(Theater im Palais Erzherzog Karl, Wien) Im gerührten Rückblick auf Jugendtage in Paris, schrieb Gabor von Vaszary die bittersüße Geschichte von „Monpti“. Sie wurde als Film ein großer Erfolg, und man spielt sie jetzt als Sommerstück. Freilich, Vaszarys Dialoge sind weniger am Fuß des Montmartre als am Fuß des Budapester Burghügels angesiedelt und die Pointen sind in Molnärs Werkstatt übriggeblieben (was dem Stück zum Vorteil gereicht).Gertraud Frey ist eine zarte ungarische Französin, Peter Hofbauer ein baumlanger ungarischer Ungar. (Baumlang, daher „Monpti“, „mein
Menahem Begin kam, wie er versicherte, optimistisch gestimmt aus Washington heim. Gewiss, Carter verspricht diesem und jenem vieles und seine Gouvernanten dementieren dann schleunigst dieses und jenes und vieles. Weniger auf Carters Versprechungen ist demnach der Akzent zu legen, denn auf Begins Optimismus.Aus Kairo verlautete unterdessen Unzufriedenheit mit den israelischen Angeboten, und diverse Nachrichtenquellen begannen alsbald, sehr zum Vergnügen der Sowjets, die ganze Friedensmission totzubeten. Wie verantwortungslos solche Miesmacherei ist, scheint jenen Meinungsverbreitem nicht
Wenn ein Holländer das kommende Paneuropa unter die Devise „Laßt uns fest Zusammenhalten, in der Eintracht liegt die Macht” stellen möchte, Verszeilen, die er der habsburgischen Hymne Altösterreichs entnommen hatte; wenn ein Bayer öffentlich prophezeit, Europa werde entweder nach dem altösterreichischen Modell gebaut oder zu einem gigantischen kommunistischen GULAG zusammengeschweißt werden; wenn ein Exil tscheche zuerst auf tschechisch ein Paneuropa „habsburgischen Typs” fordert und dann auf deutsch um eine Schweigeminute für die Opfer östlichen Terrors bittet; wenn
Mit Hans Kanitz den Kreis des Kirchenjahres auszuschreiten, an all den Sonntagen, Festtagen und Besinnungstagen innezuhalten, um endlich in Stille und Gelassenheit nachzudenken, ist ein Trost für Christen, für katholische und orthodoxe nicht weniger als für evangelische. Hans Kanitz, seit vielen Jahren Korrespondent der FURCHE, entstammt einer deutschen Pastorenfamilie; vor der festgegründeten Stärke seines Glaubens zerstieben jene Unsicherheiten und Ungereimtheiten, die sich während der zweiten Jahrhunderthälfte in allen Konfessionen breitgemacht haben, zerstieben die weithin
Als Präsident Anwar-as-Sadat daranging, sein Land aus der mos- kowitischen Umklammerung zu lösen, die nasseristische Utopie abzubauen und Wege zur Instaurierung eines freiheitlichen Rechtsstaats zu suchen, begannen die Meinungsmacher nicht nur des Ostens, sondern vor allem des unterbelichteten Westens, ihn totzubeten.Als Menahem Begin, einstmals rabiater Nationalist und Sprengstoff-Attentäter, heute thoragläubiger Jude, seine Regierungserklärung mit dem Bibelzitat begann: „Andere Völker haben ihre Götter, wir aber haben den Herrn, unseren Gott” - erhob sich das Geschrei der
Jahr für Jahr vollzieht sich am Wiener Beethovenplatz ein kleines Wunder: Schüler und Absolventen des Akademischen Gymnasiums spielen, teils übersetzt, teils in der Originalsprache, ein Drama der griechischen Antike. Heuer waren es die „Vögel” des Aristophanes, die Geschichte von der Nephelokokkygia, dem Wölkenkuckucksheim, in das sich der athenische Schwadroneur Peithetairos (eine unglaubliche Leistung des jungen Michael Kutschera!) hineinsteigert. Völlig richtig war da die Hohn- und Spottkomödie des Aristophanes als antike Ausstattungsrevue durchschaut und inszeniert. Mit einem
Die „Staatsoperette” ist aufgeführt worden. Nein, noch nicht in aller Öffentlichkeit, vor den Fernsehern. Auch nicht etwa vor FUR- CHE-Redakteuren und anderen Unpersonen. Sondern vor dem auserlesenen Kreis des ORF-Kurato- riums. Von den dabei gewonnenen Eindrücken haben sich einzelne Kuratoriumsmitglieder bis zum heutigen Tage nicht erholt. Und dies nicht etwa deshalb, weil im Verlauf des kurzweiligen Geschehens ein erzböser und inhumaner Prälat viermal verspricht, „keine Milde” walten zu lassen; nicht, weil ein Fürst sich der Manieren eines Praterzuhälters befleißigt; und
Wie bereits in den Tageszeitungen erwähnt, richteten die Abgeordneten Dr. Schranz (SPÖ) und Genossen kürzlich an den Bundesminister für Auswärtige Angelegenheiten die parlamentarische Anfrage, ob es in letzter Zeit möglich gewesen sei, daß, den Beschlüssen der Helsinki- Konferenz zufolge, in den Ländern ČSSR, Ungarn, Polen, Rumänien, Bulgarien, DDR und UdSSR für Besucher aus Österreich österreichische Tageszeitungen erhältlich seien. In seiner detaillierten Fragebeantwortung kam Bundesminister Pahr zu dem Schluß, daß zwar gewisse Ansätze zur Verwirklichung der einschlägigen
Noch bis zum 28. August bietet sich Wochenendausflüglern Gelegenheit, in Pöchlarn, dem Bechelaren des Nibelungenliedes, eine einzigartige Auswahl der Aquarelle Oskar Kokoschkas im Geburtshaus des Künstlers zu sehen. Seltsamerweise entdeckte O. K. für sich die mühsame und riskante, in ihren Resultaten aber so verblüffend heitere, schwebende, durchscheinend leuchtende Technik des Aquarells erst während der depressiven Jahre seines Exils in England. Fünfzig Jahre benötige man demnach, bemerkte er einmal ironisch, um ein Aquarell zustandezubringen. Im Pöchlarner Kokoschkahaus, dessen
Sie kehren-gewandelt und unter nössischer Schriftsteller und Film- anderem. Vorzeichen - wieder: die regisseure, geschah das alles unter Orte und die Wörter. Man hört: „Eri- dem Jubel breitester Massen der ita- trea”, „Somalia”, „Massua”, „As- lienischen Bevölkerung und nicht mara” und versucht, sich zu erin- etwa jener Intellektuellen, Grafinėm. Wann war das nur? Es war biirger und Grundbesitzer, die post- 1935. Bis dahin konnte man noch hum als Täter denunziert werden, vom italienischen Faschismus mit in Wahrheit aber ihrer Skepsis we- Winston Churchill sagen, er habe
Solium. - Tobruk - El Alamein. Welches Grauen knüpft sich, in Erinnerung an die Wüstenschlachten des Zweiten Weltkriegs, an diese Ortsnamen! Trockene Wehrmachtsberichte europäischen Stils unterspielten das Unsagbare. Orientalisches Geschrei umrankt heute die Nachrichten über Schießereien und Plänkeleien, die sich zwischen Ägypten und Libyen abspielen und die, verglichen mit den Schrecknissen der Vergangenheit, kaum der Rede wert wären, aber „Aber Blut ist immer noch rot”, um Brechts „Kanonensong” zu zitieren und hinter Libyen steht Moskau, das seine Stützpunkte an der
Als de Gaulle 1944 unter dem Triumphgeheul der Franzosen in Paris einzog, schoß die deutsche SS aus der Rue de Rivoli hinüber zu den Champs Elysėes. Sofort warf sich die nach Zehntausenden zählende Menge flach zu Boden, nur de Gaulle blieb aufrecht stehen. Es gab keine Toten. In Wien, so erfuhr man aus der in FS 1 ausgestrahlten Dokumentation, liefen am 15. Juli 1927 die Demonstranten vor den Kugeln der Polizei einher. Ein Motorradbesitzer begab sich, als er schießen hörte, eilends zum Brennpunkt der Ereignisse, um ebenfalls vor den Kugeln einherlaufen zu können. Aus einem
„Hund beißt Mann” ist bekanntlich keine Überschrift. „Mann beißt Hund” klingt schon besser, ist aber ein derart abgestandener Journali- stenschmäh, daß in den Redaktionen, zitiert ihn der Chefredakteur persönlich, keiner mehr lacht, nicht einmal dreimal und kurz.Nun aber kam endlich Neues, und es kam aus Budapest, wo dieser Tage die Headline erschien: „Frau beißt Mann wegen Hund.” Wie das?Nun, Flocki ist ein Schäferhund und seiner Natur nach besonders hysterisch. Er tollte, von seiner Herrin betreut, vor einem volkseigenen Wohnbau umher und störte, teils mit Baßstimme,
„Wir wissen nicht, wie uns geschieht“, sagen, dem Berichterstatter des ORF-Morgenjöurnals zufolge, die Bewohner von Jamaica. Da sinkt die Währung ins Bodenlose, da sind die Auslagen leer und es gibt nichts zu kaufen, da verschieben die Reichen ihr Vermögen heimlich und illegal ins Ausland, da wandert man in Scharen nach Kanada und den USA aus, da stockt der Fremdenverkehr, obgleich doch in den luxuriösen Strandhotels die Bands WicKon den Calypso spielen.Und da bemüht sich doch - wie am Ende des Berichts ganz nebenbei verlautete - das neue entkolonialisierte Regime so aufrichtig um die
„Sie sind ein weltfremder Trottel“, ließ der Gestaporeferent im März des Jahres 1938 verlauten, als ihm der damalige Dozent für Kirchenrecht und Beamte der niederösterreichischen Landesregierung, Mitarbeiter an Funders „Reichspost“ und Herausgeber der „österreichischen Akademischen Blätter“ in die Klauen geraten war. Dieser gottgewollte Irrtum eines unterbelichteten Polizisten bedeutete für Dr. Willibald Plöchl in jener Stunde die Freiheit und rettete ihm, vielleicht das Leben.Plöchl ging ins Ausland, aber er wurde nie, was man einen Auswanderer nennt. Auch als
Es ist eine nicht hoch genug einzuschätzende Leistung Peter Wyngardes, genauso auszusehen wie Peter Wyn- garde, von jedem Kind hierzulande als „Jason King“ angesprochen zu werden, und dennoch G. B. Shaw so glaubhaft zu verkörpern, daß man meint, den irischen Akzent, die polternden Tiraden, die Gestik, den ironischen Tonfall schon längst gekannt und Jerome Kiltys „Dear Liar“ nie anders als im Original und in dieser Authentizität gehört zu haben. G. B. S. übrigens in allen Lebenslagen und Lebensaltern, G. B. S., aus den Gestalten seiner Stücke sprechend und in ihnen agierend
Wir sind stolz auf ihn. Auf den Altösterreicher Johann Nepomuk Neumann, der am 19. Juni heiliggesprochen wurde. Aber dieser Redemptoristenpater und spätere Bischof von Philadelphia kam aus Prachatitz in Böhmen, er war ein Sudentendeutscher, wie der heilige Clemens Maria Hofbauer, der „Apostel Wiens“. Die Familie der seligen Ledöchowska kam aus öster- reichisch-Polen, Florian war ein Römer, Koloman ein Ire. Der heilige Leopold? Gut und schön - aber gar so österreichisch waren die Babenberger ja bekanntlich nicht, sie stammten aus Franken.Liegt es wohl daran, daß der Do
Unter den großen Artisten der alten Schule ist er einer der letzten, die noch in alter Frische rund um die Welt reisen: Nikita Magaloff, ein Virtuose, für den Chopins Werk in all den Jahrzehnten zu einem runden Ganzen geworden ist. Wie ein Weltbild. Klar, konturiert. Vor allem die sentimentale Note, die mittelmäßige Pianisten bei Chopin so schätzen, das Parfümierte, fegt er mit pianistischem Furioso weg.Im Wiener Konzerthaus meißelte er seinen Chopin in den Steinway: die Etüden op. 10 und op. 25 und die Prėludes op. 28. Ein Gebäude, in dem senkrechte, also harmonische, und
Lebt Friaul? Kann ein Landstrich, eine Terra santa Europas, ein Kreuzungspunkt dreier Welten, noch leben, wenn zwei Katastrophen unvorstellbaren Ausmaßes ihm das kulturelle Antlitz zerstört - oder nahezu zerstört haben? Vegetiert es nicht nur?Trauer und Schrecken befallen jeden, der sich erstmals, und sei es auch nur durch photographische Dokumentation, den Verheerungen gegenübersieht, von denen die Friu- laner - einst Brudervolk im gemeinsamen großen Reich, heute liebe und freundliche Nachbarn - heimgesucht wurden.Und doch: Friaul lebt und will leben. Da ist von einer Kirchenwand nur das
Zum zweitenmal wagte das Landesstudio Niederösterreich des ORF, unterstützt von Landesregierung und Stadtgemeinde, den „Kulturbasar Tulln”. Man sollte abschließend nicht das eigene, ach so wichtige „kritische Denken” unter Beweis stellen, indem man an Einzelheiten herumnörgelt - vielmehr dankbar sein, daß es dergleichen überhaupt gibt. Entgegen einer Legende, die in den harten Tagen der österreichischen Selbstftndung durchaus legitim war, ist unsere Heimat nämlich kein Kulturland, sondern kulturelle ödnis. Gewiß, da gibt es, über allen Gipfeln schwebend, eine hauchdünne
Nicht genannt sollte er werden und wurde es dennoch. Wer darüber Bescheid weiß, wie unpersönlich Unpersonen auch im Parteienstaat sein können, der horchte ohne Zweifel auf, als Franz Olahs Name in dem hervorragenden Dokumen- tarspiel „Die Ausnahme“ von Franz Hieselfiel und als in der darauffolgenden Diskussion die rettende Tat, die Olah in den entscheidenden Tagen zwischen dem 26. September und dem 4. Oktober 1950 setzte, sogar zweimal gewürdigt wurde. Und es wäre eigentlich, nach langen Jahren, an der Zeit, daß dergleichen nicht nur ausnahmsweise geschieht.Zur Ausnahme wurde die
Djibouti gleicht einer südfranzö- sischen Kleinstadt. Wie lange noch?Wissen die braven und vorlävfig wenigstens nicht unglücklichen 99 Prozent dieser letzten französischen Kolonie in Afrika, die( zurfinanziel- len und moralischen Erleichterung des Mutterlandes) fur die Unab- hängigkeit gestimmt haben, was ih- nen unter Umständen demnächst bevorstehen könnte? Wissen sie, auf welchem gereizten Nerv der Weltpo- litik, auf welchem Pulverfaß sie das Unglück haben, zusitzen? Im Süden der sowjetische Trabant Somaliland, im Osten, jenseits der Meeres- enge, der sowjetischen Trabant Aden,
Mit bereits traditionell gewordener Mißgunst und mit ihrem ebenso traditionellem Unverständnis allem Spanischen gegenüber berichteten die auf europäische Selbstzerstörung getrimmten Meinungsverbreiter des Westens über den Polizeieinsatz in Madrid am 1. Mai. Da waren doch die Gewerkschaften zugelassen, warum erlaubte man ihnen denn nicht, zu marschieren? Kein Wort darüber, daß sich in Spanien zwar die kommunistischen Gewerkschaften längst im Untergrund organisieren konnten, die demokratischen aber nicht. Kein Wort darüber, daß es bei einem Kommunistenaufmarsch nicht geblieben und
Nein, so geht das nicht, Marcel Ophüls; lassen Sie sich das von einem lebenslangen Antinazi (15 Jahre Zuchthaus und 10 Jahre Ehrverlust unter Hitler) gesagt sein.In Ihrer vierstündigen Dokumentation über den Nürnberger Prozeß und die Folgen“, die vom ORF eine lange, schlaflose Nacht hindurch ausgestrahlt wurde, war von allem und jedem die Rede, das nicht dazugehört. Interessant waren die Wochenschauen, zugegeben, aber das sind sie immer, interessant waren die nachträglichen Bekenntnisse des Gefängnispsychologen, der Ankläger, der Verteidiger. Von Albert Speer allerdings haben wir
Für den Literaturbeflissenen eine ferne Sage von Kindheit an, war dieser Paul Scheerbart (1863-1915) bis vor kurzem ein nie greifbares, nie lesbares, nie auffindbares Wesen, bis in den sechziger Jahren, lange also nach dem Tode des seltsamen, nein: des wahrhaft meschuggenen Dichters einige schmale Bändchen neu aufgelegt und zum Gegenstand studentischer Dissertationen wurden. Das breitere Publikum mag aber Scheerbart heute noch so wenig wie es ihn damals, vor Jahrzehnten, mochte. WTer verträgt schon Kaviarbrötchen mit Marmelade und Schlagobers tagaus, tagein? Davon naschen bestenfalls
Seit der Homosexuellendiskussion im „Club 2“ fällt mir zum Nen- ning nichts mehr ein.Da sollte ein vereinzelter Theologieprofessor dem Abschaum der Wiener Antikultur zum Fräße vorgeworfen werden und verlor trotz des schwachsinnigen „Hihihi“ der „lieben Kinder“ bei jedem seiner Worte erstaunlicherweise nicht die Nerven. Da hatte ein bundesdeutscher Wissenschaftler mit (man verzeihe den Ausdruck, aber er trifft zu) wahrhaft piefkischer Präpotenz die Stirn, dem österreichischen Kollegen zu sagen, er rede blanken Unsinn. (Der Theologieprofessor hatte es nämlich gewagt, auf die
In Hessen hat Alfred Dregger (CDU) nicht nur die Gemeinderatswahlen gewonnen; es ist ihm auch gelungen, im „roten” Bundesland die etablierte Linke zu überrunden und, da der hessische Umengang zu einer Testwahl proklamiert worden war, einen Akzent zu setzen, der in Bonn nicht bagatellisiert werden kann. Dregger ist als Konservativer für die bundesdeutschen Nachrichtenmedien ,ßuhmann II”, nach Franz Josef Strauss.In Frankreich hat Chirac Paris erobert und auch in anderen Großstädten war der sonst allgemeine Linkstrend nicht sonderlich virulent. Erfand seinen Nährboden vor allem in
Die Nachrichtenmedien des Westens bemühen sich, nach wie vor, von gelindem Schwachsinn umfächelt, die Linke in aller Welt wieder einmal gesundzubeten. Schon vor den französischen Gemeinderatswahlen wurde da prophezeit, daß diese Wahlen einen klaren Sieg der Volksfront bringen würden und die diesbezüglichen Beschwörungen ergingen sich noch während des Wahlgangs in einem Tonfall von herzbewegender Inbrunst. Tatsächlich eroberte denn auch die Volksfront zahlreiche Bürgermeistersitze, vor allem in den Städten der (unterentwickelten) französischen Provinz und gab damit den Medien Anlaß
Nepal, das Land am Fuß des Himalaya, ist nicht nur ein Paradies für Haschischfreunde und/oder Lebenskünstler, sondern bekanntlich auch für Bergsteiger, sowie, schon etwas weniger bekanntlich, für jeden, der sich für asiatische Kunst interessiert. Hoffentlich folgen den Lebenskünstlem bald die Kunstrestauratoren und später auch die Archäologen, denn im an Funden so reichen Kathmandu-Tal ist der Spaten kaum angesetzt. Aber was seit Jahrhunderten in der Erde ruht, ist wenigstens nicht vom unmittelbaren Verfall bedroht.
Immer wieder fragt man sich, für wen eigentlich die östlichen Agenturen ihre Texte formulieren. Für die Analphabeten, die es hierzulande nicht gibt, oder für abgebrühte Redakteure, die gewohnt sind, Meldungen, ob sie nun aus östlicher oder westlicher Richtung kommen, mit Skepsis entgegenzunehmen und sich ihr Teil zu denken.Immerhin mag es von Interesse sein, hier eine Aussendung der sowjetrussischen Agentur NOWOSTI zu zitieren, behandelt sie doch die Machenschaften der offenbar doch nicht geisteskranken Dissidenten und ihrer ebenso abgefeimten Familienmitglieder.Unter der Überschrift
In der Bundesrepublik hätte man das jedenfalls ganz anders gemacht. Vielleicht hätte man zwar nicht gleich die Bundeswehr mobilisiert, aber man hätte doch wahrscheinlich elektronische Sicherungsvorkehrungen, hier und dort auch Sprechfunk und ein paar Scharfschützen eingesetzt, vor allem aber hätte man der Waltraud Boock, neben dem selbstverständlichen Fernseher und dem Tonbandgerät in der Zelle, reichlich Gelegenheit gegeben, dem freiheitlichen Rechtsstaat eine Vorlesung darüber zu halten, wie verrottet und widerlich er doch eigentlich sei.Nichts dergleichen in Österreich. Die Boock
Was soll man zu dieser viermal aufs äußerste angespannten Langeweile, zu dem vierteiligen Fernsehbandwurm, zu diesem „Kurier des Zaren“ sägen, für dessen Produktion sich westliche Produzenten scharenweise zusammengetan haben? - Da werden sibirische Weiten auf mitteleuropäische reduziert, da reiten edle Tataren, da heißen russische Großfürsten, aus dem Französischen falsch übersetzt, „Großherzog“ und sind - wie denn auch anders? - degenerativem Schwachsinn verfallen. Der Westen begreift die Russen nicht, hat sie nie begriffen; wird er sie je begreifen? Wir Österreicher
Mit dem durchschlagenden Erfolg der vorjährigen Aufführung (man spielte damals Grillparzers „Weh dem, der lügt“) gelang der alten Burg von Neulengbach im ersten Anlauf sozusagen der Sprung zu ihrer Instauration als niederösterreichisches Kulturzentrum. Man entschloß sich alsbald, hier auch in den folgenden Sommern das klassische Lustspiel zu pflegen und die Aufführungen durch Ausstellungen im Rittersaal zu ergänzen.Mehr als nur Ergänzung allerdings sind, die .elf Bronzeskulpturen, die Frau Lucy Wotruba heuer für dieFritz-Wotruba-Gedächtnisausstel-lung zur Verfügung gestellt hat
Was Rupert Feuchtmüller seit Jahren geplant hat, ist nun endlich Wirklichkeit geworden: das Gauer-mann-Museum in Scheuchenstein, Niederösterreidh. Wo liegt Scheuchenstein? Im Miesenbachtal. Wo liegt das Miesenbachtal? Man nehme sich die Mühe, greife zur Karte, entschließe sich zur Fahrt, Die von industriellen Verschmutzungen unberührte Landschaft ist sich selber und den innersten Wünschen bieder-meierliöher Maller bis heute treu geblieben. Das nunmehr freigeworden Schuhneisterhaus von Scheuchen-Stein bot sich zur Unterbringung der Gauermiann-Ausstelilung an, die allerdings ohne die
Die antiautoritären Kinder haben die Mühl-Kommune im Burgenland angezündet. Keine Angst — passiert ist ja nicht viel, und der einschlägige Betrieb kann ohne Störung weitergehen. Dran glauben mußten nur etliches Federvieh und ein paar Schweine; die wurden außer Programm gegrillt. Arme Schweine.Man darf, steht man auf der Höhe der Zeit, Kindern natürlich nicht verbieten, Häuser anzuzünden, denn sonst bekommen sie Komplexe und würden eines Tages, o Schreck, ebenso seelisch verkrampft und verbogen sein wie unsereiner.Ist es nicht merkwürdig? Im dümmsten Kerzlweibele im hintersten
Pierre Etaix (NB: sein Name wird mit einem X gesprochen, wie Aix-les-Bains oder Aix-en-Provence) ist wahrscheinlich der lyrischeste unter allen Schöpfern zeitgenössischer Filme. Und daß man uns bisher hierzulande bei der Aufführung seiner wenigen, aber hinreißenden Clownerien gerade um die lyrischen Sequenzen betrogen hat, zeigte sich beim Auftakt zur großen Etaix-Retro-spektive, die bis zum 23. April im Wiener „Studio Moliere“, Liechtensteinstraße 37, läuft, bei dem Auftakt mit dem Meisterwerk „Yo-Yo“, das in Anwesenheit des liebenswürdigen und bescheidenen Etaix, des
Im Jahr 1833 pilgerte Kaiser Ferdinand, den man später ironisch den Gütigen nannte, obwohl er tatsächlich ein guter Mensch war und krank obendrein, zu Fuß von Wien nach Mariazell. Der Marsch dauerte drei Tage. Mit dem Kaiser wanderte auch sein Hofkammermaler Eduard Guck und hielt die Stationen des Weges in Skizzen fest, die er später zu vierzig Aquarellen ausarbeitete. — Die Wiedergaben der Guck-Aquarelle als Umrahmung einer Ausstellung von durchwegs originellen volkstümlichen Devotionalien findet der Besucher seitab der alten Via Sacra, die von Wien nach Mariazell führt, in
Wahre menschliche Größe erfährt man nicht aus Zeitungen und man sieht sie nicht auf den Bildschirmen. Verbrechen, Naturkatastrophen, Abwegigkeiten und Gesellschaftsskandale habenNachrichtenwert; die Vollendung eines Lebens, das ganz und ausnahmslos für andere gelebt wurde, hat keinen.Dennoch: nicht wenige Leser dieses Blattes mögen innegehalten haben, als ihr Blick an dem Namen Kerssenbrock hängenblieb; nicht wenige mögen an die Jahre zurückgedacht haben, in denen es um Österreichs Freiheit ging und in denen Marie Therese Kerssenbrock als Begleiterin Dr. Adelhaid Habsburgs zahllose
Den Erhebungen eines Meinungs-forschungsinstituts zufolge haben 15 Prozent aller Burgenländer im abgelaufenen Jahr eine Ausstellung besucht. Wie steht es damit in den anderen österreichischen Ländern? Wie steht es damit in Wien?Für die Landesgalerie im Schloß Esterhäzy jedenfalls war das Umfrageergebnis ermutigend. Nach dem Erfolg der großen Lehmden-Ausstellung zeigt sie nun (bis 15. Oktober) unter den zarten Stuckplafonds ihrer Räume, die dem historischen Haydnsaal unmittelbar benachbart sind, Ölbilder und Zeichnungen des Wieners Georg Eisler. Ein Werdegang läßt sich hier
Auf herrlichen Guadagnini-Geigen und einem Amati-Cello spielten die jugendlichen Virtuosen des Tokyo String Quartet Berg, Beethoven und Bartök im Brahms-Saal des Wiener Musikvereins. Alban Bergs Streichquartett op. 3 kam dabei offenbar der nationalen Fähigkeit entgegen, vulkanische Leidenschaften mit eiserner Disziplin zu edlem Anstand und Wohllaut zu bändigen. Beethoven hingegen erhielt in seinem op. 74 Es-Dur die entschlossene Härte eines Samurai, die ihm doch eigentlich gar nicht zusteht. Aus ihrer Starre schließlich erwachten die bisher unbewegten Gesichter der drei Herren und der
„An den sehr geehrten Malteser- Ritter-Orden! Hatte das große Glück und die Gnade, mit dem geehrten Orden die Reise nach Rom mitzumachen; ich kann nur ein tausendfaches Vergelts Gott sagen für all die Liebe und Freude, die ich mit meinen 86 Jahren erleben durfte. Bitte meine Schrift zu entschuldigen, habe den grauen Star …“ Soweit ein Dankesbrief von sehr vielen, die auch heuer beim Hospitaldienst der Malteser einliefen. Wie jedes Jahr, wie nach jeder Pilgerfahrt mit Körperbehinderten und mit Kranken.Heuer war die Fahrt zwischen dem 3. und dem 8. Oktober nach Rom gegangen, die dritte
Ein Leben, das bis zum letzten Atemzug dem Dienst am Nächsten gehört hat, ist zu Ende gegangen. In den Nachmittagsstunden des 2. Oktober wurde die älteste Tochter Kaiser Karls, Dr. Adelhaid Habsburg-Lothringen, von jahrelangem schwerem Leiden erlöst. Gepflegt von, ihrer, Mutter, starb sie in der Villa ihres Bruders in Pöcking am Starnbergersee.Ein Stück Geschichte in Stichworten: Geboren am 3. Jänner 1914 als Erzherzogin von Öster reich, königliche Prinzessin von Ungarn und Böhmen, in Wien- Hetzendorf. Dann: Schönbrunn, Wartholz, Laxenburg, Baden bei Wien, Gödöllö. 11. November
Dem jubilierenden Burgenland wurde die Auszeichnung zuteil, Schauplatz des ersten europäischen Liszt-Festivals zu sein. Musikalischen Höhepunkt bildete, von Milan Horvath dirigiert, das Festkonzert des ORF-Orchesters im Haydn-Saal des Eisenstädter Esterhäzy-Schlos- ses. Dem Gast aus England, Louis Kentner, geriet das Es-Dur-Klavier- konzert bei reichlichem Pedalgebrauch ein wenig flach; angelsächsischer Nebel stand im Widerspruch zur madjarischen Sonne. Anders beim „Totentanz“, bei dem Horvaths Tempi die Klavierstimme in die authentischen Synkopen zwangen.Die virtuosen Klavierteile
Nikolai Lesskow: ein großer Russe, ein großer Humorist in der Nachfolge Gogols, ein großer Erzähler in der Nachfolge Dostojewskis — aber das erlösende und schallende Gelächter Gogols war bei ihm, dem späteren, zum heiter maskierten, schmallippig lächelnden Hohn geworden, Dostojewskis breite, uferlos strömende Flut zum scharfen Strahl einer gebändigten Fontäne. Ihn trug es nicht mehr aus den unteren Tiefen seines Wesens unaufhaltsam in die Höhen religiöser Ekstase, er verwechselte bereits das Christentum mit den Popen und die Popen waren ihm keineswegs sympathisch. Und so
Der österreichische Dichter Uriel Birnbaum erlosch am 9. Dezember 1956, nach jahrelangem Siechtum, im St.-Elisabeth-Krankenhaus von Amersfoort, Holland. Ein Jahr später erschien, betreut von Uriels Tochter Mirjam, eine Auswahl seiner Gedichte. Als Meister der Form verwendete Birnbaum für den Zyklus „Das neue Rubayat“ (Rubayat, arabisch: Vierzeiler) die von dem persischen Klassiker Omar Chajjam bevorzugte Strophenform des altorientalischen Sinnspruchs. Unter dem Titel „Ein vergessener Österreicher“ schrieb Dr. Otto Habsburg im August des Jahres 1967 über den Dichter: „Der Sieg
Wahrscheinlich kannte Goldoni das „Impromptu de Versailles“, jenes geniale Nichts ohne Handlung, aber bis zum Rande gefüllt mit Geist und Charakterkomik, worin Moliere sich selbst und seine Truppe auf die Bühne stellt, um König, Hof und Publikum augenzwinkernd daran zu erinnern, daß man Dichter nicht drängen und Schauspieler nicht überfordern darf.Goldanis nicht minder geniale Variante, „Una delle ultime sere dt Carnovale“, entstand jedenfalls 1761, als der Dichter für immer von Venedig Abschied nahm, weil, wie er in seinen Memoiren meint, „republikanische Mehrheiten sich
Der Prager Frühling findet statt. In den Konzertsälen, im Nationaltheater, in der St.-Georgs-Kirche. Wo die Folgen der Ereignisse das große Konzept durch Absagen und halbe Entschuldigungen über den Haufen zu werfen drohten, dort wußte das Improvisationstalent dieses unglaublich vitalen, schlauen, zähen und willensstarken Volkes Auswege zu finden, die mitunter zu triumphalen Zielen führten.