6890149-1979_42_19.jpg
Digital In Arbeit

Die Preisprüfer

Werbung
Werbung
Werbung

Nur die Floskel „Arbeitsplatzsicherung“ ruft, je nach Standort und Temperament, die gleiche wissende Heiterkeit, das gleiche verärgerte Kopfschütteln aus wie die Ankündigung des Handelsministers, er werde einen Preisantrag „ganz genau prüfen“.

Mit der Zeit wird zunehmend unklarer, was Stariba- cher und seine Preiswächter denn nun wirklich „prüfen“: Mit schöner Regelmäßigkeit steigen die amtlich geregelten Preise nun schon seit Jahren erheblich stärker als die vom Markt geregelten. Für 1977 errechnete das Institut für Wirtschaftsforschung für die öffentlich beeinflußten Preise einen Anstieg um 6,9, für 1978 um 4,8 Prozent, für nicht öf fentlich beeinflußte Preise hingegen nur einen Preisanstieg um 4,1 beziehungsweise 3,3 Prozent.

Der These, daß es sich bei den öffentlich beeinflußten Preisen um Produkte und Leistungen handle, die zu besonders heftigen Preisausschlägen neigten, und daß deren Preise ohne Preisregelung noch weit stärker steigen würden, stehen sämtliche vergleichbare ausländische Erfahrungen entgegen.

Und sicherlich macht auch die heftig diskutierte Studie „Zur Lage der Erdölwirtschaft“ der beiden Wirtschaftsforscher Aiginger und Stankovsky — bei allen methodischen und informationsmäßigen Einschränkungen - nachdenklich. Stutzig macht weniger die möglicherweise widerlegbare Behauptung, daß die Ölgesellschaften auch ohne weitere Erhöhung der Verbraucherpreise ganz gut über die Runden kommen würden. Stutzig machen in erster Linie die Anmerkungen der Autoren zur Rolle der staatlichen ÖMV, die Zweifel aufkommen lassen, ob deren Wirken tatsächlich jener wirkungsvolle Schutz gegen etwaige Willkürakte der internationalen Ölgesellschaften ist.

So sprechen Aiginger und Stankovsky beispielsweise von einer „bei so geringen Produktionssteigerungen unüblich expansiven Personalpolitik“ in der österreichischen Erdölindustrie und errechneten ein Durchschnittsgehalt bei der ÖMV von 18.739 Schilling - gegen knapp 11.000 Schilling im Industriedurchschnitt.

Während die Lohn- und Gehaltssumme der Industrie je Beschäftigtem von 1972 auf 1978 um 87 Prozent stieg, erhöhte sie sich bei der ÖMV um 104 Prozent. Noch stärker stieg im selben Zeitraum der freiwillige Sozialaufwand des staatlichen Ölkonzerns: Für Werksküche, Pensionen, Urlaubshäuser, Gesundheit u. ä. wurden 1978 um 147 Prozent (in Worten: hundertsiebenundvierzig) mehr ausgegeben als 1972.

Diese Anmerkungen und der Umstand, daß die ÖMV offenbar wegen dieser Anmerkungen auf die Vertreter der internationalen ölgesellschaf- ten „sanften“ Druck ausübt, darüber nicht öffentlich zu diskutieren, legt es Stariba- chers Prüfern nahe, einmal etwas anderes zu prüfen als die Preisanträge.

Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung