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Aus Algerien
Knapp einen Monat nach der kühlen Ablehnung weiterer österreichischer Erdgaswünsche durch den sowjetischen Außenhandelsminister Patolitschew scheint sich nun doch eine positive Entwicklung der österreichischen Erdgasimporte anzukündigen.
Knapp einen Monat nach der kühlen Ablehnung weiterer österreichischer Erdgaswünsche durch den sowjetischen Außenhandelsminister Patolitschew scheint sich nun doch eine positive Entwicklung der österreichischen Erdgasimporte anzukündigen.
Der Ausfall der von der Sowjetunion erhofften zusätzlichen Erdgasmenge von rund drei Milliarden Kubikmetern Erdgas im Jahr hätte an und für sich keine Katastrophe für die gesamte 'österreichische Energieversorgung8 dargestelÄ: zusätzliche industrielle Verbraucher hätten mit dem nicht so umweltfreundlichen Heizöl vorliebnehmen müssen, einem Energieträger, der mit einigem Kostenaufwand in der Raffinerie ebenso entschwefelt werden könnte wie nach seiner Verbrennung im Schornstein.
Doch noch hat man die Hoffnung nicht aufgegeben, zusätzliches Erdgas zu erhalten. Aus der Sowjetunion wird es nicht kommen, zumindest nicht in den nächsten vier Jahren, soviel steht fest. Eine mögliche Quelle scheint aber doch russisches Erdgas zu sein: nützen nämlich die Italiener ihr Kontingent, was anzunehmen ist, in den ersten Bezugsjahren nicht voll aus, so könnte Österreich einen Teil des für Italien bestimmten russischen Erdgases übernehmen — wenn auch nicht direkt, da der italienischen SNAM der Weiterverkauf verboten ist. Aber niemand kann der SNAM verbieten, anderes Erdgas an Österreich zu liefern!
Ein zweiter Aspekt könnte diese Möglichkeit noch wichtiger erscheinen lassen: Die ÖMV muß auf jeden Fall, ob sie Erdgas aus der Sowjetunion bezieht oder nicht, die Transportkosten für 9 Prozent des in der Trans-Alpine-Gas-Pipeline beförderten Erdgases bezahlen, um so mehr wird die ÖMV darauf drängen, dali diese etwa 20 bis 40 Millionen Schilling im Jahr nicht verlorengehen. In der österreichischen Mine-ralölverwaltungs AG gibt man sich jedenfalls optimistisch: es sei technisch durchaus möglich, zu bestimmten Zeiten die TAG Gas in die umgekehrte Richtung, also von Ita-licii nach Österreich, U-Isrn zu sen. Sollte aber aus irgendwelchen Gründen dieses Umkehren der Transportleistung unmöglich werden, gäbe es eine weitere Möglichkeit der Anlieferung: die ÖMV würde, wie vor noch nicht ganz zwei Wochen bekannt wurde, gemeinsam mit der SN_ M, der Austria-Ferr.jas (der Dachgesellschaft der östlichen Landesgasgesellschaften) und drei deutschen Gasgesellschaften über den Bau einer neuen Pipeline von Monfalcone im Raum Triest nach Kiefersfelden in der Bundesrepublik verhandeln. Grundsätzlich wurde aber über den Bau dieser Leitung bereits Einvernehmen erzielt. Italienisches'“Gas könnte also über diese Leitung iirdte Region TirM/SalzL „irg gebracht werden.
Nach 1977/78 soll über diese Leitung zusätzlich algerisches Erdgas nach Österreich und Süddeutschland strömen. Erdgas, das auf Tankern in verflüssigter Form nach Europa gebracht werden soll. Ein europäisches Konsortium, dem auch die Austria-Ferngas beigetreten ist, hat mit Algerien bereits Mitte Jänner einen Vertrag über die Lieferung von jährlich 15,5 Milliarden Kubikmetern abgeschlossen.
Auf Grund noch laufender Verhandlungen wird für Österreich aus diesem Kontingent etwa eine M_ ~s von zwei Milliarden Kubikmetern Erdgas zur Verfügung stehen.
Die Weichen für die Zukunft der österreichischen Erdgasversorgung sind also trotz des Ausfalls der russischen Lieferungen gestellt worden. Um so unverständlicher erscheint deshalb das Schweigen der zuständigen Stellen der ÖMV zu den Verträgen über den Pipelinebau. Erst Meldungen einer deutschen Nachrichtenagentur machten die Österreicher darauf aufmerksam, daß auch in der zweiten Hälfte der siebziger Jahre die Ausweitung der Gasversorgung gesichert zu sein scheint.
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