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Gut schmieren, besser fahren...

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Den meisten Kraftfahrern wird die Bezeicn“ nung HD-Oele, das sind Heavy-Duty-Oele, bereits geläufig sein, wenn auch nur relativ wenige darüber Bescheid wissen, worum es sich hierbei wirklich handelt. Ein HD-Oel ist ein mit speziellen Zusätzen versehenes. Motoröl, das für Maschinen mit schwerer Belastung gedacht ist. Diese Art von Oel ist an sich keine Novität, da es bereits im zweiten Weltkrieg von den Westmächten verwendet wurde. Die HD-Oele haben in den. letzten Jahren jedoch noch wesentliche Verbesserungen erfahren, über die wir uns im folgenden noch auseinanderzusetzen haben werden.

Innerhalb eines 40.000-km-Tests hatten wir Gelegenheit, eines dieser HD-Oele und seine Wirkung auf' die Maschine genau kennenzulernen. £s handelte sich bei' dem Kraftfahrzeug, mit, dem der Versuch unternommen .wurde, um einen Morris Minor, Baujaht 1955. Verwendet wurde das von der BP herausgebrachte Energol Visco-Static. Die durch periodische Messungen nach gewissen Kilometerzeiten an der Maschine festgestellten Abnützungserscheinungen lagen einwandfrei unter dem normalen Mittel, obwohl der Motor innerhalb der Testzeit wesentlich höher beansprucht wurde, als dies im allgemeinen der Fall ist. So wurden während des Sommers allein rund 10.000 km Deutsche Autobahn mit fast ständiger Vollgasleistung gefahren und fast sämtliche österreichische Paß- und Gebirgsstraßen in den Test einbezogen. Außerdem wurde die Maschine, namentlich im Winter, unter ungünstigen Bedingungen, das heißt bei fast immer gegebener Unterkühlung im Stadtgebiet auf Kurzstrecken gefahren. Daraus läßt sich bereits ersehen, daß dem Motor innerhalb der 40.000 km nichts geschenkt wurde. Allerdings besitzt der Morris einen obengesteuerten, wassergekühlten Vierzylinder-Ottomotor mit einem Hubraum von 800 cem und einer Leistung von 30 PS, eine Maschine neuester Konstruktion, die also zu den Spitzenerzeugnissen dieser Art gehört.

Die Herabminderung der Abnützung findet ihre Ursache nicht nur in einer der Eigenschaften des Visco-Static, sondern im Zusammenwirken der dem Grundöl und seinen darauf abgestimmten Zusätzen verliehenen Eigenschaften. Wenn man bedenkt, daß die Maschine nach dieser Laufzeit keinerlei Korrosionserscheinungen zeigte — und dies trotz der im Winterbetrieb unvermeidlichen Unterkühlung — so ist hier ausschließlich das verwendete Schmieröl dafür verantwortlich. Aber auch, daß trotz maximaler thermischer Beanspruchung, wie sie im Hoch-gebirgsbetrieb gegeben ist, keine Schäden zu verzeichnen sind, ist ein Beweis dafür, daß dieses von Haus aus sehr dünnflüssige Oel auch bei hohen Temperaturen und Belastungen seine volle Schmielfähigkeit unter allen Bedingungen behält. Bei jeder Kontrolle, bei der auch die Oel-wanne abgenommen wurde, konnte nicht die geringste Schlammentwicklung beobachtet werden. Sämtliche Maschinenteile waren darüber hinaus absolut sauber, vor allen Dingen aber frei von jeglichen Rückständen, Schlamm oder harten Bestandteilen, wie man sie sonst in Motoren immerhin findet. Außerdem waren die Verbrennungsrückstände an Kolben, Ventilen und im Verbrennungsraum absolut gering und durch ihre halbfeste Konsistenz leichtest entfernbar. Ueber die gesamte Laufzeit des Motors wurden sie nicht ein einzigesmal mit irgendeinem Spülöl gespült, sondern ausschließlich nach den vorgeschriebenen Zeiten ein Oelwechsel durchgeführt. Innerhalb der 40.000 Kilometer, über die ausschließlich dieses Oel in der Morris-Maschine verwendet wurde, war klar zu ersehen, daß die Verwendung zu absolut positiven Erfolgen führte, die sich sowohl in Unempfindlichkeit gegen jegliche Temperatur, der die Maschine ausgesetzt war, als auch in erstklassiger Konservierung derselben äußerten.

Das in der Morris-Maschine als Schmiermittel verwendete Energol Visco-Static ist ein Mehr-bereichsöl, das heißt, es besitzt ein Temperaturverhalten, das mehrere Viscositäts-bereiche überdeckt (von SAE 10 W bis SAE 40), somit also für sämtliche Verwendungszwecke innerhalb dieser SAE-Gruppen, die von den Herstellerfirmen der Motoren vorgeschrieben werden, geeignet ist. In der Praxis sieht dies so aus, daß man in allen modernen Motoren, mit Ausnahme der Benzin-Zweitaktmotoren, zu allen Jahreszeiten und bei allen Betriebsbedingungen (Arktis bzw. Tropen) immer ein und dasselbe Oel zu Schmierzwecken in Anwendung bringen kann. Dieses Mehrbereichsöl ist außerordentlich dünnflüssig, eine Eigenheit, die der Maschine unter allen Bedingungen und Jahreszeiten zum Vorteil gereicht. Gerade beim modernen Motor ist diese Dünnflüssigkeit von besonderer Bedeutung, da die Motorindustrie heute mit kleinsten Toleranzen fertigt, die weitgehende anpassungsfähige Schmiermittel fordern. Der Hang zum dünnflüssigen Schmieröl ist demnach keine Modeerscheinung, sondern im Interesse der Lebensdauer gerade der modernen Maschine eine absolute Notwendigkeit..

Das dünnflüssige Oel ist zu allen Jahreszeiten von großem Vorteil. So ist es zum Beispiel interessant, festzustellen, daß, die Kaltstartabnützungen im Winter unter Umständen geringer sein können als während des Sommers. Es ist dies eine Tatsache, die viel zuwenig Beachtung findet, obwohl sie an sich auf der Hand liegt und leicht erklärbar ist. Ein dünnflüssiges Winteröl.gelangt nämlich bei einigen Graden unter Null bei Kaltstart ziemlich genau so schnell an sämtliche zu schmierende Motorteile wie ein dickflüssiges Motoröl im Sommer, nur mit dem Unterschied, daß im Winter durch Kondensieren des Kraftstoffes in den Zuleitungen und im kalten Motor ein sofortiges Anfahren mit dem Fahrzeug dadurch wesentlich erschwert und — wie die Praxis beweist — in den wenigsten Fällen durchgeführt wird. Die Maschine hat also die Möglichkeit, in unbelastetem Zustand das Schmiermedium in Ruhe an die Schmierstellen zu bringen, wodurch natürlich die Abnützung des Motors eine weit geringere ist als im Sommer, in dem diese Kondenserscheinungen und damit die Anfahrschwierigkeiten praktisch Null sind. Im Sommer wird gestartet, die Maschine springt einwandfrei an und man fährt auch schon weg Kein Mensch denkt daran, daß das an sich dickflüssige Som-meröl fast genau so lange — wenn nicht noch länger — benötigt, um an die zu schmierenden Stellen zu gelangen wie das dünnflüssige Winteröl. Obwohl die Schmierung weniger ausreicht als im Winter, wird die Maschine sofort belastet. Die dünnflüssigen Oele besitzen daher den unschätzbaren Vorzug, daß sie auch im Sommer sofor£ an die Schmierstellen gelangen.

Wie erwähnt, weisen HD-Oele aber auch Zusätze auf, die eine weitere, sehr wesentliche Motorschonung und Lebensverlängerung bewirken.

1. HD-Oele werden vor allem mit korrosions-verhindernden Zusätzen versehen. Korrosive Abnützungen in der Maschine treten auf: Durch Verbrennungsrückstände, die sich mit dem Kondenswasser, das in jedem kalten Motor gegeben ist, zu Verbindungen sauren Charakters zusammenschließen und Metalle anätzen. Korrosion verursacht die Hauptabnützungeri in der Maschine überhaupt, zu denen sich in einem weit geringeren Prozentsatz erst der mechani--sche Abrieb hinzugesellt. Für die korrosive Abnützung können etwa 70 Prozent, für die mechanische etwa 30 Prozent eingesetzt werden.

2. Wie jede organische Verbindung sind auch Mineralöle chemischen Veränderungen ausgesetzt, wenn sie ständig bei hohen Temperaturen und Drucken mit Sauerstoff in enge Berührung kommen, wobei die vorhandenen Metalle diesen Prozeß noch beschleunigen. Die daraus resultierenden Erscheinungen werden allgemein- als Alterserscheinungen des Oeles bezeichnet und lassen sich nicht ganz verhindern, jedoch wesentlich einschränken, so daß innerhalb der normalen Oelwechselzeiten eine praktisch nicht ins Gewicht fallende Veränderung eintritt. Entsprechende Zusätze des HD-Oeles wirken hier bremsend.

3. Diese Alterüngserscheinungen tun sich in Alterungsprodukten kund, die jedoch meist mineralunlöslich sind, das heißt, sie scheiden sich in Form einer schlammigen Pasta bis zu fester Form aus und setzen sich an den Maschinenteilen, zusammen mit Kondenswasser, Ruß und Fremdkörpern aus der Ansaugluft als mehr oder weniger“ feste Schicht ab. Um diese füT 3fe“' Maschine höchst lästige Rückstandsbildung zu verhindern, sind die Zusätze so kombiniert, daß die selbst mineralölunlöslichen Alterungsprodukte in Lösung gehalten und die Bildung der Pasten, die mit besonderer Vorliebe die Kolbenringnuten verkleben, verhindart wird.

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