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Vauxhalls neue Europa-Mittelklasse

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Nur ein starker, in seiner Ver-kaufspolitik gefestigter unci finan-ziell gut fundierter Konzern kann es sich leisten, im eigenen Haus Kon-kurrenz nicht nur zu dulden, sondern sie sogar herauszufordern. Das groBte Industrieunternehmen. der Welt, die General Motors, leistet sich diesen Luxus: Ihre beiden euro-paischen Tochter, Opel-Russelsheim und Vauxhall-Luton (England), brin-gen seit Jahren ahnliche Produkte hervor, die um die Publikumsgunst kampfen und das von den USA pro-pagierte gesunde Prinzip des freien Wettbewerbes demonstrieren.

Vauxhall hat einigen einander ab-wechselnde Gruppen von Experten aus vielen Landern Europas ktirzlich seine neue Generation im fashio-nablen Estoril bei Lissabon vorge-fiihrt. Rudi Temple, PR-Chef der General Motors Austria, seine por-tugiesischen und englischen Kolle-gen, die eigens aus dem Werk ge-kommen waren, darunter auch Ingenieure, welche fiir die neuen Fahr-zeuge verantwortlich zeichnen, waren mit Erfolg bemiiht, die ganz neu konstruierten Wagen vorzufiih-ren. Faszinierenden Filmen im Ge-neral-Motors-Zentrum Portugal und theoretischen Erlauterungen folgten praktische Demonstrationsfahrten iiber zirka 200 Kilometer guter und schlechter StraBen, iiber Autobahnen und Bergstrecken in Lissabons Um-gebung.

Die Nachfolgemodelle des Victor, VX 4/90, und des Ventora sind Mit-telklassewagen europaischen For­mats, die im beriihmten Priifgelande von Millbroock nach Tausenden von Testkilometern zur Serienreife hoch-geziichtet wurden. Sie zeichnen sich durch bessere StraBenlage, groBere Handlichkeit, Zuverlassigkeit und Sicherheit, hohere Leistungen und verbesserten Komfort aus. Von den zahlreichen neuen Varianten kom-men in Osterreich die Vierzylinder-limousinen Victor 1800 De Luxe mit

78 DIN/PS, der Victor 2300 SL mit 100 PS sowie der VX 4/90 (111 PS) und schlieBlich der Ventora 3,3 (123,5 PS) und ein Stationswagen Estate zum Verkauf.

Einschneidende Anderungen am Fahrwerk, am Motor sowie an der Innenraum- und Karosseriegestal-tung wurden vorgenommen. Alle Modelle haben eine neuentwickelte Vorderradaufhangumg. Die StoB-dampfer wurden vertikal in unmit-telbarer Radnahe angeordnet. Alle Modelle, ausgenommen der mit ver-starkten Federn versehene 1800er-Vauxhall, haben vordere und hintere Stabilisatoren sowie Gummi-anschlage am hinteren Kardanwel-len-Kreuagelenk, was einen ruhigen Lauf garantiert. VergroBerte Feder-wege und optimale Gerauschdamp-fung sind weitere Vorzuge der neuen Fahrzeuge. Am auffallendsten je­doch ist die Verbesserung des Kom-forts durch vergroBerte Schulter-breiten und ebensolchen Beinraum durch anatomisch vorziiglich ge-formte Sitze (im VX 4/90 und im Ventora 3,3 Liegesitze), ferner ein verlangerter Radstand, bequeme Ein- und Ausstiegsoffnungen, Eigen-schaften, die auch fiir den Taxi-betrieb interessant sind. Der Rad­stand wurde um fast 8 cm auf 2667 mm verlangert. Neue Hei-zungs- und Luftungssysteme, groBe, blendfreie, im Blickfeld liegende Rundinstruimente sind weitere Cha-rakteristika dieser Fahrzeuge.

Die neuen Motoren mit groBerem Hubraum bringen einen Gewinn an Pferdestarken. Die Hochstleistungen stiegen von 70 auf 78 PS beim Vic­tor 1800 bzw. von 94 auf 100 PS beim Victor 2300 SL. Noch deutlicher kommt der Kraftgewinn beim popu-laren VX 4/90 dank zweier Vergaser zur Geftung (Steigerung von 104 auf 111 PS). Ebenso wie der Victor VX 4/90 ist auch der Ventora 3,3 mit einem Vierganggetriebe mit Schnell-gang in den zwei oberen Bereichen ausgestattet. Fiir den Ventora 3,3 wurde ein neuer Sechszylinder-motor mit ebenfalls obenliegender Nockenwelle entwickelt, der 123,5 PS leistet. Das Leistungsplus kommt dem mittleren Geschwindigkeits-bereich zugute, die Drehmoment-kurve verlauft flach. Alle neuen Mo­delle verfiigen iiber ein gut abge-stuftes Vierganggetriebe, welches iiber einen sportlichen Mittelschalt-stock betatigt wird. Auf Wunsch ist auch das StraBburger dreistuflge automatische Getriebe der GM lie-ferbar.

Die neue Vauxhall-Linie prasen-tiert sich in klaren Konturen, wirkt modern, man spurt den Willen des Werkes zur Modellkonstanz, was im Hinblick auf die Werterhaltung der Fahrzeuge positiv zu bewerten ist. Kompaktheit zeichnet alle Modelle aus, die Grundmafie lauten: 4554 mm Lange, 1699 mm Breite und 1370 mm Hohe. Mit geringfugigen Abwei-chungen gelten diese MaBe fiir die gesamte neue Vauxhall-Mittelklasse. AuBerlich sind Unterschiede in der Frontpartie zu verzeichnen (Kuhler-grill und Scheinwerferanordnung). Wahrend die Modelle 1800 und 2,3 1 Rechteckscheinwerfer haben, ver­fiigen der VX 4/90 und der Ven­tora 3,3 uber zwei Doppelscheinwer-fer. Versenkte Turgriffe und gute Sicht — leider nicht immer auf die hintere Begrenzung der Kotfliigel —, ferner eine tiefliegende Giirtellinie sind als Positivum zu vermerken. Wir fuhren u. a. den VX 4/90, dessen rasante Beschleunigung und hervor-ragende StraBenlage uns beein-druckte. Ein Pahrzeug, welches zu sportlicher Fahrweise herausfordert, sollte allerdings Haltegriffe aufwei-sen, fiir aitere Passagiere sind solche Griffe auBerdem eine wertvolle Hilfe beim Ein- und Aussteigen. Viel wurde in den neuen Modellen fiir die passive Sicherheit getan, vielleicht konnte man auBerdem noch den Ziindschliissel besser anordnen.

Parallel zur Limousine wird eine Stationswagenversion als funfturiger Vauxhall-Estate angeboten, der die Vorteile eines Familienwagens mit jenen eines Kleintransporters ver-bindet. Jedenfalls ist den Konstruk-teuren aus Luton mit der neuen Vauxhall-Generation ein moderner Mittelklassetyp gelungen, der spe-ziell auf europaische Verkehrsver-haltnisse und Marktbediirfnisse zu-geschnitten ist. Zur Zeit, da diese Zeilen in Dnick gehen, sind die Preise dieser sehr attraktiven Neu-ankommlinge in Osterreich noch nicht bekannt. Da sie aus einem EFTA-Land kommen, miiBten sie sich unterhalb der Preise der entspre-chenden Opel-Modelle bewegen, und in diesem Fall darf man den neuen Fahrzeugen auBerordentlich giinstige Prognosen stellen.

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