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Die ÖMV als Preistreiber?

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Unmittelbar vor dem jahrelang aiigepeilten Ziel, der Preisfreigabe für Benzin, ist die Stimmung in den Vorstandsetagen der Olmultis alles andere als enthusiastisch. Zu groß sind die Unsicherheiten und die Angst, daß sich die Ertragssituation auch nach dem 16. September nicht sprunghaft verbessern wird - ohne daß man sich wie bisher gegenüber den Konzemzen-tralen mit dem Hinweis auf das staatliche Preisregime verteidigen kann.

Sorgen bereitet zunächst einmal die Ausgangsbasis für die künftigen Preisbewegungen. Mit 5,40 Schilling hat Österreich den mit Ab-

stand niedrigsten Warennettopreis (Tankstellenpreis minus Steuern) bei Superbenzin. Im zweitbilligsten Land, in Frankreich, kostet Super ohne Steuern immerhin schon 5,92 Schilling, in der Schweiz 6,24 und in der BRD 6,38 Schilling.

Wollten Österreichs ölgesell-schaften den gleichen Nettoeriös erzielen wie ihre Schwestern in der BRD und der Schweiz, müßten sie für Super rund 12 statt wie bisher 10,90 Schilling verfangen. Das aber ist, obwohl auch dieser Preis nach ihren Berechnungen nicht kostendeckend ist, so gut wie ausgeschlossen. Ein derartiger Preissprung würde alle Vorurteile bestätigen, Gewerkschaft und Konsumentenschützer auf den Plan rufen und erneut in eine staatliche Preisrcglementierung münden.

Zudem stellt sich die Frage, ob ein derart hoher Preis überhaupt am Markt durchzusetzen wäre. Das wiederum hängt ganz entscheidend vom Verhalten der staatlichen ÖMV AG ab, bei dem zwei höchst konträre Varianten denkbar sind, in der Variante I, für die es immerhin schon einige „Denkanstö-Be" gibt, hätte die ÖMV die Rolle des Preisbremsers zu spielen. Das würde den Verbraucherpreisindex und vermutlich auch das Verhandlungsklima bei den kommenden Lohnrunden positiv beeinflussen.

Denkbar ist freilich auch eine Variante II, bei der Bundeskanzler und Finanzminister mit gespielter Entrüstung der ÖMV wohlwollend und augenzwinkernd zusehen, wie sie die Preise hochjubelt: Bei den derzeitigen Preisen schreibt auch die ÖMV trotz des billigen Inlandsöls rote Zahlen, wird aber als traditioneller Dividendenlieferant für andere verstaatlichte Unternehmen dringend gebraucht. Für einen höheren Benzinpreis spricht aus der Sicht der Regierung auch die wohltuende Wirkung fürs Budget:

Zehn Groschen Preiserhöhung bei Benzin und Diesel bringen Herbert Salcher netto 80 Millionen Schilling. Es bietet sich zudem die hervorragende Möglichkeit, die eigenen Preisvorstellungen durchzusetzen und trotzdem den Multis den Buhmann anzuhängen: Unmittelbar nach der Freigabe der Tankstellenpreise wird die Paritätische Kommission über die nöuen Raffinerieabgabepreise der ÖMV entscheiden, und auch hier rechnet man mit einer Preisfreigabe. Gutes Tihiing ist halt alles.

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