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Mobil Oil Austria säubert die Luft

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Technisch Interessierte werden das ohnedies nicht kleine Vokabular der Abkürzungen um eine neue Buchstabengruppe ergänzen müssen: AVL (Anstalt für Verbrennungsmotoren Professor Dr. H. List). Zwar ist der Grazer Hochschullehrer als Dieselforscher weltweit bekannt, aber es bedurfte eines gewiß nicht billigen Anstoßes aus den USA, um auch das von ihm gegründete, an die 400 Angestellte (davon die Hälfte Diplomingenieure) beschäftigende Institut in breiten Kreisen bekanntzumachen. Mit Stolz darf man als Österreicher feststellen, daß unser kleines Land in einer brennenden Frage einen echten Beitrag, noch dazu in einem optisch vorteilhaften Zeitpunkt, leisten konnte. Wenige Wochen vor dem Beginn des vom Europarat propagierten Naturschutzjahres machte die Mobil Oil Austria in einer Pressekonferenz in Wien mit einer technischen Neuheit bekannt, die das Problem der Luftverunreinigung durch Motorenabgase günstig beeinflussen dürfte. Ein r’ektronenprüfgerät für Dieselmotoren, bei dem kalibrierte Quarzdruckgeber zur Messung des augenblicklichen Druckes in jeder Einspritzleitung bei Dieselmotoren dienen, wurde zwar im Auftrag des amerikanischen Mineralölkonzerns, aber auf Grund österreichischen Ideengutes, österreichischer Initiative und unter Mitwirkung unserer Techniker — des obgenannten Institutes und der Elektro- Diesel AG als österreichische Vertreterin der Firma Bosch — geschaffen.

Um die für den Laien nicht ohne weiteres verständlichen komplizierten Vorgänge und Apparate vereinfachend zu beschreiben, sei daran erinnert, daß heute fast jede Werkstätte über ein elektronisches Prüfgerät verfügt, mit dem man schnell alles über den Zustand eines Vergasermotors erfährt. Ähnlich wie Herzdiagramme im Spital werden Linien durch Oszillographen auf Mattscheiben in den Autowerkstätten zur Diagnose verwendet. Für Dieselmotoren allerdings gab es das noch nicht, und es war die Idee des technischen Direktors der Mobil OH Austria, Diplomingenieur M. Schwertführer, ähnliche Geräte auf diesem Sektor zu schaffen. Das große Forschungszentrum der Mobil Zentrale in den USA gab dazu nicht nur sein Plazet, sondern auch die Mittel, und da es selbst nicht über genügende Erfahrungen auf elektronischem Gebiet für diesen speziellen Fall verfügte, wurde die AVL betraut, das Resultat kürzlich in Form von Geräten, welche die Kleinigkeit von einer runden Million Schilling repräsentierten, vorgestellt. Ihre Funktionen wurden gezeigt, indem Dieseleinspritzpumpen, von einem Elektromotor angetrieben, angeschlossen wurden, auf der Straße stand übrigens ein Bus der Wiener Verkehrsbetriebe und der Diesel-Diagnose-Wagen der Mobil Oil Austria, wo man sich davon überzeugte, wie schnell am laufenden Dieselmotor über Druckverhältnisse, Einspritzmengen, Art der

Zerstäubung, über den Zeitablauf der einzelnen Vorgänge und über den Zustand der Leitungen des Einspritzaggregates Auskunft gegeben werde konnte.

Die Pressekonferenz wurde damit eingeleitet, daß der scheidende Generaldirektor Lewinsky seinen Nachfolger, den bisherigen Verkaufschef seiner Gesellschaft, Rußbach, vorstellte Der Leiter des US-Forschungszentrums. Heath, hielt einen in englischer Sprache gehaltenen Vortrag über die weltweite Forschungstätigkeit der Mobil Oil, die er am Beispiel des Projektes zur Abgaskontrolle bei Benzinmotoren, kurz IIEC genannt, erläuterte. Diese Abkürzung steht für „Inter- Industry Emissions Control“. Man erfuhr aus diesem Vortag nicht nur, daß Ford. Fiat und drei japanische Autohersteller zusammen mit der Mobil. Oil und anderen Mineralölfirmen kooperieren, sondern auch, daß die dabei gesteckten Ziele bezüglich der Reinerhaltung der Luft bedeutend höher liegen als die ohnehin scharfen US-Vorschriften. Prof. List gab einen Überblick über die heute üblichen Antriebs arten, befaßte sich mit der Gasturbine, die insbesondere in der Ausführung mit Turboladern Zukunft hat (die Leistungen dürften sich innerhalb der nächsten zehn Jahre verdreifachen) und bemerkte, daß sich der Dieselmotor auch in den USA noch weiter entwickeln wird und daß bis 1975 an eine Verdoppelung der augenblicklichen Erzeugung dieser Antriebsart gedacht ist. Zum Schluß kam Direktor Schwertführer zu Worte, der darauf hinwies, daß die heutigen elektronischen Geräte auf eine 22jährige Entwicklungsdauer zurückblicken und daß die Verbindung mit der AVL 1962 begonnen hat, die heutigen „Injections Analyser“ sind bereits die sechste Version. In Österreich war die für die Forschung notwendige statistische Untermauerung leichter als in anderen Ländern, weil gerade bei uns eine ganze Reihe von „Flottenbesitzern“ (Betriebe mit zahlreichen gleichartigen Fahrzeugen) existieren, die eben von der Mobil Oil Austria betreut werden.

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