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Wiedergefundene Landschaft

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Den Erhebungen eines Meinungs-forschungsinstituts zufolge haben 15 Prozent aller Burgenländer im abgelaufenen Jahr eine Ausstellung besucht. Wie steht es damit in den anderen österreichischen Ländern? Wie steht es damit in Wien?

Für die Landesgalerie im Schloß Esterhäzy jedenfalls war das Umfrageergebnis ermutigend. Nach dem Erfolg der großen Lehmden-Ausstellung zeigt sie nun (bis 15. Oktober) unter den zarten Stuckplafonds ihrer Räume, die dem historischen Haydnsaal unmittelbar benachbart sind, Ölbilder und Zeichnungen des Wieners Georg Eisler. Ein Werdegang läßt sich hier verfolgen, Schritt um Schritt. Es begann mit einer eigenwilligen Weiterentwicklung des frühen Kokoschka-Stils, mit sehr expressiven Straßen-, Wirtshausund Heurigenszenen, allesamt auf ein Ereignis, ein unheimliches zudem, ausgerichtet, das sich hinter, außerhalb, jenseits des Dargestellten zu vollziehen scheint. Menschen sammeln sich, um etwas zu sehen, das irgendwo geschieht. Was ist es? Und wo geschieht es? Noch herrschen Grautöne und fahles Violett vor. Polizisten warten auf den Einsatz, Straßenbahnen sind Stätten zwangsweisen, passiven, peinvollen Wartens.

1971 und vollends 1972 aber hat sich im Schaffen des Malers eine Wandlung vollzogen. Landschaften vertiefen sich in verträumte, stille Weiten, alle Arten von Grün entfalten sich, alles hat sich beruhigt und alles ist, trotz dieser Ruhe, lebendiger geworden, lebendiger als die vorangegangene angstvoll protestierende Spannung. Ein einsamer Telegraphenmast gewinnt skurrile Bedeutung und inmitten schwelgerisch verschwendeten Grüns wird der Kamm eines verirrten Gockels, links, ganz unten, zum winzigen roten Signal.

Das Beste lag so nah: Georg Eisler hat offenbar das Burgenland entdeckt und begonnen, die Melodie des Ostens in seine Bilder einzu-fangen.

• Gedanken zum eigenen Schaffen ist der Titel eines Vortrages, den der bekannte polnische Komponist Wi-told Lutoslawski am Mittwoch, dem 18. Oktober, um 20 Uhr in der Osterreichischen Gesellschaft für Musik hält (Hanuschgasse 3. Eintritt frei).

• Der Musikverlag Doblinger erwarb von Bruno Hauer, dem Sohn des Komponisten Josef Matthias Hauer, die Rechte an dem umfangreichen Nachlaß des 1959 verstorbenen Meisters. Es handelt sich dabei größtenteils um noch nie aufgeführte Orchester-, Kammermusik- und Vokalwerke. Die ersten gedruckten Ausgaben wird der Verlag nächstes Jahr anläßlich des 90. Geburtstages des Komponisten vorlegen.

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