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Anläßlich der Operneröffnung befand sich bekanntlich Henry Ford II in Wien. Bei dieser Gelegenheit stellte er dem österreichischen Publikum seine neue Produktion vor. Hierbei fiel besonders der neue „Continental'' auf. Es ist dies die zahme Version eines Traumwagens. Der Antrieb dieses Superautomobils erfolgt durch einen 28 5-PS-Motor. Selbstverständlich ist ein automatisches Getriebe vorgesehen. Sämtliche Fenster können vom Fahrersitz aus elektrisch geöffnet und geschlossen werden. Ebenso können durch Druck auf Servomaschinen auslösende Knöpfe die Vordersitze gehoben, gesenkt, nach vorn oder hinten bewegt werden. Aufgefallen ist uns, daß der „Continental“ eine schöne Zwischenlösung zwischen europäischem Geschmack und amerikanischer Bauweise darstellt. Er ist elegant und dezent. Die Anschaffungskosten wurden mit 10.000 Dollar beziffert. Die Tendenz ist unverkennbar, daß Ford mit diesem Wagen der führenden repräsentativen amerikanischen Automobilfabrik Cadillac Konkurrenz bieten will. Daraus ist auch der Bruch mit der Ford-Tradition, Autos für das Volk zu bauen und sonst nichts, erklärbar.

Es bot sich auch Gelegenheit, mit Generaldirektor Nordhoff vom Volkswagenwerk Wolfsburg und Generaldirektor Vitger von den Ford-Werken, Köln, kurz zu sprechen, wobei die wesentlichste Frage, die an die beiden Herren gestellt wurde, jene nach den Absatzmöglichkeiten von Autos in Europa während der nächsten Jahre war. Ihre Meinungen wiesen eine bemerkenswerte Aehnlichkeit auf, obwohl sie keineswegs gleichzeitig befragt worden waren. Volkswagenwerk will seine Stückzahlen auf über 2000 pro Tag erhöhen und Ford wird gewaltig ausbauen. Auf Grund von Marktanalysen, die nicht nur diese beiden, sondern auch andere deutsche Automobilfabriken durchführten, ergab sich die interessante Tatsache, daß der europäische Bedarf noch lange nicht befriedigt sein wird und für die nächsten Jahre vermutlich noch immer ein starkes Anhalten der derzeitigen Konjunktur gegeben sein wird.

Daß auch andere deutsche Automobilfabriken diesen Optimismus teilen, geht etwa bei Opel, Rüsselsheim, aus dem Zubau riesiger Hallen hervor, wobei die Produktion von 750 auf über 1000 Einheiten täglich gesteigert werden soll. Mercedes-Benz, eine der vorsichtigsten deutschen Automobilfabriken, ist ebenfalls dabei, riesige Investitionen vorzunehmen. Einzig und allein zwei bekannte norddeutsche Werke haben ziemlich starke Personalreduktionen vorgenommen, die jedoch zweifellos auf andere Ursachen als einen sich vorzeitig abzeichnenden Konjunkturrückgang zurückzuführen sind.

Anläßlich der 37. Internationalen Automobilausstellung in Frankfurt fiel uns auf, daß drei ehemalige große deutsche Flugzeugfabriken, nämlich Messerschmitt, Heinkel und Dornier, sich sehr intensiv mit dem Kleinstwagenproblem auseinandersetzen. Es ist nicht ganz verständlich, warum diese Werke sich gerade diesem Kraftfahrzeugsektor verschrieben haben, denn Werke mit solchen Produktionserfahrungen sollten wissen, daß der Kleinstwagen für Großserien durchaus ungeeignet ist, da der beschränkte Absatz sie niemals erfordert. Für diese Typen kommt immer nur ein verhältnismäßig kleiner

Käuferkreis in Frage, und zwar vor allem der vom Motorrad auf den wettergeschützten fahrbaren Untersatz übergehende Kraftfahrer, der erfahrungsgemäß jedoch dann ebenfalls in kürzester Zeit zu größeren Einheiten tendiert. Die Kleinstwagenproduktion ist daher vorzugsweise in kleineren Firmen mit bescheidenerer Kapazität in guten Händen. Wenn sich die drei genannten Firmen dennoch damit beschäftigen, dann hat dies zweifellos andere Ursachen, die uns unbekannt sind.

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