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Die Lust am Fabulieren

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Für den Literaturbeflissenen eine ferne Sage von Kindheit an, war dieser Paul Scheerbart (1863-1915) bis vor kurzem ein nie greifbares, nie lesbares, nie auffindbares Wesen, bis in den sechziger Jahren, lange also nach dem Tode des seltsamen, nein: des wahrhaft meschuggenen Dichters einige schmale Bändchen neu aufgelegt und zum Gegenstand studentischer Dissertationen wurden. Das breitere Publikum mag aber Scheerbart heute noch so wenig wie es ihn damals, vor Jahrzehnten, mochte. WTer verträgt schon Kaviarbrötchen mit Marmelade und Schlagobers tagaus, tagein? Davon naschen bestenfalls Feinschmek- ker, und auch sie tun es mit Vorbehalten.

Denn gerade Feinschmecker rümpfen die Näse über Scheerbarts achtlos hingeschnodderte Primitivsprache und seine mitunter doch recht infantilen Satzgefüge (die er allerdings mit einigen zeitgenössischen Erfolgsdich- tem gemein hat).

Übrig bleiben somit, von den Berufsliteraten abgesehen, die Neugierigen, die gerne wissen möchten, wie eine frühexpressionistisch überbordende Phantasie mit den von ihr produzierten kosmischen Gebüden schillernd gallertiger, spiralförmiger, wurmförmiger oder kristalliner Art, mit Glasarchitekturen und mit der Farbskala eines ins Maßlose erweiterten Spektrums fertig wurde.

RAKKOX, DER BILLIONAR, Ein Protzenroman und DIE WILDE JAGD; Taschenbuch, Insel-Verlag, Frankfurt, 138 Seiten, öS 49,-.

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