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Motorverschleiß fast halbiert

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Anfang März fand in London mit mehr als 30 Motor Journalisten aus Österreich ein motor-technisches Presseseminar statt, welches die Mobil Ott Austria zusammen mit der englischen Schwestergesellschaft arrangiert hatte. Die Erkenntnisse aus dien Vorträgen von Fachleuten aus England, Deutschland und Österreich waren selbst für Fachleute überraschend: Ein Motor leidet mehr Schaden, wenn er steht, als wenn er im Höchsttempo über die Autobahn gejagt wird. Zumindest könnte man das, was in einem vornehmen englischen Hotel in Selsdon vorgetragen wurde, vereinfachend so zusammenfassen. Seit drei Jahren haben sich die Forschungslaboratorien der Mobil Oil in USA, Hamburg, zum Teil auch in der Wiener Raffinerie und vor allem aber in England den Kopf darüber zerbrochen, was gegen den Verschleiß von Automobilmotoren unternommen werden könnte.

Direktor Dipl.-Ing. M. Schwertführer, der mit seinem Pressechef Dr. W. Eigner die Veranstaltung betreute, gab in seinem einleitenden Vortrag einen Überblick über die Entwicklung des Motorwesens in der Welt und wies darauf hin, daß nur ein Weltkonzern wie die Mobil Oil flexibel genug ist, um den ständig wechselnden Bedingungen der verschiedenen Märkte nachzukommen. Man müsse mindestens zehn Jahre vorausdenken, und so befasse man sich in den Labors der Mobil Oil natürlich besonders mit der künftigen Entwicklung der Antriebsart für Automobile, übereinstimmend mit anderen Fachleuten äußerte Direktor Schwertführer die Ansicht, daß der Otto-Motor noch lange nicht am Ende seiner Entwicklung angelangt ist und daß man daher mindestens bis 1980 mit ihm rechnen müsse. Der Vortragende deutete die verschiedenen Methoden an, mit denen eine Leistungssteigerung erzielt werden kann (Hubraumvergrößerung, Erhöhung der Verdichtung, Drehzahlsteigerung usw.) und kam dann auf die Vorgänge im Inneren eines Motors näher zu sprechen, etwa darauf, daß die Kühlwassertemperatur selbst bei hoher Beanspruchung normalerweise mit 80 bis 90 Grad Celsius konstant bleibt, daß jedoch die öltemperatur oft Werte von 120 bis 130 Grad Celsius erreicht, ohne daß dadurch die Schmierfähigkeit des Öles beeinträchtigt werden darf. Wichtig ist, daß das öl vom Brennraum festgehalten wird, und damit war man bei den Kolbeniringpro-blemen und nahe beim Kern des Seminars. Überraschend war die statistisch erhärtete Feststellung, daß die meisten Automobile zwischen zwei Startvorgängen nur ganz kurze Strecken von einigen wenigen Kilometern zurücklegen, also nie richtig warm werden. Dazu kommt, daß ein Fahrzeug während seiner gesamten Lebensdauer viel länger steht, als es fährt. Die Ansprüche an die Motoren von heute sind in den letzten Jahren bedeutend gestiegen, sie schwanken zwischen den Extremen Autobahnfahrt und Stoßverkehr in den Städten. An all dies hat man bei der Mobil Oil gedacht und mit großem Kapitalaufwand nicht nur Forschungsarbeit betrieben, sondern auch praktische Versuche in Labors und auf der Straße angestellt, und man kam zu der Erkenntnis, daß der Verschleiß eines Motors nur zu 15 Prozent auf mechanische Abnützung und zu 85 Prozent auf chemische Einflüsse zurückzuführen ist; letztere aber machen sich speziell im Ruhestand des Motors bemerkbar, denn wenn ein Liter Benzin im Motor verbrannt wird, bildet sich ungefähr dieselbe Menge Wasserdampf, es kommt zur Bildung aggressiver Säuren, die sich im Inneren des Motors stark korrodierend auswirken.Der Chefingenieur der Mobil Ott Austria, Wassipaul, ging dann auf die neuesten technischen Entwicklungen in der Schmieröl- und Treibstofftechnik über, bemerkte, daß bisher den Verschleißproblemen durch entsprechende Zusätze von der ölseite her an den Leib gerückt worden war und daß es nunmehr die Mobil Oil versucht hat, dem Problem auch von der Treibstoffseite her die Stirne zu bieten. Das ist durch einen Zusatz zum Benzin gelungen, und seit Monatsfrist wird auch in Österreich das „Antikomrosionsbenzän“ bei den etwa 650 Mobil-Tankstellen ohne zusätzliche Kosten für den Verbraucher verkauft. Ein Film, der mit den berühmten Rallyes,wie Monte Carlo, Ostafrika, begann und Einblick gewährte in eine Reihe von anderen Wettbewerben (Le Mans, verschiedene Bergrennen usw.), zeigt die umfangreichen Laboratoriumsteste und Straßenerprobungen, die mit dem neuen Benzinzusatz durchgeführt wurden. 42 Prozent weniger Verschleiß bei sonst gleichen Betriebsbedingungen sind der Erfolg dieser konzentrierten Bemühungen, und die Mobil Oil Austria erhofft sich, daß ihr bisheriger Marktanteil in Österreich von 16 auf 17 Prozent weiter ansteigen wird. Das Geheimnis der antikorrodiierenden Flüssigkeit, die nunmehr dem Mobil-Benzln beigemengt wird, konnte man natürlich nicht erfahren. Es wurde bloß gesagt, daß zur Erzielung dieser Wirkung eine Reihe von Additiven kombiniert wurden und daß es sich um eine Flüssigkeit handelt, die sich, selbst in winzigen Mengen dem Benzin beigefügt, außerordentlich gut und regelmäßig verteilt. Es wird in diesem Zusammenhang übrigens interessieren, daß die Mobil Ott besonders aktiv in der Forschung bezüglich der Entgiftung der Abgase ist und mit der Ford-Motor-Company in dieser Richtung zusammenarbeitet.

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