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Das bessere Modell

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Wenn ein Holländer das kommende Paneuropa unter die Devise „Laßt uns fest Zusammenhalten, in der Eintracht liegt die Macht” stellen möchte, Verszeilen, die er der habsburgischen Hymne Altösterreichs entnommen hatte; wenn ein Bayer öffentlich prophezeit, Europa werde entweder nach dem altösterreichischen Modell gebaut oder zu einem gigantischen kommunistischen GULAG zusammengeschweißt werden; wenn ein Exil tscheche zuerst auf tschechisch ein Paneuropa „habsburgischen Typs” fordert und dann auf deutsch um eine Schweigeminute für die Opfer östlichen Terrors bittet; wenn Delegationen aus Belgien, Italien, der Schweiz, Liechtenstein, Luxemburg, Frankreich, der Bundesrepublik kommen, um mit österreichischen Gruppen aus allen Bundesländern die Innsbrucker Olympia-Halle zu füllen und dort, mit einem Bekenntnis zur Einigung unseres Erdteils, den 65. Geburtstag des Präsidenten der Paneuropa-Union, Dr. Otto Habsburg, zu feiern - so möchte man glauben, daß eine solche Kundgebung Niederschlag in Form von Schlagzeilen und Spitzenmeldungen der Medien finden müßte. Dies war nicht der Fall.

Landeshauptmann Wallnöfer wurde als Initiator der ARGE-Alp vom Generalsekretär der Paneuro- pa-Union, Vittorio Pons, geehrt Landeshauptmann Kessler, Regierungsmitglieder aus dem ganzen freien Europa erhielten Erinnerungsmedaillen, Dr. Otto Habsburg versprach in seiner Dankesre- de, auch in Hinkunft jede Aufgabe auf sich nehmen zu wollen, die Österreich und die Europa ihm stelle. (Und es könnten ja immerhin wieder Aufgaben sein wie jenes Durchsetzen der Moskauer Deklaration zur Befreiung Österreichs bei Roosevelt und Churchill, oder jener Vorstoß bei den amerikanischen Senatoren, der die Einschaltung Österreichs in die Aufbauhilfe des MarshalLPlans zur Folge hatte.)

Statt sich also ah derlei Unmaßgebliches zu halten, den Fackelzug des Vortags durch die nächtlichen , Straßen Innsbrucks und den Stern-’) marsch zur Olympiahalle an 20. November zu erwähnen, bemächtigten sich die Reporter linker bundesdeutscher Massenblätter einzelner in Couleur erschienener Studenten, um deren Äußerungen „faschistoide” Gedankengänge entnehmen zu können. Es geht doch nichts über den Sinn für das Wesentliche!.

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