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Ja, da muß man .. .

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Seit der Homosexuellendiskussion im „Club 2“ fällt mir zum Nen- ning nichts mehr ein.

Da sollte ein vereinzelter Theologieprofessor dem Abschaum der Wiener Antikultur zum Fräße vorgeworfen werden und verlor trotz des schwachsinnigen „Hihihi“ der „lieben Kinder“ bei jedem seiner Worte erstaunlicherweise nicht die Nerven. Da hatte ein bundesdeutscher Wissenschaftler mit (man verzeihe den Ausdruck, aber er trifft zu) wahrhaft piefkischer Präpotenz die Stirn, dem österreichischen Kollegen zu sagen, er rede blanken Unsinn. (Der Theologieprofessor hatte es nämlich gewagt, auf die Tatsache anzuspielen, daß es auch so etwas wie Verzicht auf Triebbefriedigung gäbe.) Da duzen zwei einschlägige Mädchen („Heast?“ „Waaßt?“ „Varstähst?“) jene, die ihnen keineswegs das Duwort angeboten hatten und benehmen sich klassenbewußt beleidigt, wogegen von zwei ebenfalls klassenbewvßt schmollenden Jünglingen jener wollschaldauerstrickende durch seine Einsilbigkeit angenehm hervorstach. Da fiel am Schluß die ganze Meute über einen Transvestiten her, weil dieser seine immerhin vorhandenen schauspielerischen Fähigkeiten „in den Dienst des Klassenfeinds“ gestellt hatte - aber auch über die an Intelligenz, Unbefangenheit und Witz turmhoch überlegene Topsy Küppers, die an Stelle der Sexualität endlich die Begriffe Liebe und Sublimierung ins Gespräch werfen wollte und trotz aller Niedersehr eiversuche darauf hinwies, was Michelangelo, Shakespeare, Wilde, Tschaikowski, Platen und viele andere aus gleichgeschlechtlichen Neigungen doch alles gemacht haben.

Das war ein Lichtblick. Zu allem anderen aber fällt mir, wahrhaftig und siehe oben, nicht das geringste mehr ein. Denn da muß man leise vor sich hinspeien. Ja, da kann man doch nicht kalt und herzlos sein.’

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