man wird ja auch im Winter hin und wieder Wasser nachfüllen müssen, wodurch eine Verdünnung erfolgt. Wenn Frostschutz im Kühlwasser ist, kann bei forcierter Fahrt und bei Reisen im

Gebirge mehr vom Kühlerinhalt verdampfen als im Sommer.

Die Schmierfähigkeit des Motoröls wird im Winter ungünstig beeinflußt und um so wichtiger ist es, jetzt nur Markenöle zu verwenden, wobei auf die Vorteile der Mehrbereichsoder Ganzjahresöle hingewiesen sei. Ihre Vorzüge sind, daß sie durch ihre chemische

Zusammensetzung eine automatische Anpassung an die Temperatur im Hinblick auf Zähflüssigkeit und Schmierkraft gestatten. Auf die Scheibenwisch- und -Waschanlage sollte im Winter ebenfalls nicht vergessen werden: Die Gummiwischblätter müssen in tadelloser Ordnung sein, und die Waschanlage verlangt ebenfalls einen Frostschutz, selbst wenn sie aus Plastik ist, denn sie kann unbrauchbar werden, auch wenn der Beutel für die Flüssigkeit nachgiebig ist. Man bedenke auch, daß die Batterie im Winter besonders beansprucht ist und schon bei wenigen Minusgraden einfrieren kann, wenn sie schlecht geladen ist. Im Betrieb erwärmt sich die Batterie durch Entladen und Aufladen, bei Stillstand jedoch können leicht große Schäden entstehen.

Hier sei auf einen kleinen Trick hingewiesen, der der Batterie beim Starten gut tut, also in dem Augenblick, da sie am stärksten beansprucht ist. Man schalte vor dem Starten irgendeinen Verbraucher ein, der nur eine geringe Stromabnahme zur Folge hat. Dadurch erwärmt sich der Akkumulator leicht und nimmt dann die hohe Startbeanspruchung weniger übel.

Die Frage, ob man den Motor durch längeres Anwärmen im Stand für die Fahrt vorbereiten soll, ist längst zugunsten des möglichst baldigen Anfahrens entschieden worden. Selbst bei strenger Kälte genügt eine Minute des Leerlaufs, dann fahre man mit niedrigen Touren im ersten Gang los und schalte bald in die höheren Gänge, ohne jemals die Umlauf zahl des Motors allzusehr zu steigern. So erwärmt sich der Motor am raschesten. Um die Batterie auch während der Fahrt zu schonen, empfiehlt es sich, an Kreuzungen, vor der roten Ampel, ein wenig Gas zu geben, bis das rote Kontrollicht verschwindet; so wird sie aufgeladen. Daß man auch im Winter mit Heizscheiben, Schein- .werfern, akustischen Signalen usw. sparsam umgehen soll, liegt ebenfalls im Interesse des so wichtigen Stromlieferanten.

Gegen die Vereisungsgefahr gibt es heute Winterzusätze von Treibstoff, doch sollte man bei allen diesen Errungenschaften immer darauf achten, daß nur erstklassige Produkte, womöglich von bekannten Marken, verwendet werden, da mit dem Fortschritt der Motorisierung leider immer mehr Erzeugnisse auf den Markt gebracht werden, deren Preis in keinem Verhältnis zum Effekt steht.

Zum Abschluß unserer Winterbetrachtungen noch einige kurze Hinweise auf Vorkehrungen, welche die Fahrsicherheit direkt oder indirekt beeinflussen. Die irrige Meinung, daß durch niedrigeren oder höheren Luftdruck die Haftung der Reifen auf Straßenglätte verbessert werden kann, ist von der Fachwelt eindeutig widerlegt worden. Die Bodenberührung ist bei normalem Luftdruck am größten, man halte sich streng an die Vorschriften in der Betriebsanleitung. Ebenso wichtig ist es, die Betriebsanleitung über das Starten im Winter zu studieren. Es gibt heute sehr verschiedene Vergasersysteme, so daß allgemeine Regeln nicht aufgestellt werden können. Wer jedoch sein Handbuch verlegt oder verloren

hat und nicht weiß, welcher Art der Vergaser seines Motors ist, der kann sich folgender Tricks bedienen: Erst versucht man, ohne Gas zu starten, wobei man den „Choke“ langsam, bei gleichzeitiger Betätigung des Starters, herauszieht und wieder langsam zurückstößt. Hat dieses Manöver nichts genützt, dann versucht man den gleichen Vorgang, jedoch mit durchgetretenem Gaspedal, eventuell mit vorherigem kurzem, zweimaligem Durchdrücken des Gashebels. Zu beachten ist, daß man bei der Wiederholung dieser

Versuche der Batterie Gelegenheit zum Ausruhen geben muß. Ein ständiges Betätigen des Anlassers bringt den Akkumulator in kürzester Zeit zur Kapitulation. Eine Betätigung von zehn Sekunden in einem Zug sollte das Maximum sein. Dazwischen lasse man mindestens eine halbe Minute vergehen.

Was die Fahrtechnik anbelangt, so sei darauf hingewiesen, daß jedes brüske Manöver, ob es nun die Lenkung, das Bremsen oder das Beschleunigen betrifft, auf glatter Fahrbahn unbedingt zu vermeiden ist. Alle diese Vorgänge müssen zart und mit Fingerspitzengefühl i durchgeführt werden, sonst kann es zu gefährlichen Situationen kommen. Wer noch nicht über viel Erfahrung bei Winterfahrten verfügt, dem sei empfohlen, das Bremsen, Beschleunigen und Lenken erst einmal auf einer geraden, breiten, unfrequentierten, glatten Straße zu üben, bevor er sich in den Trubel des Stadtverkehrs oder in die unübersichtlichen Kurven des Gebirges begibt.

Achtung: Wildwechsel!

Mit dem Fortschritt der Motorisierung steigen auch die Unfälle. Bei Zusammenstößen zwischen Kraftfahrzeugen und Wild werden nicht nur die Tiere, sondern häufig auch die Lenker der Fahrzeuge verletzt oder getötet.

Allein in Österreich sind jährlich ungefähr 250 Straßenverkehrsunfälle mit Personenschäden durch Wildwechsel zu beklagen. Die dreieckigen Warnschilder am Straßenrand sollen den Kraftfahrer auf den Wildwechsel aufmerksam machen, finden jedoch nicht immer Beachtung. Auf der Suche nach einem wirkungsvollen Schutz, der die Tiere von der Fahrbahn in der Nacht femhält, haben auch die zum Beispiel in Deutschland versuchten Leuchtpfähle versagt.

Es ist einem Revierförster aus dem Rheinland vorbehalten geblieben, in der Aluminiumfolie ein nicht nur wirksames und dauerhaftes, sondern auch billiges Mittel zur Verminderung des Wildverkehrstodes zu finden. Er will nicht wie bisher durch die Straßentafeln nur den Fahrer, sondern auch das Wild bei Dunkelheit warnen beziehungsweise es vom Überqueren der Fahrbahn im kritischen Moment abschrecken. Versuchsweise wurden schon vor einigen Jahren auf zwei besonders gefährdeten deutschen Autostraßen die Bäume beiderseits der Straße in einem Abstand von etwa zehn bis zwanzig Metern mit einem 35 Millimeter breiten und 0,2 Millimeter dicken Aluminiumband schraubenförmig umwickelt, wodurch das Scheinwerferlicht von Fahrzeugen an verschiedenen Stellen des Aluminiumbandes reflektiert wird. Das Wild schreckt auf und wechselt zurück. Seither kam es zu keiner Karambole mehr zwischen Wild und Fahrzeug.

An baumlosen Straßen können auch 1,5 Meter lange Pfähle eingeschlagen und mit Aluminiumfolie umwickelt werden. Sie ist bisher das wirksamste Mittel gegen Wildverkehrstod. Bei dichtem Nebel sind die umwickelten Bäume oder Pfähle wertvolle Wegweiser für den Autolenker. Als günstige Nebenwirkung werden mit Aluminiumfolie umwickelte Obstbäume von aufkriechenden Schädlingen verschont. Dieser Wildschutz erfordert nur geringe Anschaffungskosten und kann auch von jedem Förster oder Straßenwärter leicht ausgeführt werden.

VW: Sieg und Plätze

Bei der längsten Ralley dar Welt, der am 1. Oktober in München gestarteten und am 15. Oktober in Travemünde beendeten „Tour d'Europe“, konnten Volkswagen, sowohl VW 1500 als auch VW 1200, beachtliche Erfolge erringen. Über die rund 15.000 Kilometer lange Strecke, die über Italien, Spanien, Portugal, Marokko, Tunesien, Ägypten, Libanon, Türkei, Griechenland, Jugoslawien, Österreich nach Deutschland zurückführte, stellte in der Klasse 1300 bis 1500 ccm Volkswagen mit dem VW 1500 Klassensieger. Die siegreiche Mannschaft Wentorf-Gomoll mit einem VW 1500 stammt aus Osterrode und Berlin. Auch Platz 2, 3, und 7 wurde von einem VW 1500 belegt. Als einziges Markenteam von insgesamt acht am Start erreichte das mit VW 1500 das Zieh In der Klasse 1000 bis 1300 ccm belegten VW 1200 die Plätze 2, 3 und 5.

Die ungeheuren Anforderungen an Fahrer und Material sind daraus zu ersehen, daß von insgesamt 57 gestarteten Equipen nur 36 das Ziel erreichten, von denen Wieder nur 21 in Wertung verblieben.

Finsternis kostet Geld

Normalerweise kostet Licht etwas. Ob Petroleum oder Kilowattstunden — umsonst gibt es beides nicht. Im Straßenverkehr ist es anders. Licht, von Dynamos erzeugt, kostet nichts. Im Gegenteil: es reduziert die Gefahren und spart Unkosten. Bloß die „Finsternis“ kostet etwas. Dies geht aus einer Aufstellung

hervor, die uns das Kuratorium für Verkehrssicherheit (KfV) im Rahmen des Schwerpunktprogramms „Beleuchtung“ zur Verfügung stellte. So kassieren zum Beispiel in Wien die Exekutivorgane bei vorschriftswidriger Beleuchtung von Fahrzeugen dreißig Schilling. Wird die Ausrüstung von Fahr-

rädern als mangelhaft befunden, kostet e zwanzig Schilling. Die vorschriftswidrige Beleuchtung von Fuhrwerken wird mit dreißig Schilling belegt. Das Fehlen von Rückstrahlern wird mit zwanzig Schilling geahndet. Teilweise funktionsunfähige Scheinwerfer kosten fünfzig Schilling Strafe. Die vorschriftswidrige Verwendung von Such- oder Rückfahrscheinwerfern ist ebenfalls mit fünfzig Schilling in der Strafliste eingetragen. Organmandate sind nicht bundeseinheitlich festgelegt. Es können also in den einzelnen Bundesländern im Gegensatz zu dieser Liste unterschiedlich hohe Strafen kassiert werden, die sich ungefähr in den angegebenen Grenzen halten.

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