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Genfer Salon: Das Auto jähr hat begonnen

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Während diese Zeilen dn Druck gehen, hat das Autojahr 1964 begonnen. Zwar haben die Amerikaner schon vorigen Herbst, wie üblich, ihre heurigen Modelle gezeigt, zwar gab es schon in diesem Jahr Autoaussteilungen, aber richtig fängt die neue Saison immer erst mit dem Genfer Salon an, über den hier in großen Zügen berichtet werden soll. Diese größte und wichtigste Frühlingsschau wurde wieder um soundsoviel tausend Quadratmeter vergrößert, und der vorjährige Rekord an Ausstellern wurde abermals gebrochen. 21 Nationen, also die gesamte autobauende Welt, sind in der Stadt am Lac Leman vertreten,einige davon zwar nicht mit Automobilen, denn so viele Länder mit Autoproduktion gibt es gar nicht, aber dafür mit sehr viel beachtlichen Artikeln der Zubehörindustrie und des Baumaschinen- und Transportgerätesektors.

Österreich ist diesmal besonders stark vertreten, da heuer — übrigens im Zweijahr-tumus — auch wieder die Nutzfahrzeuge zu Worte kommen: Steyr-Daimler-Puch (sie fehlen fast nie in Genf), wieder einmal Graf & Stift und die österreichische Auto-mobilfabriks-AG., die mit ihrer neuen Tornado-Serie erstmals vor ein internationales Forum tritt, und dann ist natürlich auch die österreichische Zubehörindustrie, vor allem durch Semperit, würdig vertreten. 79 Personenwagenmarken und zahlreiche Nutzfahrzeuge sind ausgestellt. Der Salon darf für sich in Anspruch nehmen, allen Interessenten vom billigen Gebrauchswagen bis in die höchsten Preisklassen viel Neues zu bieten. Seit den letzten Herbstausstellungen und seit den erwähnten Debüts der amerikanischen Marken macht sich bekanntlich ein reger Modellwechsel bemerkbar. Einige Marken von Bedeutung sind erstmals nach Genf gekommen. Aus England wird die Kollektion der kleinen Lotos-Hochleistungsfahrzeuge, außerdem die englische Marke Jensen, die wieder einmal auftaucht, gezeigt, Honda und Mikado aus Japan sind ebenfalls da.

Noch kein Jahr alt ist die neue italienische Marke Lamborghini, die mit einem 3,5-Liter-Hochleistungswagen vertreten ist. Neu aus Deutschland kommt das Amphibienfahrzeug „Amphicar“, das schon in verschiedenen Prototypen in der Praxis und in Genf, übrigens auch auf anderen Ausstellungen, aufgetreten, jetzt aber in der endgültigen Ausführung zu sehen ist

Zweifellos im Mittelpunkt der deutschen Stände jedoch stehen die „Großen Drei von Opel“, die erst vor kurzem in Rüsselsheim der deutschen, schweizerischen und österreichischen Presse vorgestellt wurden und die nunmehr in Genf erstmalig vor der breiten Öffentlichkeit paradieren. Die drei neuen Wagen unterscheiden sich äußerlich nur wenig voneinander: Der Kapitän, der Admiral und der Diplomat haben die gleiche Rohkarosserie, doch es sind drei völlig neue Automobile, die Bich dn Leistung und Ausstattung voneinander unterscheiden, allerdings im Stil die Verwandtschaft sowohl zum Rekord als auch zum amerikanischen Chevrolet nicht verleugnen können. Man ist versucht, von einer glücklichen Mischung dieser beiden Fahrzeuge zu sprechen.

Mit ihnen hat sich die Breite des Angebots von Opel beträchtlich erweitert, denn es reicht jetzt vom Einliter-Kadett bis zum 4,6-Liter-V8-Diplomat. Durch die Gleichheit der Rohkarosserie ergibt sich eine rationelle Fertigung und damit eine Preisverbilligung. Die Verkaufsmanager von Opel versprechen sich, gewiß mit Recht, viel Erfolg von den neuen Fahrzeugen. In manchen Ländern, vielleicht gerade in Österreich, wird aber möglicherweise auch damit zu rechnen sein, daß derjenige, der für den Diplomat mehr ausgibt als ein anderer für den Kapitän oder Admiral, das auch gerne äußerlich deutlich betont finden möchte. Die Erfahrung wird lehren, ob diese Theorie richtig ist oder nicht.

Der Kapitän, ein Sechszylinder mit Kurzhub-Reihenmotor, hat normalerweise eine 2,6-Liter-Maschine, die 100 PS bei 4600 U/Min. leistet. Er kostet in Deutschland 10.990 Mark.

Der Admiral hat nichts mehr mit seinem Bruder aus der Vorkriegszeit zu tun, sondern ist gewissermaßen ein Nachfolger der bisherigen Luxusausführung des Kapitäns, der im Dezember vorigen Jahres ausgelaufen ist. Die technischen Daten des Motors und des Fahrwerks sind mit denen des Kapitän Identisch. Die Ausstattung hingegen ist reicher. Deshalb liegt auch der Preis mit 12.200 Mark entsprechend höher.

Der dritte im Bund, der Diplomat, ist völlig neu. Wenn man 17.500 Mark ausgeben kann und will, dann bekommt man dafür eine Maschine mit 190 PS und einer Reihe automatischer Annehmlichkeiten. Ein automatisches Getriebe mit hydraulischem Drehmo-mentwandler und automatisch geschalteten Planetenradsystem vereinfacht die Bedienung dieses Fahrzeugs, dessen Spitze bei 200 Kilometer je Stunde und dessen Beschleunigung von 0 auf 80 Kilometer acht Sekunden beträgt.

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