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Studebaker bringt Neuheiten

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Anläßlich eines Presseempfanges in Wien wurden die in Amerika vielbesprochenen neuen Studebaker-Modelle 1956 vorgeführt. Der Studebaker ist eines jener amerikanischen Automobile, das dem europäischen Geschmack sehr entgegenkommt, da es in der Gestaltung seiner Karosserie eine sehr gesunde Mischung von amerikanischer und europäischer Formgebung darstellt. Das heißt nun nicht, daß es sich nicht dennoch vor allen Dingen amerikanischen Usancen anpaßt, wie es ja auch mit den 1956er Modellen der Fall ist.

Vor drei bis fünf Jahren lag die Standardleistung des amerikanischen Wagens zwischen 100 und 150 PS, was für die Größe dieser Fahrzeuge als durchaus ausreichend bezeichnet werden konnte. In letzter Zeit aber macht sich ein immer mehr zutage tretender Hang zur weiteren Leistungssteigerung der Maschinen bemerkbar. Leistungsmäßig bewegt sich das amerikanische Automobil heute zwischen etwa 180 bis 300 PS. Es Sind dies Maschinenleistungen, die vor dem Kriege auf dem Sektor des Serien-Automobilbaues überhaupt nicht zur Debatte standen. Mit dieser Leistungssteigerung Hand in Hand geht natürlich auch eine Erhöhung der Spitzengeschwindigkeiten. Lagen sie vor noch nicht allzu langer Zeit um rund 130 bis 160 km/h, so liegen sie heute vielfach zwischen 160 und 200 km/h. Aber nicht nur die Geschwindigkeit erfuhr eine Steigerung, auch die Beschleunigungsfähigkeit dieser Fahrzeuge ist verbessert worden, und letztere Tatsache erscheint uns im Grunde die wesentlichste.

Der moderne Verkehr, namentlich auf Fernverkehrsstraßen, wie etwa auf Autobahnen, erfordert häufig erstklassige Beschleunigung, um das Vorfahren einerseits zu erleichtern, anderseits die zum Vorfahren erforderliche Zeit zu verkürzen. Ueberholen bedeutet im Verkehr immer eine gewisse Gefährdung, und je kürzer die Lieberholzeit ist, um so geringer die Gefahr. Man benötigt in einem solchen Fall entsprechende Kraftreserven bei hohen Geschwindigkeiten. Wenn man bedenkt, daß Lastkraftwagen mit Anhängern auf den Autobahnen heute 80, 90, ja, fallweise sogar 100 km/h erreichen, dann kann man sich vorstellen, daß eine effektive Kraftreserve erförderlich ist, um an einem entsprechend langen Zug in kurzer Zeit vorbeizukommen. Diese Tatsache, die in Amerika vermutlich noch stärker hervortreten wird als in Europa, wird wohl einer der maßgeblichen Gründe für diese an sich enormen Leistungen eines Gebfauchswagens sein.

Darüber hinaus ist man seit eh und je bestrebt gewesen, den amerikanischen Wagen so komfortabel wie möglich auszustatten. Der technische Niederschlag dieser Bestrebungen mani festiert sich in automatischen Getrieben, Servolenkungen, Servo-Bremssystemen, angenehmster Bedienbarkeit sämtlicher zum Fahrbetrieb erforderlichen Vorrichtungen usw. Der Stude-baker 1956 ist nun in allen Belangen dieser Konstruktionstendenzen entsprechend gestaltet worden.

Ein ausnehmend ansprechendes und leistungsfähiges Fahrzeug stellt der Studebaker der „Golden-Hawk“-Serie dar, ein rassiger, sportlicher Innenlenker mit vier Sitzen, Rundumverglasung und besten Sichtverhältnissen Er wurde mit einer nicht weniger als 300 PS leistenden Maschine ausgestattet. Der hier Verwendung findende V-8-Motor mit einem Hubraum von 5765 ccm Inhalt weist ein Verdichtungsverhältnis von 9,5:1 auf*. Die Spitzengeschwindigkeit dieses Motors, der in der Packard-Abteilung der Studebaker Packard Corporation geschaffen wurde, verleiht dem Fahrzeug eine Spitzengeschwindigkeit von mehr als 200 km/h. Für die anderen Studebaker-Modelle sind zwei weitere Maschinen vorgesehen, die ebenfalls in S-Zylinder-V-Bauweise geschaffen wurden, und zwar handelt es sich um einen Motor mit 4720 ccm bei einer Leistung von 210 PS, und einem 4251-ccm-Motor mit einer Leistung von 170 PS. Diese Maschinen werden auf Wunsch mit Doppel- odet Vierfachvergaser ausgestattet. Trotz dieser leistungsstarken Motoren ist man nicht davon abgegangen, den heute auch bei uns sehr bekannten Motor der Champion-Serie zu bauen, der ein Sechszylinder-Reihenmotor ist und bei einem Inhalt von drei Litern rund 100 PS Leistung aufweist.

Wie aus Detroit verlautet, soll die Leistung der erwähnten „Golden-Hawk“-Serie geradezu ans Unwahrscheinliche grenzen, und das wollen wii den Amerikanern gern glauben, wenn wir erfahren, daß das Leistungsgewicht dieses Fahrzeuges rund 5 Kilogramm pro PS beträgt, was jenem verschiedener Flugzeugtypen entspricht. Gerade beim Flugzeug aber ist es wichtig, möglichst günstige Leistungsgewichtsverhältnisse zu erreichen. Ein Leistungsgewicht von 5 Kilogramm pro PS bedeutet — um es auch für den Laien verständlich zu machen —, daß auf ie 5 Kilogramm des Fahrzeuggewichtes ein PS Leistung kommt. Im allgemeinen beträgt das Leistungsgewicht bei Pkw.s zwischen 20 und 3c> Kilogramm pro PS Beim ..Golden Hawk“ ist es also vier- bis sechsmal günstiger als normal. #eshalb es uns als wahrscheinlich erscheint, daß dieses Fahrzeug seine Spirzen-geschwindigke't von 200 km/h bereits nach vier bis sechs Kilometern vom Stand weg erreicht. Dieses Leistungsgewicht dürfte sogar für amerikanische Verhältnisse und auch in bezug auf die eingangs erwähnte Tendenz, die dortigen Fahrzeuge mit überstarken Motoren auszustatten, einmalig sein.

Der Studebaker ,.Golden Hawk“ sowie andere Erzeugnisse der Studebaker Packard Corporation werden zweifellos anläßlich der Internationalen Automobil- und Motorradausstellung zu sehen sein.

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