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Böse Erinnerungen

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Solium. - Tobruk - El Alamein. Welches Grauen knüpft sich, in Erinnerung an die Wüstenschlachten des Zweiten Weltkriegs, an diese Ortsnamen! Trockene Wehrmachtsberichte europäischen Stils unterspielten das Unsagbare. Orientalisches Geschrei umrankt heute die Nachrichten über Schießereien und Plänkeleien, die sich zwischen Ägypten und Libyen abspielen und die, verglichen mit den Schrecknissen der Vergangenheit, kaum der Rede wert wären, aber „Aber Blut ist immer noch rot”, um Brechts „Kanonensong” zu zitieren und hinter Libyen steht Moskau, das seine Stützpunkte an der afrikanischen Nordküste nicht preiszugeben gedenkt. Wieviel also an den Friedensbeteuerungen beider Teile wahr und wieviel Märchen aus Tausend und einer Nacht ist,

kann Jur den Weltfrieden von aus- , schlaggebender Bedeutung sein.

Wieder einmal ist es für die Frage der Kriegsschuld irrelevant, wer von beiden Teilen den ersten Schuß abgegeben hat, relevant ist vielmehr, wer den ändern derart gereizt und in die Enge getrieben hat, daß dieser, wollte er nicht sich selber preisgeben, zu schießen gezwungen war. Libyen ist, seit fanatische Offiziere den braven alten König Idris ab- und sich selber auf den Thron gesetzt haben, ein Herd des Terrors, eine Gebäranstalt täglich neuer Absurditäten, ein Musterbeispiel internationaler Unverträglichkeit. Über die Schuldfrage muß also die Geschichte entscheiden; jedenfalls nicht der Westen, dem Österreich- Ungarn bekanntlich heute noch als Alvtraum in der Nacht erscheint…

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