6854745-1977_10_11.jpg
Digital In Arbeit

Nepal: Gefahr im Verzug!

19451960198020002020

Nepal, das Land am Fuß des Himalaya, ist nicht nur ein Paradies für Haschischfreunde und/oder Lebenskünstler, sondern bekanntlich auch für Bergsteiger, sowie, schon etwas weniger bekanntlich, für jeden, der sich für asiatische Kunst interessiert. Hoffentlich folgen den Lebenskünstlem bald die Kunstrestauratoren und später auch die Archäologen, denn im an Funden so reichen Kathmandu-Tal ist der Spaten kaum angesetzt. Aber was seit Jahrhunderten in der Erde ruht, ist wenigstens nicht vom unmittelbaren Verfall bedroht.

19451960198020002020

Nepal, das Land am Fuß des Himalaya, ist nicht nur ein Paradies für Haschischfreunde und/oder Lebenskünstler, sondern bekanntlich auch für Bergsteiger, sowie, schon etwas weniger bekanntlich, für jeden, der sich für asiatische Kunst interessiert. Hoffentlich folgen den Lebenskünstlem bald die Kunstrestauratoren und später auch die Archäologen, denn im an Funden so reichen Kathmandu-Tal ist der Spaten kaum angesetzt. Aber was seit Jahrhunderten in der Erde ruht, ist wenigstens nicht vom unmittelbaren Verfall bedroht.

Werbung
Werbung
Werbung

Nepals Baudenkmäler hingegen sind zum Teil unmittelbar gefährdet. Nicht die erstrangigen - aber auch die Fülle der zweit- und drittrangigen Kunstschätze Nepals stellt eine kulturelle Substanz dar, deren Erhaltung nicht nur den Nepalesen, sondern der ganzen Menschheit zugute käme.

Nepal ist ein der Aufmerksamkeit der UNESCO und aller Länder mit einschlägigem Know-how anzuempfehlendes Land par excellence. Zwar sind es hier nicht die steigenden Wassermassen eines neuerrichteten Stausees, wie vor Jahren in Assuan, die Kunstwerke bedrohen, aber auch hier

Maskenspiel.

Es ist auf jeden Fall bemerkenswert, wenn ein österreichischer Verlag sich eines österreichischen Autors annimmt. Die Wiener Verlagsbuchhandlung Georg Prachner hatte den Mut, das Lesedrama „Rufe im Turm” des 1894 in Österreich zur Welt gekommenen, heute in Tenero bei Lugano lebenden einstigen Ausländskorrespondenten der „Neuen Zürcher Zeitung” Friedrich Wlatnig herauszubringen, ein mit Symbolen und Aphorismen befrachtetes Werk zudem, dessen Verse in fünf- und vierfüßigen Jamben, Anapästen und mitunter auch eigenwilligen freien Rhythmen dahingleiten. Ein Maskenspiel, in dem die großen kleinen Jugenddramen Hofmannsthals und die Ausdrucksformen des allerfrühesten Expressionismus bis in unsere Tage nachhallen.

RUFE IM TURM. Drama von Friedrich Wlatnig. Georg Prachner Verlag, Wien, 60 Seiten, S 80,-.

besteht unmittelbare Gefahr für unschätzbare Werte.

Vorerst fehlt es freilich in der westlichen Öffentlichkeit am Bewußtsein für die Notwendigkeit, daß hier etwas zu geschehen hätte. Einen sehr wesentlichen Beitrag zu dieser Bewußtseinsbildung leistet Jürgen Winkler mit seinem großartigen Photoband „Nepal” im Stuttgarter Kohlhammer-Verlag. Der Photograph und Bergführer Jürgen Winkler qualifizierte sich mit diesem Buch auch als Meister in der Kunst, bildhauerische Arbeiten, aber auch Bauwerke, Architekturdetails, die Landschaft und die Menschen, photographisch hervorragend zu dokumentieren. Er war sechzehnmal in Nepal, und sein Büdband gibt einen großartigen Gesamteindruck von diesem Land, aber als wesentlichster Aspekt seiner Arbeit erscheint uns doch der diskrete, aber unüberhörbare Aufruf, Nepal bei der Erhaltung seiner Kunstschätze zu helfen.

An deren Gefährdung sind nämlich keineswegs die Landesbewohner schuld, im Gegenteil, sie lieben ihre Kulturdenkmäler und kennen sehr wohl deren Wert für die Menschheit Aber Nepal ist ein sehr, sehr armes Land. Ein Land von solcher Armut, daß viele - zum Teü minderjährige - Nepalesen Arbeit im ebenfalls nicht gerade reichen und mit Arbeitsplätzen gesegneten Indien suchen. Der Alpinphotograph Winkler ist alles andere als einer jener Allzuvielen, die auf dem Gebiet des Photographierens von Kunstwerken dilettieren, indem sie eifach die Kamera zücken, wo ihnen etwas gefällt - er fand in Mukunda Raj Aryal, Professor für Nepalische Geschichte, Kultur und Archäologie an der Tribhuvan Universität in Kathmandu, einen Mitarbeiter, der ihm den Weg zu den versteckten Kunstwerken des

Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung