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Das Badezimmer ist kein Nebenraum

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Die Zeiten, da das Badezimmer das Symbol für gehobenen Lebensstandard war, sind nun auch in Österreich endgültig vorbei. Der „Status“ wird heute durch Fernsehapparat, Waschmaschine und Auto dokumentiert. Nichtsdestoweniger ist aber gerade in Städten mit vielen Althäusern die Frage der Einrichtung eines Badezimmers immer aktuell, und selbst dort, wo — bei sämtlichen Neubauwohnungen — ein Badezinimer mit eingeplant ist, gibt es eine Menge zu überlegen, wenn man diesen Raum zweckmäßig einrichten will. Und nicht nur um die bloße Zweckmäßigkeit geht es, sondern zugleich um Körperpflege und Hygiene. Es ist nicht zu leugnen, daß noch unsere Großeltern Waschen und Baden nur als notwendige Reinigungsvorgänge betrachteten, während heute eine eigene Wissenschaft und (geben wir es ruhig zu) auch eine eigene Mode alle jene Körperpflegeübungen, die man im Badezimmer verrichten kann, geradezu zelebriert. Es wird solcherart wieder mehr das Nützliche mit dem Angenehmen verbunden, und man erinnert sich des Badekults im alten Rom.

Ein winziges Badezimmer von wenigen Quadratmetern läßt sich nun freilich nicht mit den Einrichtungen eines römischen Luxushaushaltes vergleichen, aber eines ist gewiß: Das Badezimmer ist kein Nebenraum mehr, man verbringt immer mehr Zeit dort, und man möchte auch diesen Raum so einrichten, daß man sich darin wohl fühlt.

Boden und Wände

Wenn der glückliche Besitzer einer neuen Wohnung oder ein jungvermähltes Paar die Örtlichkeit des Baderaumes besichtigen, ist es auch höchste Zeit, mit einer wohlüberlegten Planung zu beginnen. Die Anschlüsse für Wasser, Strom usw. sind meistens fixiert; wenn man hier eine Verlegung wünscht, muß das zu einem möglichst frühen Zeitpunkt geschehen, um unnötige Kosten zu sparen. Das nächste Problem ist der Boden. Er muß wasserabstoßend und leicht zu reinigen sein, das heißt, ein Terrazzo- oder Kunststeinboden ist besonders zweckmäßig, da alle Bodenbeläge nach kürzerer oder längerer Zeit leiden. Eine andere Möglichkeit ist die Ver- fliesung, besonders dann, wenn auch die Wände und der Umbau der Badewanne ausgekachelt werden. Dies ist in erster Linie eine Kostenfrage, die absolute Wasserbeständigkeit echter keramischer Fliesen, aber auch viele Vorteile bietet. Man vermeide es nur, hier, das heißt am unrichtigen Platz, zu sparen: Die Verfliesung ist eine Arbeit, die unbedingt ein verläßlicher Fachmann durchführen muß. Ob man nun gleichförmig große Kacheln oder eine Mosaikverkleidung wählt, ist mehr oder weniger Geschmackssache, genauso wie die Wahl der Farben, die wir später noch besprechen werden. Unter Umständen kann man auch nur so hoch verkacheln, als mit dem Naßwerden zu rechnen ist.

Neben den keramischen Fliesen haben sich in letzter Zeit auch Kunststoffliesen eingebürgert, die weniger kostspielig sind. Man kann aber auch mit Eternitplatten oder Kunststoffplatten, die in sehr schönen Farben und Mustern erhältlich sind, verkleiden.

Die Installationen

Mit: Schrecken erinnern wir uns noch der Ungetüme von Badeöfen, die unsere Großmütter mühsajn mit Hölz oder mit Kohle heizen mußten. S|e machten das Baden mit Recht zu einer recht umständlichen Handlung, die naturgemäß auch nur einmal wöchentlich und dann für die ganze Familie durchgeführt werden konnte. Die Zuleitungen für Wasser, Gas oder Strom, manchmal auch die dazugehörigen Geräte sind heute bei Neubauwohnungen häufig schon vorhanden und lassen geringe Wahlmöglichkeiten offen. Wer aber zu wählen hat, möge auch hier zunächst einen Fachmann zu Rate ziehen. Die Zuleitungsmöglichkeiten, die Leistungsfähigkeit — etwa der Gasleitungen — und die Ableitungsmöglichkeiten müssen geprüft werden. Schließlich ist auch der Stromtarif usw. mit ins Kalkül zu ziehen.

Die große Auswahl von Geräten für die Heißwassererzeugung ist heute eine Selbstverständlichkeit. Im Prinzip handelt es sich jedoch meistens um zwei Typen, entweder Durchlauferhitzer, das heißt, das Wasser wird über eine Heizquelle geleitet und dort erhitzt, oder Heißwasserspeicher. Die erstere Type ist häufiger bei Gasbeheizung und ermöglicht eine unbegrenzte Entnahme von heißem Wasser — ist also bei großen Familien sehr zu empfehlen. Der Heißwasserspeicher wird mit dem billigeren Nachtstrom beheizt. Man hat hier zwar sehr rasch heißes Wasser zur Verfügung, allerdings nur eine bestimmte Menge, meistens 50 oder 100 Liter täglich. Für einen kleineren Haushalt ist diese Menge aber durchaus ausreichend. Diese Geräte sind bereits sehr formschön, platzsparend und unfallsicher gebaut. Man muß in den meisten Fällen überhaupt nur noch den Heißwasserhahn aufdrehen, ohne sich um andere Vorgänge zu kümmern. Das umständliche und gefährliche Hantieren mit einem Gewirr verzweigter Gasrohre, Schalter und Hebel fällt also weg.

Die Einrichtung

Die Einrichtung eines Badezimmers muß in vielen Fällen auf die wenigen wirklich notwendigen Dinge beschränkt werden, die wir unbedingt brauchen. Dazu gehört vor allem die Badewanne. Es besteht gar kein Zweifel, daß eine genügend lange Badewanne die ideale Lösung darstellt. In einer solchen Wanne kann man sich bequem ausstrecken und das Bad zu einem erfrischenden Vergnügen machen. Seit einigen Jahren gibt es die sehr praktischen Stufenbadewannen, das heißt, eine höhere Wanne, in der man aufrecht sitzt. Sie nimmt viel weniger Raum “Ätf. Dite völlgekachelte, unter Umständen sogar iW-'tfen Boden versenkte Badewūtttiėl' hbrt žūt* Ausstattung des Luxusbades. Die übliche, sehr leicht zu säubernde Emailbadewanne kann aber diesem Ideal nahekommen, wenn man die an sich geringen Kosten eines Umbaues — der nicht unbedingt verkachelt sein muß — nicht scheut. Die Hausfrau wird eine solche Lösung begrüßen, weil die Winkel hinter der Badewanne schwer zu säubern sind. Wo der Platz ganz und gar nicht reicht, wird man sich für eine Duschnische entschließen — ebenfalls ausgekachelt — oder aber für eine Brausetasse aus Email, die ringsum mit einem Plastikvorhang abgeschlossen werden kann.

Beim Waschtisch für das Badezimmer emp fiehlt es sich, ein größeres Modell zu wählen, damit nicht die ganze Umgebung naß wird, wenn man im Waschbecken planscht oder Kleinigkeiten auswäscht. Die Formgeber haben sich sehr bemüht, auf dem Gebiete der Sanitärkeramik zweckmäßige und ansprechende Formen zu entwickeln, die auf die vielfältige Benützungsmöglichkeiten Rücksicht nehmen und doch nicht allzuviel Platz brauchen.

Man kommt immer mehr davon ab, im Badezimmer auch ein WC einzubauen; es ist überhaupt nur dort möglich, wo es sich um einen Einpersonenhaushalt handelt oder wo weitere Vorrichtungen dieser Art anderswo zur Verfügung stehen.

Der Kuriosität halber sei noch erwähnt, daß in letzter Zeit im Ausland Kunststoffbadezimmer aus einem Guß entwickelt wurden, d. h. das ganze Badezimmer besteht aus einem einzigen Kunststoffstück, in das nur noch die Armaturen und Installationen eingepaßt werden — Voraussetzung ist allerdings ein einheitlicher Grundriß.

Damit wäre das Minimum an Einrichtungsgegenständen aufgezählt. Ein Sessel oder mindestens ein Hocker — auch hier möglichst aus wasserunempfindlichem Material mit Kunststoffbespannung usw., und, wenn der Raum dazu ausreicht, eine Wäschekiste — erhöhen die Bequemlichkeit.

Die Heizung

Keineswegs unnötig oder nur am Rande zu vermerken ist die Frage der Heizung des Bades. Schon in der Übergangszeit, wenn die Zimmeröfen noch nicht in Betrieb sind, macht sich das Fehlen einer Heizquelle im Badezimmer unangenehm bemerkbar. Bei der Anschaffung muß man auf die mit Recht sehr strengen Sicherheitsvorschriften Rücksicht nehmen. Da der Raum aber meistens nicht groß ist, wird man mit einem jener nicht allzu kostspieligen Gasstrahler oder Elektrostrahler auskommen, die in vielen zweckmäßigen Modellen auf dem Markt sind. Diese Strahler sollen so angebracht sein, daß sie einen möglichst großen Luftanteil erhitzen, nicht nur eine kleine Fläche bestrahlen, und für Kinder nicht leicht erreichbar sind.

Die Armaturen

Nicht umsonst wird der ewig tropfende Wasserhahn zu den wirkungsvollsten Foltermetho den gezählt. Gar nicht davon zu reden, welche Tücken die noch vor 40 Jahren gebräuchlichen Messing-„Pipen" sonst noch aufweisen konnten. Vor allem wurden sie nach kurzer Zeit unansehnlich und mußten mit viel Mühe und Kraftaufwand blankgeputzt werden. Auf diesem Gebiet ist geradezu eine Revolution durch die verchromten Armaturen vor sich gegangen. Nicht nur in der Wahl des Materials, sondern auch in der Form haben sich diese Zusatzgeräte wesentlich verändert. In langwierigen Untersuchungen haben die Formgeber herausgefunden, welche Form des Wasserhahnes besonders gut in der Hand liegt — und man faßt diese Annaturen sehr oft mit feuchten Händen an —, man hat Handbrausen entwickelt, die es einem ersparen, mit einer Bademütze den Wassersegen von oben empfangen zu müssen, und man hat Mischbatterien entwickelt, die sich mühelos auf die gewünschte Wassertemperatur einstellen lassen.

Die Hähne beim Waschbecken werden so angebracht, daß sie möglichst wenig Raum einnehmen, und mit dem Schwenkhahn ist ein leidiges Hindernis aus dem Gesichtsfeld entschwunden. Neben der Erleichterung bei der Benützung biet n die neuzeitlichen Armaturen aber auch den Vorteil, daß sie nicht verschmutzen und die glatte Oberfläche Sehr leicht zu reinigen ist.

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