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Böhmerwaldbuch

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Ein Buch, in seiner Art einzig, denn ein Sohn setzt seinem Vater ein Denkmal, indem er dessen Dich- tungen auswählt, sie „erarbeitet" (wie es heißt) und dadurch noch weitere Denkmäler setzt: Zum ei- nen dem Böhmerwald, dann dem Wesen der Menschen, die dort ein- mal lebten, was in Zephyrin Zettls Gedichten, Erzählungen, Märchen einer Wirklichkeit entspricht, die, da es um Alltägliches geht, urtüm- licher ist als bei Adalbert Stifter.

Enger wird die Bekanntschaft mit dieser Welt durch eine Studie von Ilse Tielsch-Felzmann sowie durch den von Hans Günter Zettl stam- menden Aufsatz über den kleinen Ort Stadln, wo Zephyrirt Zettl 1876 zur Welt kam, schließlich aber durch das Nachwort des Sohnes Walter, in dem das „geistige Umfeld" des 1935 in Wien verstorbenen Dich- ters gewissenhaft zur Geltung ge- bracht wird.

Doch ist es die Böhmerwald- mundart, die hier besonders inter- essiert. Sie mag eine Fundgrube für die Sprachwissenschaft und auf jeden Fall jenen verständlich sein, die das verwandte Idiom des ober- sten Mühlviertels kennen, obwohl ja dieses viel an Urspünglichkeit eingebüßt hat. Noch aber gibt es zum Beispiel den im Deutschen sonst nicht mehr vorhandenen, dem Angelsächsischen entsprechenden Ausdruck „Foam" für „Schaum", von „aft" für „dann" oder „später", auch „hal" für „glatt", wenn etwa ein vereister Weg sich als gefähr- lich erweist, oder Diphthonge wie „ui" und „öi" oder „eo". Das Wort- gefüge jedoch, die Klangmelodie, der Rhythmus und überhaupt das Bewegte und Bewegende dieser Mundart verraten einen hohen Sinn für Gemeinschaft, und dieser be- steht, das sehen wir heute, trotz aller Fährnisse, weiter.

DAS ZEPHYRIN-ZETTL-BUCH. Herausge- geben vom Deutschen Böhmerwaldbund, Wald- kirchen 1990.148 Seiten.

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